
fromm, und mildthätig gegen Anne gewesen, auch viele Spenden an Mo-
. seheen und milde Stiftungen vertheilt habe. Dagegen war er gegen Said
Pascha, den jetzigen Regenten, sehr eingenommen, und, als ich ihn fragte,
ob man mit ihm zufrieden sei, entgegnete er: aJUt Lo^l insch’
allah jemut „so Gott will, stirbt er“ ; denn er ist weder barmherzig noch
fromm. E r erzählte mir, Abbas Pascha habe 2 schöne Mamlukenknaben
bei sich gehabt, welche ihm in einer Nacht eine seidne Schnur um den Hals
gezogen, und dann die Kehle abgeschnitten haben; sie seien dann nach
Alexandrien geeilt zu Said Pascha, der sie freudig empfangen, reichlich belohnt,
und Freudenfeste angestellt habe. Abbas Pascha hinterliess 3 Söhne;
Elhem Pascha, der älteste, damals 13 — 14 Jah r alt, Schwiegersohn des
Sultan, wohnte damals in Benha(?), einem weiter südwestlich gelegenen
LustscElosse. Wäre er, so behauptete derselbe, zur Zeit der Ermordung
seines Vaters in Cairo gegenwärtig gewesen, so würde man ihn, aus Liebe
zu ihm, namentlich aber zu seinem Vater, zum Pascha ausgerufen haben.
Seine beiden jüngern Brüder heissen Häsin Bey, so genannt, weil seine Mutter
bei seiner Geburt starb, und Gharib Bey, weil er in Suez, und von
einer Sclavin geboren ist. Mein Führer meinte, die Aegypter würden jedenfalls
glücklicher leben und viel weniger bedrückt sein, wenn sie unmittelbar
wieder unter die türkische Regierung kämen. — Der damals noch unsichtbare
Marstall von Abbas Pascha sollte nach seiner Versicherung die ausgezeichnetsten
Pferde enthalten, und nur der Ausschuss davon verkauft sein.
Wir ritten von da nach der Stadt zurück zu der veralteten und halb
verfallenen, auch nicht mehr gebrauchten Moschee Deilün, von Ahmed
Deilüni erbaut. Sie soll die älteste Moschee und über 1000 Jah r alt sein.
Auf der schön verzierten hölzernen Treppe las ich in neuarabischer Schrift
die Jahrzahl 676 d .H .; sie hat aber viel kufische Inschriften und 5 Reihen
von dicken Säulen oder Pilastern in Marmor, 16 in jeder Reihe. — Unterweges
war ich bei vielen Gräbern vorbeigekommen, an denen ich messingene
Röhren sah, aus welchen die Vorübergehenden Wasser trinken. Am Beiram-
fest nach dem Ramadhän gehen die Moslemen zu den Gräbern, dort zu
essen, zu trinken, und sich zu belustigen.
Von da ritt ich zu dem Dragoman des Pr. Consulats, und ging mit
ihm zuerst zu dem armenischen Patriarchen, der mich sehr herzlich empfing.
E r war früher hier Priester gewesen, von dem Katholikös in Sis zum
Bischof, und von dem Patriarchen yon Jerusalem zum Erzbischof und P a triarchen
geweiht worden. Zu ihm kam auch der katholisch-armenische
Wardapet und Bischof, der mir weniger zusagte, aber besser unterrichtet
war. Er war aus dem Libanon, von dem dortigen Patriarchen geweiht,
und nach Cairo gesendet worden. Früher soll hier die Zahl der Armenier
sehr gering gewesen sein, und sich erst seit Mehemed ’Aly vermehrt haben,
aber doch nicht über 700 Seelen betragen. Armenier alten Glaubens sollen
nur etwa 500in Cairo sein. Dem Patriarchen war erst nach vielen Schwierigkeiten
verstattet worden', eine neue. Kirche zu bauen, welche seit etwa
15 Jahren bestand. Von armenischen Manuscripten soll wenig oder gar
nichts zu finden sein. — Von da begab ich mich zu dem koptischen Patriarchen,
einem jüngern Manne, welcher mir ebenfalls versicherte, dass man
ausser einigen memphitischen Handschriften der Evangelien und Briefe, so
wie der Psalmen und historischen Bücher des A. T. in Cairo nichts besitze.
Das koptische ■ Patriarchat ist ganz neu und gross. In demselben ist die
koptische Schule, worin die Kinder recht geläufig das Koptische lesen,
ausserdem aber das Französische, Italienische, und vorzugsweise das Englische
lernen, da die Engländer sie sehr begünstigen. Der Patriarch spricht
und schreibt das Amharische, aber nicht das Aethiopische.
Am Nachmittag ritt ich durch das Thor Bäb el fotuh, liess
dann rechts die Strasse nach Suez liegen, an welcher der grosse Marstall
von Abbas Pascha ist, kam bei Gärten vorüber, und über einen Begräbniss-
platz nach dem ziemlich grossen Dorfe el Haswa. Dann führte der Weg
bei Qubbeh Demir tasch und Qubbet Ibrahim (?) vorbei — rechts blieb
das schöne und ausgebreitete Palais von Abbas Pascha liegen, mit allem
Zubehör el Abbasije genannt — eine Allee von Schök rumi u. s. w. entlang,
und gelangte nach etwa 2 Stunden nach Mattarije, wo in einem lieblichen
Garten die uralte Sykomore ist, unter welcher Maria und Joseph mit
dem Jesukindlein gesessen haben sollen. Die Feigen fielen eben ab — der
breit ausgedehnte, zerrissene und knollige Stamm theilt sich in 2 grosse
Aeste, und verbreitet weithin Schatten. Ein Blumenstrauss wurde mir
gewunden, und ich erhielt auch auf mein Verlangen 2 lange Schoten
von dem nahe dabei am Rande des Gartens stehenden Baume
ja+m, »L a . ChijÜr Schember, Cassia fistula, den ich hier zum ersten Male
sah. i/4 Stunde weiter gelangte ich zu dem Obelisken (von On, Heliopolis),
welcher ebenfalls in eineni Garten steht. Hier wurde mir ein Rosenbouquet
überreicht. Der Ort, zu dem diess gehört, wird el Hösn genannt. Nach