
Im J. 969 n. Chr. G. bemächtigte sich der Kaiser Nicephorus Phocas der
Stadt, die Muhammedaner eroberten sie 1084 n. Chr. wieder, mussten sie jedoch
bald darauf, 1098 n. Chr. den Kreuzfahrern überlassen. In der Zwischenzeit
hatte der 1043 n. Chr. erwählte Patriarch von Konstantinopel, Michael Carula-
rius (?) durch sein Sendschreiben an den Bischof Johann von Trani (?) in Apulien,
welches gegen die Lateiner gerichtet war, die Flamme der Zwietracht entzündet,
und Feindseligkeiten zwischen dem Patriarchen von Antiochien und
seiner Gemeinde erregt.
Während der 170jährigen Dauer der Herrschaft der Kreuzfahrer in Antiochien
wurden 9 lateinische Patriarchen über die Lateiner, und orientalische,
welche in Konstantinopel residirten, über die Orientalen gewählt. Von dieser
Zeit an begann die Trennung, und dauerte bis zu dem 1437 n. Chr. in Ferrara
begonnenen und 1439 n. Chr. in Florenz beendigten Concil. Auf demselben kam
trotz dem Widerstreben des Marcus von Ephesus die Vereinigung zu Stande,
so dass fortan nur Ein Patriarch über den ganzen antiochenischen Sprengel
gesetzt war, welcher wieder in Antiochien residirte. Wenn der Patriarch gestorben
war, so versammelten sich die Bischöfe in dieser Stadt, und wählten
mit Uebereinstimmung der Grossen des Volkes. Es wurde dann, weil man Mehrere
wählte, unter diesen geloost, der durch das'Loos erwählte Patriarch ordi-
nirt, und — seit der osmanischen Herrschaft -k von der hohen Pforte seine Bestätigung
erbeten. Diese ertheilte ihm dann, ohne Vermittelung des Patriarchen
von Konstantinopel, gemäss dem Vertrage, welchen Muhammed am 3. Muharrem
des zweiten Jahres der Hedscbra mit den Christen geschlossen hatte, ein Berat,
durch welches der Patriarch von Antiochien über die Secte der griechischen
Christen in Syrien gesetzt, und verboten wurde, sich ihm zu widersetzen u. s. w.
Der 122. Patriarch, Michael VI., welcher im J. 1530 gewählt war, verlegte
mit Genehmigung der hohen Pforte und einem Befehl, den er sich von ihr erbeten
hatte, in dem Jahre 1531 n. Chr. seinen Wohnsitz nach Damascus; und
diese Stadt ist seit dieser^Zeit bis auf den heutigen Tag die Besidenz der antiochenischen
Patriarchen geblieben. Ihm folgte nach seinem Tode als der 123.
Patiiarch Joachim V., bekannt unter dem Namen Ibn Dschum’ah. Dieser neigte
sich zu einer Vereinigung mit der römischen Kirche, und schrieb im J. 1560
n. Chr. einen Hirtenbrief, der in allen Kirchen seines Spr-engels vorgelesen
wurde. In demselben verbot er die Verläumdungen gegen die Lateiner, und
sagte, dass der römische Papst den ersten Rang unter allen Patriarchen einnehme
u. s. w. Gleichzeitig neigte sich auch Jeremias II., Patriarch von Konstantinopel,
zu einer Vereinigung, wesshalb ihn die Schismatiker absetzten, und
an seiner Stelle in Konstantinopel im J. 1558 n. Chr. den Metrophanos erwählten.
Darauf wandten sich einige Syrer, welche der Vereinigung widerstrebten,
an Metrophanos, und baten ihn, an die Stelle Joachim’s V. einen ändern Patriarchen
für den Stuhl von Antiochien zu erwählen. Metrophanos ergriff diese
Gelegenheit, ordinirte Macarius II., und sandte ihn ausgerüstet mit einem Berat
und Ferman von der hohen Pforte nach Damascus. Die Damascener gestatteten
ihm jedoch nicht, bei Lebzeiten ihres Patriarchen ihre Stadt zu betreten, so dass
er genöthigt war, bis zu Joachim V. Tode in Taräbolus zu bleiben. Dann, im
J. 1579 n. Chr. G., nahm er den Patriarchensitz in Damascus ein, starb aber schon
nach 7 Monaten. Er wird nicht mit gezählt. Ihm folgte Michael VII., welchen
die Damascener nach 2 Jahren vertrieben. An seiner Statt erwählten sie Athanasius,
Bischof von Beirut, welcher den Namen Joachim VI. erhielt, und 1603
u. Chr. G. starb. Darauf kam als der 126. Patriarch Dorotheus IV., welcher im
J. 1617 n. Chr. G. von Muhammedanern vergiftet wurde, weil er kaiserliche Befehle
vorzeigte, die Bedrückungen der Christen aufhob, und die Marienkirche
erweiterte. Diesem folgte der 127. Patriarch Athanasius IH., ein Priester von
Damascus, ausgezeichnet als ein weiser und frommer Lehrer und Katholik, der
gegen das Schisma eiferte. Die Damascener hatten ihn erwählt undordinirt;
er starb aber schon nach 1 Jahr. Sein Nachfolger, der 128. Patriarch, Ignatius
III., wurde nach Jahresfrist vertrieben, und an seiner Statt Cyrillus IV. erwählt.
Da entstand eine Bewegung in Damascus und dem ganzen Sprengel.
Beide setzten sich gegenseitig ab. Cyrillus, Bruder von Athanasius III., Sohne
des Debbäs, war Erzbischof von Bosra in dem Haurän gewesen, und ein echter
Katholik. Ignatius trachtete ihm nach -dem Leben; und er wurde im J. 1628 n.
Chr. G. ermordet, worüber der schismatisch-griechische Pfarrer Michael Brek
in seiner Geschichte Folgendes berichtet: „Im J. 1628 n. Chr. berief der Patriarch
Ignatius auf Befehl des Emir Fachr ed din ibn Ma’an in dem Marienkloster
bei der Stadt Räs (Baalbek), die zu dem Districte von Baalbek gehört, eine
Synode von 11 Matranen (NB. siehe unten am Ende) mit vielen Priestern und
Diakonen gegen Cosmas ibn ed Debbäs, genannt Cyrillus, welcher das Patriarchat
an sich gerissen hatte. Man sprach über ihn das Anathema aus, und entsetzte
ihn aller priesterlichen Würden. Darauf zogen Leute des Emir nach Da-
mascus, ergriffen den Cosmas, legten ihn in eiserne Ketten, und schleppten ihn
in die Einsiedlerhöhle, wo sie ihn eine Zeit lang gefangen hielten, aber dann ermordeten.
Auf jener Synode wurden auch 20Canones festgesetzt, von denen 11
die Verlobung, Trauung, und was damit zusammenhängt, betreffen.“ Aber auch
Ignatius starb keines natürlichen Todes; er wurde im J. 1631 n. Chr. von einem
seiner besten Freunde aus Versehen getödtet. Ihm folgte der 129. Patriarch
Euthymius II., ein Eiferer gegen das Schisma. Von ihm und für Damascus wurde
eine Steuer von 6000 Piastern verlangt; er floh desshalb nach Haleb, und starb
163.7 n. Chr. Sein Nachfolger, der 130. Patriarch, Eutychius, erklärte sich öffentlich
für die Vereinigung, und liebte die Missionäre, namentlich die Jesuiten. Er
verstattete ihnen, die Beichte in der Kirche anzuhören, und eröffnete ihnen eine
Schule. Sie predigten auch in der Kirche von Damascus. Desshalb wurde er
im J. 1643 n. Chr. abgesetzt, und an seiner Stelle der, welcher hauptsächlich
seine Entsetzung bewirkt hatte, Macarius III., der Hälebenser, nach öjähriger
Vacanz, im J. 1648 n. Chr. als der 131. Patriarch gewählt; aber auch dieser beunruhigte
die Jesuiten nicht. Er reiste in seinem Sprengel umher, zog Gelder
ein, und vertheidigte den Glauben der griechisch-orientalischen Kirche, lehrte
aber doch nicht, dass der heilige Geist nur von dem Vater ausgehe, und was
den 5 Hauptpuncten der römischen Kirche (Ausgang des heiligen Geistes, Primat
des Papstes, Verehrung der Heiligen, Fegefeuer, und ungesäuertes Brod)
widerspricht. Allein aus seinen Schriften geht hervor, dass er sich in seinen
Ansichten nicht gleich blieb, zu der einen Zeit Schismatiker war, zu der ändern
aber sich zu der den Schismatikern entgegengesetzten Meinung bekannte. Dieser
Patriarch erliess im J. 1671 n. Chr. einen Hirtenbrief gegen die Dogmen der
Kalvinisten und gegen die, welche das Mysterium der Eucharistie und der heiligen
Sacramente läugnen. Er sandte auch eine Bekenntnissschrift an den König
von Frankreich, worin er das Vorgeben Jener Lügen strafte, als sei ihr
Glaube in Uebereinstimmung mit der griechischen Kirche. Er starb im J. 1672
n. Chr., und hinterliess viele Schriften über seinen Sprengel. *)
*) In einer seiner Schriften, „ d ie B ie n e “ b e tite lt, g ieb t dieser P a tria rch folgende
in te re ssan te Notizen: