
redet war, nicht kamen, um Alles zurecht zu machen, so schickten wir zu
ihnen; sie aber liessen uns sagen, dass sie gar nicht nach Ispahän, sondern
direct nach Schiräs, ihrer Heimath, gehen wollten, vermuthlich, um noch
mehr Geld von uns zu erpressen. Wir liessen sie zu uns kommen, und
drohten ihnen, im Weigerungsfälle sie durchzuprügeln, und in das Gefang-
niss werfen zu lassen. Diese Drohung verfehlte ihre Wirkung nicht, sie
gaben nach. Unser Wirth drückte wiederholentlich sein grosses Bedauern
aus, dass wir ihn schon wieder verlassen wollten. E r sagte, seit unserer
Ankunft sei es hell in seinem Hause geworden, nun aber würde wieder
Finstemiss in demselben eintreten, und bedauerte sehr, nicht stets mit uns
zusammen gewesen zu sein.
Am Tage unserer Abreise waren wir noch von Manekdschi zum Mittagessen
eingeladen, wobei auch der Ketchuda der Parsi war. Dieser, Namens
Rüstern, war einmal mit Gewalt zum Moslem gemacht worden, und
hatte den Namen Mervän erhalten. E r floh darauf in eine armenische Kirche
von Dschulfa, und erlangte von da aus nach 40 Tagen einen Fermän, durch
welchen ihm verstattet wurde zu seinem alten Glauben zurückzukehren. E r
speiste mit Kaichosru dem Munschi, und Ormusddschi dem Sohne von Manekdschi
an einem besondem Tisch, weil sie kein Fleisch assen; auch fassten
sie die Becher mit blosser Hand an, weil sie sich gewaschen, die nöthigen
Reinigungen vorgenommen hatten. Die Ändern legten ein Tuch bis an den
Rand des Bechers, damit die durch den Hauch verunreinigten Lippen denselben
nicht berührten. Mit diesen assen wir zusammen an einem ändern
Tisch; auch unser Hauswirth, ein trotz der ausgestandenen Plünderungen
noch immer wohlhabender Parsi, scheute sich nicht, mit unsern Dienern zusammen
zu essen. Wir hatten viel Gerichte, und wurden genöthigt, viel
Wein zu trinken, der mir nicht besonders zusagte, und einen Nachgeschmack
von Juchten hatte.
Noch muss ich bemerken, dass Jesd wegen der schönen Frauen und
Mädchen berühmt ist, und dass diese besonders bei den Parsi’s zu finden
sein sollen. Ich habe nur die F rau und Tochter unsers Wirths gesehen,
aber bei diesen keinesweges den Ruf begründet gefunden.
D ie Q a tird sch i, welche n a ch Ispahän od e r Kasehän oder T eh e rän d ire c t g eh en , b le ib en
J e d e r in einer besondern K a rav an se ra i.
Dreizehntes Kapitel.
Reise von Jesd nach Ispahan.
Erst 3 Stunden nach Sonnenuntergang kamen wir Sonnabend, den
5. August, fort, und hatten ziemlich 1 Stunde lang durch die Stadt zu reiten,
da das Thor, welches nach Ispahän führt, an dem entgegengesetzten
Ende liegt. Von da gelangten wir in eine grosse, staubige Ebene, welche
rechts und links, aber in weiter Feme, von kahlen Felsen umgeben ist; sie
ist ohne alle Vegetation, kein Grashalm, selbst kein Domstrauch ringsum
sichtbar. Nach l */2 Stunde erreichten wir ein langes, halb verfallenes Dorf
mit Wasser und Brunnen, Mämedabad (d. i. Muhammedabad) genannt, und
1 Stunde darauf ein ebenso verfallenes Dorf, welches unsere Qatirdschi
Eschkiser nannten. 3 Stunden später berührten wir das Dorf Himmetabad
oder Himmutabad, welches links von der Strasse lag, mit Bäumen und Feldern
von Baumwolle und Ricinus, und 2 Stunden vor Sonnenaufgang, also
nach 7ständigem Ritt gelangten wir nach Essabad, wo wir nicht in der Karavanserai,
sondern ausserhalb des Dorfes auf dem Begräbnissplatz uns
niederliessen, und das Zelt aufschlugen. Nahe dabei war noch eine zweite
Karavanserai, und uns gegenüber, südwestlich, das Dorf Sadrabad. Der
Tag war sehr heiss, aber das dortige Wasser sehr frisch und schön. Einen
grossen Theil des Tages blieben wir in einem kühlen Leichenhaus, wo sich
Viele um uns versammelten. In dem Hintertheil desselben waren 3 Stufen
an der Mauer, vielleicht für den Imäm, der von da aus das Gebet über die
Leiche spricht, rechts und links waren 2 Gemächer, deren jedes ein Grab
enthielt. Gegen Abend bestürmten uns eine Menge Frauen, um allerhand
Arzeneien von uns zu erbitten, die Meisten verlangten Mittel gegen Sterilität.
Es ist eine bekannte Sache, dass jeder Europäer in den Augen der
Orientalen ein Arzt sein, oder doch medizinische Kenntnisse besitzen muss;
auch ich war oft gezwungen, Mittel gegen einzelne Leiden zu verordnen
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