
und zu geben; natürlich wählte ich solche, die wenigstens nichts schaden
konnten, und ich war doch so glücklich, Manchen zu heilen. Wir entgeg-
neten ihnen, dass wir von der Medizin nichts verständen, aber Mr. Brühl’s
Diener, ein durchtriebener Bursche, machte der einen Trau aus verschiedenem
Eingemachten und Curry (einem pikanten ostindischen Gewürz) eine
Latwerge zurecht, und gab sie ihr mit einer genauen Anweisung des
Gebrauchs.
Sonntag, den 6. August, brachen wir nach kurzem Schlaf in der Nacht
wieder auf; der Weg war und blieb so vegetationslos und staubig wie vorher.
Kurz nach Mitternacht kamen wir links vor einem langO: ausOgedehnten
Dorfe vorbei, welches uns ebenfalls Mämedabad (Muhammedabad) genannt
wurde. Vorher aber schon, und zwar nur Stunde nach unserm Ausritt,
hätten wir links vom Wege in einiger Entfernung ein Dorf, Namens Tsche-
härdeh (Vierdorf), gesehen, wahrscheinlich so genannt, weil es in 4 Abtheilungen
gebaut war, wie Hebron, die Vierstadt » an« SV"!p!, und rechts"an
der Strasse eine verfallene Karavanserai. Später kamen wir noch bei meh-
rern verfallenen und verlassenen Dörfern, so wie bei Imäm säde’s (Gräbern
von Heiligen) vorbei, und 1 >/2— 2 Stunden hinter Mämedabad an das lange
Dorf Meidsehar — die Dörfer sind nämlich immer dem Wasser entlang gebaut
— dann durch ein Thor, bei welchem ein Abambar (Wasserbehälter)
war. Weiterhin war das Erdreich auf eine merkwürdige We isc zerrissen
und vielfach eingesunken, was wohl von Erdbeben herrühren mochte, theil-
weise vielleicht aber auch von dem Wasser, welches sich gewaltsam einen
Weg durchgebahnt hatte, bis zu dem grossen, auch theilweise verfallenen
Dorfe Meibüd, wo viel Baumwolle und Ricinus angebaut war, und ritten
noch bis zu dem nächsten, nur einen Büchsenschuss davon entfernten Bidabad
(Weidendorf), wiewohl ich keine Weiden, sondern nur Fruchtbäume
dort sah. Gegen 5 Uhr Morgens langten wir hier an, und liessen unser
Zelt auf einem freien Platze vor dem Dorfe aufschlagen. Es währte nicht
lange, so waren wir auch hier von Ju n g und Alt umringt, und ein Sü'id
blieb fast den ganzen Tag bei uns, und plauderte. E r fragte uns, ob es bei
uns Christen keine Seids gebe? worauf ihm Mr. Brühl antwortete, dass alle
guten Christen als Kinder Jesu angesehen würden; sodann: wenn ein Christ
reich wäre, ob er nicht Almosen geben müsse? Antwort: Allerdings geschieht
diess bei uns, aber aus freiem Willen, und Jesu allgemeines Gebot
der Liebe treibt uns dazu; ferner: ob von allen Propheten in der Bibel die
Rede sei? Antwort: „Allerdings von Allen bis auf Jesum“ ; dann: ob wir
keine spätem Propheten anerkennen? Antwort: „Nein, denn Jesus ist der
Schlussstein, in ihm ist der Geist Gottes, von dem er erzeugt, daher wir
keine weitern Propheten anerkennen können.“ E r fragte auch, warum wir
so breite Hüte tragen? und auf unsere Erwiderung, dass diess geschehe, um
die Sonnenstrahlen von uns abzuhalten, sagte er uns, sie wären allgemein
der Ansicht, dass diess nur geschehe, weil wir nicht wägten, gen Himmel zu
sehen, der doch für uns verschlossen sei. Am Ende bat er um ein Geschenk,
erhielt 1 Qrän (10 Sgr.), und — verschwand. — Das Klima in dieser Gegend
muss sehr gesund sein; man erzählte uns, dass die Menschen hier ein
sehr hohes Alter erreichten; ein Mann von 85 Jahren wünschte durchaus
noch Nachkommenschaft zu erhalten, und drang in u n s, ihm ein Mittel dafür
zu geben; man sagte uns auch, dass in einem nahen Dorfe ein noch
ziemlich kräftiger Mann von 120 Jahren lebte. 1/2 Stunde nördlich von
Bidabad liegt das Dorf Dehabad, und 2 Stunden von dem erstem in derselben
Richtung ist’ Ardekün , ein Städtchen, in welchem viele Parsi’s
wohnen sollen. In einem Dorfe, 1I2 Stunde von Jesd, sollen die Parsfs
viele alte, historische Schriften besitzen. Auch in Meibüd sollen
früher viele Parsi’s gewesen sein, und Höhlen, in denen sie gewohnt haben,
diess noch bezeugen. — In Bidabad waren viele Maulbeerbäume, und gute,
grüne Wassermelonen machten uns die Hitze des Tages etwas erträglicher;
die Felder liefern ausserdem Gurken, Waizen, Gerste und Baumwolle mit
Ricinus. Es wurde behauptet, dass man von Jesd bis Ispahän keine einzige
Quelle finde. Erst 120 Spannen tief soll man um Bidabad Wasser finden,
welches d a n n wahrscheinlich in die Höhe geleitet oder herausgepumpt wird.
Hier, wie in Je sd , Ispahän und ändern Orten müssen Felder und Gärten
alle 10 Tage bewässert werden, was, wo es Kanäle giebt, wie in Jesd, bei
Weitem leichter ist, als in Ispahän, wo die Gärten aus einemtiefen Brunnen
gespeist werden, und man mit Büffeln das Wasser herausholt; unterbleibt
diess nur e in Mal, so gehen Feld- und Gartenfrüchte zu Grunde. Regen
ist auch hier, wie in Jesd höchst selten. Das Land wird in Bidabad nicht
gedüngt, aber nach jedem Jahre 1 J ah r unbenutzt gelassen, weil hier kein
Mangel an Land ist. Der Dünger, den man sorgfältig wegschaufelt und
aufbewahrt, wird entweder für Gurken und Melonen, oder, getrocknet, zum
Brennen gebraucht. Die Landbewohner sind hier fast überall arm, und
nähren sich kümmerlich; die Frauen weben ordinäre Zeuge. Vieh giebt es