
als der des vorigen Tages, der selten ein Ausweichen verstattete, zog sich
auf- und absteigend zwischen schroffen Felswänden hin.O In der Mitte dieses
Engpasses kamen wir an einen reissenden Bach, Rudchanei Kömaredsch
„der Fluss von Kömaredsch“ genannt, welcher ebenfalls nicht trinkbares,
bitteres Wasser enthält. Dabei war eine kleine, namenlose Ansiedelung
mit Rinderheerde. Das letzte Drittel des Weges war noch halsbrechender,
und ging lange an einem Felsabhang hin, wo er theilweise selbst ganz aufhörte.
Einer von unsern Leuten, der einen Esel ritt, glitt aus, und rutschte
den Berg hinunter, jedoch zum Glück, ohne sich weitern Schaden zuzufügen.
Dann mussten wir einen noch hohem und steilem Kötäl, Kotäli
Kömaredsch „den Gipfel von Kömaredsch“ hinauf, den wir zum grossen
Theile zu Fusse bestiegen. An einigen der gefährlichsten Stellen waren
niedrige Schutzmauern angebracht, an einer Stelle auch eine kleine steinerne
Brücke, und nahe dabei eine Strohhütte mit Zollwächtern, denen
aber nichts verabreicht wurde. Dicht am Fusse dieses letzten Felsens hatten
wir vorher in einem der vielen ausgetrockneten Strombetten Salzablagerungen
bemerkt. Jenseit des Kotäl auf dem Gipfel breitet sich eine Hochebene
aus, die theilweise angebaut ist, und nach '/4 Stunde erreichten wir
das Dorf Kömaredsch, unsere Station, wo keine Karavanserai ist, und wir
in keinem Hause ein passendes Unterkommen fanden, daher wir unser Zelt
dicht vor dem Dorfe aufschlagen liessen. Die Nacht war ziemlich kalt,
wesshalb ich meine Abäje (Beduinenmantel), wie ich auch ferner auf den
Nachtreisen that, umnehmen musste. Auch auf diesem Wege hatten wir
eine nur sehr karge Vegetation bemerkt; an einem ausgetrockneten Flussbette
sah ich seit langer Zeit wieder zum ersten Male Oleander in der Blüthe,
weiss und roth, von welchen der erstere wohlriechend, der andere aber geruchlos
war. Ausser Kapernstauden, die wir überall auf der ganzen Tour
fanden, Nebk, und ändern Domengewächsen sahen wir hier und da den
Baum Botton, welcher viel Harz liefert, und nahe dem Dorfe auch einige
Palmen. Das Wasser von Kömaredsch war wieder besser und frischer als
das von Konar Tacht, musste aber weit hergeholt werden. Milch, Butter
und Buttermilch von Ziegen war hier zu bekommen, aber nicht von Rindern,
obgleich auch bedeutende Rinderheerden hier waren. Das Dorf ist in f o
mehrern Abtheilungen gebaut, rings umher sind kahle Gebirge. Wir waren
ungefähr um 63/4 Uhr Morgens hier angekommen, so dass wir etwas mehr
als 5 Stunden geritten waren. In Konar Tacht hatte uns der Chantschi
gesagt, Kömaredsch sei nur 3 lJ2 Farsach (Parasangen) entfernt, und 1 Far-
sach sollte so viel als 1 Stunde sein. Es wurden hier viele Gurken gebaut,
welche gerade in der Blüthe standen.
Ich hörte hier folgende Anecdote: A ly , welcher von Natur sehr klein
war, ging einst zwischen Abubekr und Osman, die sich über ihn lustig
machen wollten, und ihm sagten, er sei zwischen ihnen wie ein Nun zwischen
Lam und Elif. Wohl, erwiderte er, aber, wenn das Nun weggeht, was
bleiht dann übrig? Lam und Elif d. i. La = nichts (eigentlich „nicht“).
Kurz vor unserer Abreise schickte der Ketchuda (eigentlich „Statthalter“,
hier so viel als „Dorfschulze“) nach unsern Pässen. Wir sandten ihm
die Schreiben vom Cap. Kemball und dem persischen Gouverneur von Buschihr.
Er fand sie richtig und genügend, aber cs warenrin denselben natürlich nicht
unsere Kisten verzeichnet. Leider hatten wir vergessen, uns in Buschihr
ein Teskere (Schein) für den Gumruk (Zoll) geben zu lassen, was in dem Orient
durchaus nöthig ist, da die Regierung, die persische, wie die türkische, den
Zoll verpachtet, und in Persien nicht bloss in den Städten, sondern auch
oft auf den Dörfern Zollbeamte sitzen, welche den Reisenden sehr belästigen.
Da Mr. Brühl, als Missionar, mehrere Kisten mit hebräischen Bibeln und
Tractaten angefüllt bei sich führte, so hatten wir desshalb mehrere Male
Schwierigkeiten. Auch hier verlangte der Kötchuda desshalb ein Bakschiscli.
Mr. Brühl liess ihm sagen, dazu werde er sich nicht verstehen; aber, wenn
er ein Recht habe, Zoll oder sonstige Abgaben zu fordern, so werde er ihm
Alles geben, jedoch bitte er sich von ihm eine schriftliche Quittung dafür
aus, die er dem Prinz - Gouverneur von Schiräs mittheilen werde. Auf
diese Erwiderung beruhigte er sich.
Sonnabend, den 17. Ju n i, brachen wir in der Nacht wieder auf. Wir
hatten lange auf die Milch zu unserm Kaffee warten müssen, und konnten
uns erst gegen 9 Uhr schlafen legen. Kaum hatten wir uns hingelegt, so
kam der Qatirdschi, um unsere Betten, welche immer das Erste waren,
aufzupacken. Wir mussten uns bequemen, wieder aufzustehen; und,
nachdem die Betten gepackt waren, setzte er sich hin, rauchte noch
eine. Pfeife, und dann erst packte er auf. So kamen wir um IC)lj2 Uhr
Abends fort, ritten in nördlicher Richtung die Hochebene entlang, kamen
nach 1 Stunde bei Gusfenderei Kömaredsch „ den Schafställen von Kömaredsch“
vorbei mit mehrern Hütten an beiden Seiten des Wegs , und nach
1/2 Stunde in eine Felsschlucht, welche, obgleich nur wenig auf- und abstei-
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