
viele Dornen, und kleine, rothe und gelbe,_ unsern Holzäpfeln ähnliche
Früchte, aber mit einem einzigen Kern trägt, unser Zelt aufschlagen Hessen.
Mit Sonnenaufgang langten wir nach etwa 8sttindigem Marsch dort an. Der
Wind hatte in der Nacht nachgelassen, es trat fast Windstille ein, die Hitze
war sein- gross, unsere Ermattung nicht minder. Beides benahm mir allen
Appetit zum Essen, nur litt ich fortwährend von einem brennenden Durst.
Das V asser war leider ohne Zuthat nicht trinkbar, so dass wir den ganzen
Tag Limonade und ändern Scherbet tranken, wofür wir uns in Buschihr
versorgt hatten. Gegen 11 Uhr in der Nacht brachen wir wieder auf, und
ritten bis Barasgün, etwa 6 Stunden Weges, wo wir gegen 5 Uhr Morgens
anlangten. Wir blieben in einer Karawanserai, wo wir uns in der linken,
offenen Halle des Thores lagerten. Die Hitze war scheinbar noch viel stärker
als Tags vorher, und noch gegen Abend wehte eine starke Luft, welche
so heiss war, dass man meinte, sie käme aus einem Backofen. Das Wasser
aus Ziehbrunnen war nicht frisch, nur wenig besser als in Achmedije, und
Buttermilch das einzige kühlende Getränk; näehstdem erquickten uns die
trefflichen Wassermelonen. Barasgün liegt am Fusse einer langen Gebirgs-
oder Felsenkette, Kuhi Sakün genannt, in seiner Nähe sind noch mehrere
andere kleinere Flecken. Es ist ein ziemlich bedeutender Ort, in welchem
keine Christen, nur 12 jüdische FamiUen, alle übrigen Bewohner aber fanatische
Schuten sind, welche Letztem stets einen Dolch und Pistolen, Viele
auch Säbel und Flinten, oder 1 Stock mit eisernem, keulenartigem Knopf,
tragen. Die Haare sind meist von der Mitte der Stirn bis Über den Scheitel
handbreit abrasirt, an den Seiten und hinten lang herabhängend, der Kinn-
hart so wie die Nägel und innere Handfläche hei den Meisten mit Henna
roth gefärbt; die Frauen und erwachsenen Mädchen tragen, wie in Buschihr
und sonst in den grössem Städten Persiens, über dem Kopf ein weisses
Tuch, welches vor den Augen eine Art gesticktes Gitter hat, und an dem
Hinterkopf zugeheftelt wird, zuweilen auch blaue, ziemlich anschliessende
Beinkleider. Auf dem Kopfe tragen die Männer die graue, spitze Filzmütze,
oder den blau- und rothgestreiften Turban, wie in Buschihr.*)
Da Barasgün der eigentHche Wohnort unsers Qatirdschi war, so verlangte
er, 2 Tage dort zu bleiben, was wir auch mit einigem Widerstreben
*) Ich kaufte h ie r einige sasanidische K upfermünz en, und unte r diesen eine der
ä lte sten von A rdeschir I.
zugaben. Wir betteten uns in der Nacht der grössem Kühlung wegen auf
dem Hofe. Um uns am Tage einigermassen abzukühlen, feuchteten wir
fortwährend unsere Taschentücher mit kaltem Wasser an, und legten sie so
über den Kopf. Montag, den 12. Ju n i, waren wir am frühen Morgen in
Barasgün angekommen, und Dienstag, den 13., wollten wir mit dem Aufgang
des Mondes wieder aufbrechen — aber die Perser sind im höchsten
Grade abergläubisch. Schon hatte der Qatirdschi Alles zum Aufbrach bereitet,
als er plötzlich ein starkes Husten vernahm; sogleich warf er Alles
wieder ab, und legte sich, da diess ein böses Omen war, wieder mit den Sei-
nigen nieder, um zu schlafen. So kamen wir erst nach 2 Uhr Morgens fort;
ich erhielt ein Maulthier, welches besser ging als der Hengst, den ich bisher
gehabt hatte. Wir kamen durch eine ebene, wüste Gegend, die nur mit
wenigen Dornensträuchern, zum Theil von dem Baume Nebk, mit ändern
Gebüschen von der Gattung Turfe, wie in Süq esch Sehiuch theilweise
zu Bäumen herangewachsen, und einer hier und da bis zu der Höhe eines
Baumes mit holzartigem Stamme sich erhebenden Pflanze, Gharq genannt,
bedeckt war. Letztere hat grosse, breite, fette Blätter, einen dicken Stengel,
aus welchem ein weisslicher, den Augen schädlicher, aber zum Färben der
Haare gebrauchter Saft reichlich fliesst; die Blüthen sind ebenfalls dick,
grün, deren spitze Blätter roth gerändert; sie stehen büschelweise zusammen.
Die Früchte haben das Aussehen von Gurken am saftigen Stengel, spitz,
oben dick, sind aber hohl, und haben im Innern Körner. Wir durchritten
bald mehrere ausgetrocknete Strombetten, angedeutet durch Massen von
Kieselsteinen, die in dem aufgerissenen Terrain umher lagen. Nach etwa
2 Stunden wurden wir durch einen starken Schwefelgeruch überrascht, welcher
lange fortdauerte. Später kamen wir durch mehrere Bäche mit Wasser
von grünlicher Farbe, ebenso schwefelartig riechend, die etwa ,/i Stunde
von dem Wege in dem nahen Gebirge entsprangen. Dabei wuchs eine
kleine Pflanze mit länglichen, dicken, sauer und bitterhch schmeckenden
Blättern, die von den Arabern gegessen wird, und auch bei Bagdad vorkommt,
und wenige andere, kleine, stachelige Gewächse, wie Kameeldorn
u. s. w. Nahe bei Dahlekije kommt man bei Quellen von schwarzem Naphtha
vorbei. Dieser Ort, den wir nach 4 '/2 Stunde erreichten, scheint immer
mehr zu verfallen; eine Menge Häuser liegen in Ruinen; die grosse Karawanserei,
obgleich ebenfalls, wie Alles, in Verfall, gewährt jedoch durch
ihre dicken Mauern weit mehr Schutz gegen die Hitze, als die viel kleinere