
Einer, der des Abends nicht gut sieht, wird J u ’aschwil genannt. Ein
Solcher muss sich kochein, d. h. das Auge bestreichen und zwar mit dem
Blut von Eledermäusen.
Ein sehr bekanntes Eärbe- und Arzneimittel ist die Henna, von welcher
ich schon früher bei Damascus gesprochen habe. Dort aber, wie in
Beirut, wird sie oft verfälscht, mit Sand und Staub vermischt, um das Gewicht
zu vermehren. Die beste kommt von Basra, und nächstdem aus
Aegypten. Ich nahm daher von Süq eine ziemliche Quantität für etwa
12 Sgr. mit, und erfuhr über den Gebrauch und die Behandlung derselben
Folgendes: Man sammelt die Blätter, trocknet sie, zerstösst sie dann in einem
Mörser, und mahlt sie darauf mit einer Handmühle ganz fein. Bei dem Gebrauch
vermischt man die Henna mit etwas Wasser und dem Saft von sauren
Citronen, und bestreicht dann die Nägel an Händen und Füssen. Ausser-
dem ist es aber bei den Schiiten gewöhnlich, den Bart am Kinn damit zu
färben. In Beirut u..s. w. legt man Abends Henna nur mit Wasser vermischt
auf die roth zu färbende Stelle; am Morgen wäscht man die Henna
wieder ab, legt zerstossenen Ammoniak mit Wasser vermischt darauf, darüber
fein zerstossenen Kalk oder Gyps, und hält die Stelle kurze Zeit über
das Feuer, damit es trockne. Dann ist es fertig, und die Stelle bleibt wohl
1 Monat lang roth. Sie wird auch gebraucht, um Wunden schnell zu heilen,
und soll sehr kühlend sein. Auch bei dieser Anwendung wird siö nur mit
Wasser vermischt. Wenn die Wunde sehr schmerzt und brennt, so nimmt
man frischen, noch warmen Kuhmist, vermengt diesen mit Henna und etwas
Essig, und legt diess auf die 'Wunde. Es soll kühlen, zusammenziehen und
sehr schnell heilen. Will man die Henna längere Zeit aufbewahren, so muss
man sie in Leder einnähen. Ich nahm dazu einen Beutel von Gazellenfell,
welcher 3 P. = 6 Sgr. kostete.
Es ist bekannt, dass die Araber Skorpionen- oder Schlangensteine
haben, d. h. kleine polirte Steine, welche, wenn man sie auf die verletzte
Stelle legt, das Gift aus der Wunde saugen sollen; nach dem Gebrauche
thut man sie in Milch, welche wieder das Gift aus dem Steine
ausziehe; thut man das Letztere nicht, so soll der Stein zerbrechen (?!).
Der Secretär des Scheichs zeigte mir einmal einen ändern Stein, den er De-
mevi, Blutstein, nannte. E r war in der Form eines 4eckigen Siegels,
ebenfalls geschliffen, und hatte die rohe Abbildung eines 4füssigen Thieres,
scheinbar eines Steinbocks, eingeschnitten. Seine Farbe war die von gewohnlichem
schlechten Siegellack, also wahrscheinlich ein Blutjaspis. Er
versicherte mir, dass der blosse starre Anblick desselben Nasenbluten,
Blutgang der Frauen und Mädchen, überhaupt alles Bluten sogleich stille,
und dass er sich selbst davon überzeugt habe. Tanus, mein Diener, sagte
mir dabei, dass ähnliche Steine auch in seiner Heimath, in Beirut, dem Libanon
u. s. w. dagegen gebraucht würden; diese seien aber ganz glatt, ohne
Bild und Schrift, man richte erst den Blick ganz starr auf sie, und drücke
sie dann an die Stirn. *)
Gegen das so häufige Wechselfieber braucht man eine Fischhaut, Der-
fil genannt, welche aus Persien oder Indien kommen soll. Man nimmt ein
kleines Stück davon, legt es auf glühende Kohlen, und hält das Gesicht
darüber, so dass man sich damit räuchert. Augenblicklich soll das Fieber
weichen und nicht wiederkehren.
Um Fische zu fangen, bedienen sich die Araber, wie auch bei uns
zuweilen geschieht, öfters eines Betäubungsmittels. Sie nennen es Sehr
Semek, oder auchHos. Es wird dazu die Frucht eines Baumes genommen,
welche traubenartig an demselben wächst. Diese zermalmen sie, nehmen
2 Theile von dieser Frucht und 3 Theile Waizenmehl, welche sie zusammen
mit Wasser vermischt zu einem Teig kneten. Dann machen sie kleine
dünne Nudeln oder Kügelchen, die sie an der Sonne trocknen, stecken kleine
Stückchen davon in Kegenwürmer, und werfen diese in das Wasser. Die
Fische haschen sogleich darnach, werden dadurch ohnmächtig, kommen auf
die Oberfläche, und stehen allmälig ab. Den Menschen soll der Genuss dieser
Fische nicht schaden, nur sollen auch sie davon etwas betäubt werden.
In der Nähe von Schuschter und Disful, dem alten Susa, findet sich
ein Stein, ähnlich dem Feuerstein, welcher Salbüch genannt wird. Dieser
wird im Feuer zu feiner Asche gebrannt, und giebt dann mit Eiweiss vermischt
einen guten Kitt. E r findet sich an und in dem Wasser, in kleinen
und grossen Stücken von verschiedener Farbe. Sie vermischen damit auch
Sernich (Arsenik), und brauchen diese Mischung zur Vertilgung der Haare.
Den gebrannten Salbüch nennen sie Nura. Mit Holzasche und Wasser ver*)
E in Bagdadenser zeigte mir einen Stein von grünlich grauer F a rb e , H ad sch a r ben
Sehre von ihnen g en an n t, d e r die K ra ft je d e s G ifte s, welches man genossen h a t, v e rnichten
so ll, wenn man etwas davon ab s ch ab t und v e rsch lu ck t. Be i Schlangenbissen
braucht man ihn nur auf die Wunde zu d rü ck en , wodurch der Biss unschädlich wird.
E r v e rla n g te dafür etwa 10 T h a le r!