
chen Fasern, die Gelenke werden zerstört (les articulations se détériorent), die
Bander blättern sich ab, die Gelenkhäutehen werden durchlöchert, die Knochen
werden angefressen (se carient), brandig (se nécrosent), und nach einer unendlichen
Arbeit in dem Zeitraum von einigen Monaten ohne andere Mittel als die
einfachste und oft schlecht angewendete Sorge für Reinlichkeit, tritt wie durch
ein Wunder die Vernarbung ein, und die Krankheit zeigt sich darauf anderwärts.
So lange der Aussatz um die Haut und das Zellengewebe unter der Haut
angreift, klagen die Kranken sehr selten. Die Meisten unter ihnen schlafen
und essen, wie alle Ändern. Es finden sich aber auch Solche, die ein Gefühl
von Schwäche zeigen. Wenn aber das Uebel die Gesichtsmuskeln zernagt
(anfrisst, ronge), oder die Glieder der Hände und Füsse verdirbt, so tritt auf
dem Puncte der gänzlichen Vernichtung eine mehr oder weniger intensive
Reaction ein.
Die Krankheit afficirt ohne Unterschied alle Theile der Haut, vornehmlich
das Gesicht, die Hände, das Scrotum; aber gewöhnlich desorganisirt sie die
darunter liegenden Theile nur an den Extremitäten und an dem Kopfe. Die
Degenerescenz der Lepra dringt zuweilen in die Brust durch die Oeffnuug der
Nasenhöhlen, deren Schleimhaut sie zerstört, und darauf in die Luftröhre (trachée),
indem sie die gewöhnliehen Symptome des mit dem Abnehmen der Stimme
verflochtenen Katarrh’s hervorbringt.
Die Eiterung, welche aus den Geschwüren dringt, erlangt nur durch die
Caries ( Knochenfrass ) der Sehnen und Anderer weissen Theile einen unangenehmen
Geruch ; so lange, als die Affection auf die Haut und auf das Zellengewebe
unter der Haut beschränkt ist, ist die Materie (der Eiter) geruchlos,
sobald man die gehörige Sorge für die Geschwüre anwendet. Von innern Verletzungen,
welche diese Krankheit vielleicht erzeugt, kann ich nicht sprechen,
da ich nie Gelegenheit hatte, einen Aussätzigen zu seciren.
Der Aussatz ergreift seine Opfer in jedem Lebensalter; der Frühling und
Herbst sind die Jahreszeiten, wo diese Affection den Kranken eine innere Revolution
empfinden lässt, und oft einen Fortschritt der Krankheit bedingt.
Es sterben Aussätzige in jedem Lebensalter, aber es ist mir nicht bewiesen
worden (ausgenommen bei häufigen Complicationen in allen chronischen Krankheiten)
, dass der Aussatz das Leben sehr verkürzt. Ich kenne Aussätzige von
70 Jahren und darüber, welche diese Krankheit in ihrer Jugend bekommen
haben. Der Oekonom des christlichen Hospitals ist 28 Jahr alt, ist von dem
Aussatz im 2. Stadium ergriffen werden, hat guten Appetit, gute Verdauung,
und leidet gar nicht, ist von mittler Statur, gut gewachsen, geht mit Leichtigkeit,
sein Gesicht ist aufgeschwollen, bestreut mit weisslichen, braunen oder
gelblichen Eiterblattern (pustules), einige davon sind in dem Zustande der Eiterung,
und er erklärt, dass Verschleimung derselben Art auch auf ändern Theilen
des Körpers in verschiedenen Abstufungen existiren.
Ich habe in dem christlichen Hospital 27 männliche und 12 weibliche Aussätzige
gezählt. Die Kränksten werden durch die Ändern verpflegt; denn oft ergreift
die Krankheit auf der höchsten Stufe der Intensität die Finger und Zehen, zerstört
die Gewebe, macht die Muskeln schwären, zerfrisst die Knochen dergestalt,
dass die vollständige Trennung der afficirten Gegenden in einigen Monaten
bewirkt wird; dann tritt die Vernarbung hinzu, aber die Kranken bleiben mit
den Stumpfen der Glieder, mit denen sie nichts mehr anfassen können. In
diesem Zustande gewähren die weniger Unfähigen ihren Leidensgefährten alle
Sorgfalt und Tröstungen, deren sie fähig sind.
Ich habe eine F'rau gesehen, deren Hände keine Spur mehr von einem
einzigen Finger zeigten; Alles war durch den Aussatz bis zur Extremität der
Mittelhand (metacarpe) zerfressen; die Vernarbung war vollendet, aber es
zeigten sich Risse (gerçures)* und Ungleichheiten, wie nach einer Verbrennung.
Ich sah auch einen Aussätzigen, bei welchem die Muskelsehne (1 apanevrose)
der F'ussohle unbedeckt und theilweise durch die Krankheit zerfressen war.
Das muhammedanisehe Hospital hatte 8 männliche und 3 weibliche Aussätzige
mit einem nicht aussätzigen Oekonomen, der seit 10 Jahren in dem Hause
wohnt.
Die Aussätzigen glauben ebenso gut, wie die Damascener, dass ihre Krankheit
unheilbar ist; daher nehmen sie durchaus keine Arznei gegen den Aussatz,
sondern nur gegen andere Krankheiten, die sie bekommen können. Sie thun
weiter nichts, als dass sie die ersten weissen Flecken, welche auf der Haut
erscheinen, brennen oder ätzen (cautérisent). Diess geschieht aber nicht
(sowohl) aus Vertrauen, als vielmehr, damit es eben geschieht, denn sie erkennen
Alle die Nutzlosigkeit davon. Ich kann nicht sagen, bis auf welchen Punct
dieses in Verzweiflung setzende System wahr sein kann, denn ich habe noch
nicht die Heilung eines Aussätzigen versucht.
Ur s a c h e n .
Da die Aetiologie sehr dunkel is t, und die Gelehrten unserer Zeit diese
Frage schon genügend untersucht haben, so werde ich, ohne eine Behauptung
zu wagen, der Schwierigkeit auszuweichen suchen, indem ich weiter nichts
thue, als die zu meiner Kenntniss gekommenen Facta aufzuzählen.
Das muhammedanisehe Hospital wird von einem Christen verwaltet, welcher
seit 10 Jahren mit den Kranken zusammen wohnt, und doch nie die Krankheit
bekommen hat. Bei dem Christen sind 2 Diener, welche ebenfalls schon mehrere
Jahre in dem Hospital wohnen, ohne von der Krankheit ergriffen worden
zu sein. Die Damascener besuchen die Aussätzigen, berühren sie und essen
mit ihnen, ohne krank zu werden. Sie sind überzeugt, dass die in Damascus
Geborenen, wenn sie nur stets in der Stadt bleiben, nie von dieser Krankheit
befallen werden. Diess ist irrig, da viele geborne Damascener, die auch hier
wohnen blieben, den Aussatz bekommen haben. Merkwürdig ist, dass ich diese
Krankheit nie bei den Armen von Damascus gesehen habe, ob ich gleich möhr
als alle anderen europäischen Aerzte zu ihnen gekommen bin ; ich habe sie stets
in der Mittelklasse gefunden, bei denen ich sie aber auch nie auf der dritten,
und selten nur auf der zweiten Stufe bemerkt habe. Ich zweifle daher an ihrer
Contagiosität, und glaube vielmehr, dass sie sich forterbt; denn ich kenne in
denselben Familien mehrere Personen, die davon ergriffen sind, und die Aussätzigen
haben mir selbst gesagt, dass die meisten Kinder, die sie nach ihrem
Erkranken bekommen, von dieser Krankheit später heimgesucht worden sind,
ich sage die Meisten, um der Wahrheit die Ehre zu geben, denn man hat auch
Ausnahmen angeführt.
Die muhammedanischen Aussätzigen lachten sehr, als ich sie fragte, ob
sie nicht den Genuss des Schweinefleisches als den Bedingungsgrund der Krankheit
betrachteten; denn sie versicherten mir, nie das Fleisch von diesemThiere
gekostet zu haben. *)
*) Gleichwohl möchte ich behaupten, dass das F e tt eine H au p tu rsa c h e dieser K ra n k h
e it ist. D e r A ra b e r, und zwar der an gesessene, nimmt Hammeltalg im Uebermass zu