
des Mr. Hector, einen gut unterrichteten Armenier, welcher mir mehrere interessante
alte Münzen zum Kauf verschaffte, und es übernahm, einen
Qatirdschi d. i. einen Mucker, nach Schiräs zu besorgen. Wegen des Rain
adhän gingen aber nur selten Karawanen. Endlich kam eine solche von
Schiräs, und wir mietheten von derselben Pferde zu der Keise dahin. Wir
zahlten 14 Qran d. i. 70 Piaster für jedes Keitpferd, und 35 Qran d. i.
175 Piaster (1 Qran = 5 Piaster) für je 100 Män d. i. 750 Pfd. Gepäck.
1 Tomän (die persische Goldmünze) ist = 10 Qran — in Buschihr aber gilt
der Tomän nur 93/4 Qran - 1 Qran = 10 Schahi, 1 Schahi = 10 Pul
(Kupfermünze). Den 9. Ju n i wollten wir gegen Abend von Buschihr ab-
reisen, wurden aber durch einen gewaltigen Sturm daran verhindert. Der
Qatirdschi schickte desshalb die Pferde nicht, und wir waren genöthigt, ob
wir uns gleich schon verabschiedet hatten, noch einen Tag zuzugeben. Koch
Einmal assen wir in der Residenz, und deleetirten uns nochmals an den
köstlichen Kartoffeln, die aus Indien gekommen waren. Der Sturm hielt
die ganze Nacht an, daher wir nicht auf dem Dache bleiben konnten, sondern
unten in unsern Zimmern schlafen mussten, wo wir, wie schon erwähnt,
trotz Oeflfnung der Fenster, vor übermässiger Hitze nicht zum Schlafe kommen
konnten.
Auch den folgenden Tag liess der Wind nicht nach, aber dennoch ritten
wir, freilich erst kurz vor Sonnenuntergang, wie die Perser während
des Sommers zu thun pflegen, ab durch die mit einer gebrechlichen Lehmmauer
versehene, und meist aus Strohhütten bestehende Stadt zum Thore
hinaus, eine lange, breite Wüste entlang, welche fast kein Grashälmchen,
nur hier und da kleine Dornsträucher (qarn d. i. „Horn“ genannt), und in
der Ferne Palmen zeigte. Nach etwa 1j2 Stunde verkündete ein Kanonenschuss
von Buschihr den Moghreb — denn es war noch Ramadhän — der
hier wie bei den Juden mit der Erscheinung des ersten Sterns beginnt.
Nach ungefähr 1 Stunde trafen wir die Packthiere, welche am Morgen
schon beladen und vorausgegangen waren. Wir stiegen ab, lagerten uns,
assen etwas, und versuchten zu schlafen, bis wir gegen 10 Uhr wieder aufbrachen.
Wir ritten in fast südlicher Richtung weiter, und hatten, da
Buschihr auf der Spitze einer grossen Landzunge liegt, rechts und links in
weiter Feme das Meer, dessen Ueberfluthungen theilweise Moräste hinterlassen
hatten, welche unsere Thiere durchwaten mussten; wo diese ausgetrocknet
waren, lag das Salz zu Tage. Gegen 2 Uhr Morgens — wir hatten
Vollmond — erreichten wir das Dorf Tschachädak, welches gewöhnlich das
erste Nachtquartier bildet. Cap. Kemball hatte dort ein Absteigequartier;
unser Qatirdschi, dessen Herr ein zu dem Islam übergetretener Jude war,
wollte aber hier nicht bleiben, und wir bequemten uns zur Weiterreise;
jedoch hatte der kurze Ritt, weil wir in der vorhergehenden Nacht vor Hitze
nicht hatten schlafen können, uns so angegriffen, dass wir jeden Augenblick
vor Müdigkeit von den Pferden zu fallen fürchten mussten. Wir stiegen
daher dort ab, sagten dem Qatirdschi, er solle Einen von seinen Leuten als
Wegweiser uns zurücklassen, und legten uns 1l i~ 0 1ls Stunde unter einer
Palme nieder. Als wir erwachten, war kein Wegweiser da; der Qatirdschi
hatte nur Mr. Brühl’s Diener ganz allgemein die Richtung des Weges angegeben,
und war mit der Karawane, als wir aufbrachen, ganz aus unserm
Gesichtskreis verschwunden. Einige Soldaten waren in der Nähe gelagert,
vielleicht wegen der Unsicherheit der Strasse, weil die Dorfbewohner uns
sagten, dass viele Wegelagerer in der Nähe umherstreiften. Wir kehrten
uns nicht daran, ritten fort, hatten aber bald den Weg und die Richtung
verloren, da nirgends die Spur einer Strasse zu sehen war. Nachdem wir
über 1/2 Stunde ziemlich stark geritten waren, feuerten wir eine Flinte ab,
um unsere Leute aufmerksam zu machen, hörten aber keinen Schuss der
Erwiderung; schon waren wir im Begriff, bis Tages Anbruch zu warten,
als wir endlich auf den Gedanken kamen, uns dem Instinct unserer Thiere
zu überlassen: wir liessen sie gehen, wohin sie wollten, und bald hörten wir
zu unserer Freude in der Ferne die Schellen der Maulthiere. Wir ritten
nach dieser Richtung hin, und erreichten nach etwa-pg Stunde glücklich die
Unsern. Die Orientalen, weil sie fast durchgängig sehr furchtsam sind,
schwatzen fortwährend von der Unsicherheit der Wege, und, wollte man
sich nach ihnen richten, so dürfte man kaum einen Schritt ausserhalb einer
Stadt oder eines Dorfes ohne starke Bedeckung thun. In der asiatischen
Türkei haben sie so ganz Unrecht nicht'; doch muss man bedenken, dass die
Räuber ebenfalls Orientalen, und also ebenfalls furchtsam sind, die namentlich
vor Europäern gewaltigen Respect haben. In Persien reist man übrigens
viel sicherer als in der Türkei, weil jeder Ort, in dessen Nähe eine
Plünderung Reisender stattgefunden hat, von Seiten des Gouvernements
den Schaden zu ersetzen gehalten wird.
Wir ritten noch bis zu dem ziemlich bedeutenden Orte Achmedije, vor
welchem wir unter einem Baume, Nebk genannt, welcher kleine Blätter,