
Der Sä’ferän gesehen hatte, sollte hier sein, und zwar in syrischer Sprache,
aher nicht ganz vollständig, ein schöner Codex, jedoch nicht käuflich, da er
gleich einigen ändern Manuscripten Eigenthum der Kirche sei. In Diarbökir
sollen sich mehr syrische Handschriften finden.
In Orfa sind auch die houtons heimisch, wie in Häleb und vielen
ändern Orten. Sie sind aber hier eigenthümlicher Art. Jedes Kind bekommt
sie im 2ten oder 3ten Jah re , und behält sie 2—3 Monate. Man nennt sie
Orfa dschibäni. Erwachsene Personen bekommen sie ’nicht, Fremde nach
einem Aufenthalt von 2 — 3 Monaten. Man behauptet, dass sie durch die
Luft erzeugt werden, welche sonst sehr gesund ist. Man wendet gegen sie
eine besondere Medizin an, auch Wolfsmilch, Boghla genannt, wird dagegen
gebraucht. — Man sagte mir, dass, wenn man die Blume des rothen Mohns,
Na’män genannt, fest auf die Haut binde, dadurch eine Beule her-
vorgehraeht werde.
Man zieht hier viele Seidenwürmer, versendet aber die rohe Seide nach
Häleh. Berühmt sollen die weissen und rothen wollenen Zeuge von Orfa sein.
Die Felsenkette an der Südseite von Orfa heisst Orfagebirge, Dschebel
Orfa; an derselben liegt auch in südöstlicher Richtung das alte Charran.
Man hat in Orfa einen eignen Cement, bestehend aus Kalk, der mit
Pferdedünger gebrannt wird, und eine steinfeste Masse geben soll.
Dienstag, den 24. warteten wir vergebens auf die verheissenen Last -
thiere. Nach einigen Stunden sagte endlich unser Wirth,' dass man doch
noch Maulthiere, und zwar 14 für uns bestellt habe. Endlich kamen diese
mit kurdischen Bauern, die der Kawass mit ihren Thieren gewaltsam
gepresst hatte. Aber sie luden nicht auf, theils weil sie es nicht recht verstanden,
theils aber, weil sie es nicht eher thun wollten, als bis sie ihr Geld
hätten. Wir verstanden uns endlich dazu, ihnen die Hälfte voraus zu geben,
wenn sie einen Kefil, einen Bürgen, in Orfa stellen würden. Diess geschah,
und nun endlich bequemten sie sich aufzupacken. Da aber vorauzusehen
war, dass sie nur mit Widerstreben mit uns gehen würden, und in der Nacht
uns vielleicht im Stich lassen und entfliehen könnten, so versprach uns der
Gouverneur, uns 12 Reiter mitzugeben. Statt deren kam aber nur ein Einziger,
der uns auch genügte und lieb war, da er uns zugleich als Wegweiser
dienen konnte. — Erst um 12 Uhr kamen wir fort, arbeiteten uns mühsam
durch die holperigen, schlecht mit Basaltstücken und Kalkstein gepflasterten
engen Gassen hindurch, und ritten zu dem Thore von Samsat hinaus. Erst
in westlicher, dann in südwestlicher Richtung ritten wir das hohe, beschwerliche,
und wegen der grossen, platten, breiten Steine gefährliche Gebirge
hinauf, kamen bei mehreren Cisternen vorbei, fanden oben auf der höchsten
Spitze ein grosses Basaltfeld, dann wieder etwas tiefer Kalkstein, und hielten
endlich um 5. Uhr auf einem Plateau nahe bei einer Cisterne. Rechts von
uns sahen wir auf der Spitze eines Berges einige Häuser von dem Dorfe
Kobak.
Mittwoch, den 25. April, brachen wir erst gegen 6^2 Uhr von unserer
Lagerstätte auf, und ritten in derselben westlichen und südwestlichen Richtung
bergauf und bergab auf theilweise beschwerlichem Wege über grosse
Platten von Kalkstein. Auf den höchsten Höhen sahen wir wieder vielen
Basalt, sonst nur wenig. Kurdische Auswanderer begegneten uns, die mit
all ihrem beweglichen Hab und Gut ihre Wohnsitze verlassen hatten, um
den Sommer über in Zelten zu leben. Wir kamen bei mehreren Chalrat
(Cisternen, Brunnen) vorbei, und gegen IOV2 Uhr an das gleich den meisten
ändern konisch gebaute Dorf Dscharmelik, wo wir uns in dem Schatten des
links an der Strasse liegenden Chan’s gegenüber einer kleinen Moschee mit
4 Kuppeln lagerten. Das D orf liegt ebenfalls links von der Strasse. Auf dem
Hügel hinter, der Moschee weideten Kameele, Esel und Rinder, weiterhin
Schaf- und Ziegenheerden. Wir frühstückten lange, und brachen vielleicht
nach 1 Stunde erst wieder auf. Dann ritten wir noch bis Heydar Achmed,
einem ebenfalls kurdischen, konisch gebauten Dorfe mit Rinderheerden an
die Westseite eines Hügels gelehnt. Gegen 3 Uhr Nachmittags langten wir
hier an. Es war drückend heiss; hier sollte treffliches Wasser sein. Wir
fanden eine Cisterne, und weiter unten, wo wir unser Zelt aufschlagen
Hessen, einen kleinen Bach, der aber leider voller Quappen war, so dass nur
der brennende Durst mich verleiten konnte, etwas zu trinken. Am Abend
fing ich. im Zelt© einen Nashornkäfer.
Den folgenden Morgen kamen wir um 6 Uhr fort, und schlugen eine
mehr nordwestliche Richtung ein, erst über plattes Land, dann über bedeutende
Anhöhen von Kalkstein mit untermischtem Kiesel. Nach 2—3 Stunden
begegneten wir bei dem Ansteigen auf’einen hohen Berg einer grossen
Karawane von 300 Maulthieren und vielen Kameelen, welche nach Mosul
ging. In derselben sahen wir auch 3 Europäer, Mr. Marcopoll, Bruder des
sardinischen Consuls in Damascus, den neuen Kanzler für das französische
Consulat in Mosul, und einen ändern ältlichen Franzosen; 2 türkische Frauen