
bige Zahl zugleich taufen, und ist an diesem Feste genöthigt, dies« zu thun,
da jede Taufe über eine Stunde dauert. Die Ceremonie dabei besteht in
Folgendem:
Der Priester erscheint wie bei allen geistlichen Verrichtungen ganz weiss,
seine Kleidung ist höchst einfach, und besteht in folgenden Stücken: Unmittelbar
auf dem Leibe trägt er weissleinene, weite, grobe Beinkleider, welche
bis an die Knöchel reichen, und an dem Leibe zngeschnürt werden. Ueber denselben
trägt er ein Hemde von gleichem Stoffe, welches bis an die Kniee reicht,
und mit einem weissen gestrickten Gürtel am Leibe festgebunden wird. An
beiden Schultern hängt vom bis an die Fiisse herunter eine Art weisser Stola,
etwa handbreit. und um den Kopf hat er ein langes weisses Tuch als Turban
gewunden, von welchem an der linken Seite nach vom etwa 1 Elle herunter
hängt Ausserdem trägt er am rechten Oberarm die Taga, „Krone“, die er erst
während des Gottesdienstes aufsetzt- Diese besteht aus einem zusammengelegten
2 Finger breiten Stücke weisser Leinwand, welches unten und an den
Enden zusammengenäht, und unter die Bnrsinqa — so heisst der priesterliche
Turban — geschoben wird. Am kleinen Finger der rechten Hand trägt er einen
vergoldeten oder goldenen Siegelring, und in der linken Hand den Olivenstab,
Margena. Uebrigens erscheinen die Priester bei allen gottesdienstlichen Handlungen
barfuss. — Die Tänflinge treten, gekleidet wie die Priester, jedoch
ohne den priesterliehen Bing und Stab, ohne die „Krone“ und statt der Stola
mit einem dem Gürtel ähnlich geflochtenen Bande, welches ebenfalls vorn
herunterhängt, angethan, vor Diesen hin, der einem Jeden einen aus einem
blätterlosen im Wasser geweihten Myrthenzweige geflochtenen Bing an den
kleinen Finger der rechten Hand steckt. Hierauf wäscht sich der Priester unter
Gebet, und zwar zuerst den Unterleib innter den Kleidern), hierauf die Hände,
dann das Gesicht, und zwar jeden Theil dreimal, nimmt dreimal Wasser in den
Mund und spuckt es wieder aus. bestreicht sich dreimal die Stirn mit Wasser
von rechts nach links, wäscht sich dreimal hinter den Ohren, besprengt dreimal
die Kniee, benetzt dreimal die Füsse, die er dann dreimal in das Wasser steckt,
sprengt dreimal Wasser hinter sich, legt dreimal den Olivenstab in das Wasser,
und geht d a n n an das Bauchfass. Hier windet er unter Gebet den Myrthen-
kranz, und hält ihn in der rechten. D a n n nimmt er die Taga (Krone) von dem
rechten Arm, küsst sie. und legt sie unter den Turban auf den Kopf. Hierauf
hält er die Pandama, d. i. das an der linken Seite herunterhängende Ende des
Turbans, an das rechte Ohr, küsst den Myrthenkranz, wickelt die beiden
Spitzen des Schnurrbartes, legt die Pandama darüber. und steckt diese oben
auf dem Turban fest. Dann nimmt er das Bauchfass in die Hand, schnupft
daraus, und streut etwas davon in das Feuer, nimmt darnach die über die
Schultern hängende Stola über den Kopf, schürzt sich auf, streift die Aermel
auf, hält die Stola an das rechte Ohr, windet das eine Ende derselben um den
Hals, wirft das andere über die rechte Schulter, und bindet es vorn an das um
den Hals gewickelte Ende. Hierauf steigt er in das Wasser, taucht den Stab
zweimal wieder ein, und steckt ihn fe st. legt den Myrthenkranz darüber, und
hält den Stab mit der gebundenen Stola Nachdem er sich dreimal wieder von
hinten und dreimal von vorn besprengt hat. kommt der Täufling an das \\ asser.
Der Priester sagt ihm einige Worte vor, die e r, oder, wenn es ein Kind ist.
welches noch nicht sprechen kann, der Diener oder Gehülfe des Priesters nachspricht;
dabei steckt er den Myrthenring iwieder an den kleinen Finger der
rechten Hand, und steigt in das Wasser, wo er sich hinter den Priester stellt.
Dieser sprengt dreimal Wasser über ihn, wobei der Täufling jedesmal den Kopf
unter das Wasser taucht. Dann legt der Letztere seine beiden Hände in die
nach hinten gehaltene Linke des Priesters, die dieser darauf in die Bechte
nimmt, und mit dieser zieht er den Täufling nach vom. Vor dem Priester nun
stehend taucht er dreimal das Gesicht in das Wasser, und der Priester streicht
ihm dreimal mit Wasser über die Stirn. Nachdem diess geschehen, geht der
Täufling aus dem Wasser, und kauert vor dem Bauchfass; der Priester folgt
ihm, oder, wenn Mehrere zugleich getauft werden, dem Letzten der Täuflinge,
und stellt sich hinter ihn oder sie. Er nimmt Sesam in einer kleinen messingenen
Schale, knetet denselben mit Wasser, und bestreicht damit der Beihenach
die Stirn der Getauften, und zwar, wie oben, dreimal. Dann gehen die Täuflinge
wieder an das Wasser, waschen ihre rechte Hand, und halten sie, wieder
vor dem Bauchfass hinkauerad, in die Höhe. Der Priester bricht nun ein Stück
von dem im Tempel bereiteten heiligen Brode, Pechta genannt, ab, und giebt
es mit den Worten „ist dein Pechta“ dem Täufling in die Hand, der es sich
selbst in den Mund steckt. Dann giesst der Priester aus einem Fläschchen
Wasser in eine messingene Schale, die er dem Täufling mit den Worten „trink
deine Mambucba“ überreicht. Dieser trinkt es aus, geht dann an den Fluss,
schöpft zweimal Wasser, trinkt das zuerst geschöpfte und giesst das zweite
hinter sich. Darauf kauert er wieder hin; der Priester hinter ihm stehend legt
betend seine rechte Hand auf den Kopf des Täuflings, welcher dann ebenfalls
aufsteht, aber wieder hinkauert, der Priester neben ihm. Sie strecken ihre rechten
Hände gegen den Fluss, und der Priester nimmt zuletzt selbst Brod und Wasser,
giebt dem Täufling die Hand, und lässt ihn aufstehen, womit die ganze Ceremonie
zu Ende ist. Frauen und Mädchen haben bei der Taufe dieselbe Kleidung
wie die Männer und Knaben, nur dass sie statt des Turban ein weisses
Tuch um den Kopf werfen.
Der Priester hatte mir zu dieser Feierlichkeit Teppiche und Kissen auf den
Vorhof hin gebreitet, und zündete mir selbst meine Pfeife mit den Kohlen des
Bauchfasses an, auch unterhielt er sich während der Ceremonie und den Gebeten
mit den Umstehenden, so dass an Andacht nicht zu denken war.
Die Mandäer haben nur 3 Priestergrade. Es ist allerdings, wie man behauptet
hat, gewöhnlich, jedoch keinesweges nothwendig, dass die Söhne der
Priester sich ebenfalls dem geistlichen Stande widmen, und jeder Andere kann
gleichfalls, wenn er Lust und Fähigkeit dazu besitzt, diese Würde erlangen.
Zuvor aber muss er eine Zeitlang, und zwar in der Begel mehrere Jahre, als
Diakonus, Gehülfe oder Diener, Schganda genannt, einem Priester zur Seite
stehen, und ihm bei allen gottesdienstlichen Verrichtungen hülfreiebe Hand
leisten. Dieses Amt bildet eine Mittelstufe zwischen dem Laien- und Priesterstande,
und den Uebergang zu dem letztem. Durch blossen Handschlag —
auf welchen sie überhaupt eine grosse Wichtigkeit legen — und durch Nachsprechen
einiger von dem Priester vorgesagten Worte wird der Mandäer bei
der Taufe zum Schganda geweiht. Sobald ein Knabe schulfähig ist, kann
er dazu genommen werden. Der ältere Sohn des Priesters Jahja, jetzt 15 Jahre
a lt, hat schon vor seinem fünften Lebensjahre diese Würde erlangt. Mit dem
Beginn des 15. Lebensjahres kann ein Schganda, wenn er sich durch seine
Kenntnisse und guten Lebenswandel bewährt h a t, die Priesterwürde beanspruchen.
Mit diesem Jahre wird jeder Mandäer mündig und selbständig. Alle Ver-
gefaungen, die er bis dahin verübt, kommen auf Bechnung seiner Eltern, welche
dafür von dem göttlichen Bicbter zur Bechenschaft gezogen werden. Von dieser