
von uns, die wir ihm leider nicht gewähren konnten. — Unsere Bagdader
Diener versicherten uns dabei, dass dort Resehid Pascha den Uebertritt
nicht so leicht gestatte. E r schickt solche Personen, die bei ihm sich melden,
zn dem Qadhi, um sie genau prüfen zu lassen, ob sie aus Ueberzeugung oder
aus irgend einem weltlichen Grunde dazu veranlasst werden. Ist das Letztere
der Pall, so werden sie abgewiesen. Auch erfuhr ich zugleich, dass in
der ganzen Türkei der Gebrauch ist, wenn Einer überführt wird, ein falsches
Zeugniss abgelegt zu haben, denselben auf einem Esel verkehrt statt des
Zaumes den Schwanz in der Hand durch seinen Wohnort zu führen.
Kulpagün war die Heimath unserer Qatirdschi, wesshalb wir ihnen
versprechen mussten, eine Nacht hier zu bleiben, was mir um so unangenehmer
war, da ich in dem Gemach, in welchem wir hausten, viele Schlangon-
löcher sah, und desshalb die ganze Nacht nicht schlafen konnte.*) Es gab
hier guten Wein, schlechte Aepfel und noch schlechtere Birnen. Montag,
den 4., war Kurban Beiram, wesshalb alle Läden geschlossen waren. Die
Schiiten feiern alle Feste, wie man uns versicherte, 1 Monat später als die
Sunniten. An diesem Tage wurde eine Braut mit Musik durch die Stadt
geführt. Auch hier waren die Bewohner sehr fanatisch, und Mr. Brühl kam
bei seinem Gange zu dem Rabbinen beinahe in Lebensgefahr. Nach der
Versicherung dieses Rabbinen soll Kulpagün uralt, und eine Guebernstadt
gewesen sein.
In der Nacht vom Montag zum Dienstag kamen wir erst l/2 Stunde
nach Mitternacht fort. Am Eingänge der Vorstadt ritten wir über einen
Begräbnissplatz, und sahen auf einem Grabe 2 stehende Löwen in Marmor
ausg-ehauen. Dann führte uns der Weg bei einem verfallenen Dorfe und
bei Melonenfeldern vorbei, und nach 1 Stunde in das Gebirge, wo wir über
steinigen, abschüssigen Boden kamen, der um so beschwerlicher und gefährlicher
war, als uns das Mondlicht bald fehlte. Der Weg aufwärts war ziemlich
steil, und dauerte lange; als wir aber abwärts ritten, war das Tageslicht
schon angebrochen, und der Weg auch weniger beschwerlich.**) Fast
3 Stunden vorher sahen wir schon unsere Station, die uns nur 1/2 Stunde
*) Mein D ien e r sag te mir, dass ^ Medschben, das, womit man die Milch zu
Käse gerinnen mache, die Schlangen am b e s ten v e rtre ib e , wenn man etwas davon in ih re
L ö ch e r thue.
**) Au f dem westlichen Abhange des B e rges r itte n w ir ü b e r einen alten B eg räb n issp
la tz , sahen a b e r keine Spur von ehemaligen Anbauten.
entfernt dünkte. Diese, das Städtchen Ghümen, liegt mit 4 — 6 Dörfern in
einem ebenso umschlossenen Thale, in welchem viel Baumwolle mit Ricinus,
und Tabak erbaut wird. Hier fanden wir eine alte Karavanserai, aber in
derselben im obern Stock ein hübsches Gemach für uns, und, was wir lange
vermisst hatten, einen freundlichen Empfang. Wir langten erst gegen
Uhr, also nach einem 7 1/4 stündigen Ritt hier an, obgleich die Entfernung
von Kulpagün nur 4 — 5 Farsach betragen sollte. Auffallend war uns
hier, das Wort Manut für moneta (Geld) zu hören; auch fanden wir, dass
man hier das Kef, wie auch an vielen ändern Orten, oft wie dsch aussprach,
und daher Dschelwadär für Kelwadär (d. i. Qatirdschi) sagte. Aus demselben
Grunde hatte das oben erwähnte Dorf Kalisia auch den Namen Schalisia, nur
mit noch grösserer Erweichung. Man brachte uns hier Pferde zum Verkauf,
verlangte aber für einen jungen, hübschen Hengst den enormen Preis von
500 Tomän (1500 Thaler)! 2 sehr mittelmässige Wallachen sollten zusammen
für 20 Tomän verkauft werden. — Es lebten hier gegen 30 jüdische
Familien, die aber oft in die Dörfer hausiren gehen; der Rabbiner soll in
der Qal’a wohnen, welche % Stunde von dem Orte entfernt ist; eine andere
Qal’a war dicht vor dem Städtchen, welches eine Qasaba ist. Es
wurde uns hier, wie auch zuweilen an ändern Orten, wenn wir ankamen,
ein Spiegel entgegengehalten, was glückbringend sein soll.
Um 11 */2 Uhr in der Nacht ritten wir weiter durch die fruchtbare und
vielfach angebaute Ebene, welche gegen 8 Stunden breit, und etwa doppelt
so lang ist; sie scheint wasserreicher als die vorhergehende zu sein. Unsere
Richtung war meist westlich mit weniger Abneigung nach Norden. Auch
diese Tour sollte nicht ganz sicher sein. Der Mond, welcher den folgenden
Tag voll war, leuchtete uns, bis der Morgen zu grauen begann. Nach etwa
1 Stunde hatten wir rechts von dem Wege das Dorf Daniun, 1 Stunde
weiter Teje, und nach abermals 1 Stunde ein ganz von Armeniern bewohntes
Dorf, Liliän. Weiterhin sahen wir auf der linken Seite, aber in einiger
Entfernung, Dschewarsche, dann Esilek, und endlich nach etwa 6 */*— 1
Stunden Rabat, dicht am Wege, welches am östlichen Abhange des Gebirges
liest Von da stiegen wir mehr aufwärts zwischen o s? den Bergen hin, und
kamen in eine andere Hochebene, scheinbar etwa l 1/^ Stunde lang’, und
t /2 Stunde breit, welche ebenfalls fruchtbar und theilweise bebaut war. Wir
sahen hier zuerst rechts zwischen den Bergen ein freundliches, kleines Dorf,
und gelangten gegen 7^/g XJhr Morgens nach Choremabad, dessen erstere
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