
frischer Kuhmilch und schöner, frischer Butter, ebenfalls von Kuhmilch
bereitet, bestand. Ich hatte ihm nämlich am vorhergehenden Tage unter
Ändern mitgetlieilt, dass ich diess sehr liebe, aber in dem Orient nirgends
gefunden habe; dagegen sei mir das meist ranzige, übel riechende Fett
(Hammeltalg) sehr zuwider. Dazu kam noch ganz dünnes, in der Weise
unserer Mohnblätter gebackenes, durchsichtiges Brod aus Reis, Waizen und
einer besondern Art von Mais. Ich ass, um ihn nicht zu beleidigen, und,
weil es mir gut schmeckte, aber nur wenig, um nicht als Unmässiger zu erscheinen.
Zuletzt brachte er mir noch als eine besondere Delicatesse eine
männliche Dattelknospe, in deren Innern die Blüthenstengel schon schichtweise
lagen. Diese gilt für besonders wohlschmeckend, während die weibliche
bitter sein soll. Ich fand darin eben keinen grossen Genuss. Man isst
hier auch das Mark der Dattelpalme, welches nicht übel schmeckt. Die
getrockneten Datteln selbst hatte ich mir schon in den ersten Tagen meines
Aufenthaltes in Bagdäd zum Ueberdruss gegessen, mit Milch aber zu einer
Suppe bereitet, wie mein Diener mir zuweilen vorsetzte, schmeckten sie mir
recht gut.
Die Mandäer sind uns unter verschiedenen Namen bekannt geworden.
Man nennt sie „Johannes-Jünger,Johannes-Schüler und Johannes-Christen“,
ferner „Zabier, Sabier und Sabäer“, sodann „Nazaräer, Nazoräer, Nasoräer“ ,
und endlich „Mendäer oder Mandäer“. Die ersten Namen „Johannes-
Jünger, Johannes-Schüler, Johannes-Christen“ werden ihnen von europäischen
Gelehrten nach dem Vorgänge von Missionären und Reisenden,
welche sie besucht und kennen gelernt haben, gegeben; ihnen seihst, den
Mandäern, sind sie unbekannt. Der Grund dieser Benennung liegt wahrscheinlich
lediglich darin, dass sie Johannes den Täufer als ihren wahren
und einzigen Propheten anerkennen, und die Taufe, und zwar die immer
wiederholte Taufe, als unerlässliche Bedingung der Sündenvergebung betrachten;
möglich auch, dass Einer der Ersten, der sie aufsuchte, zufällig
auf einen Tarmida Jahja, einen Priester, Namens Jah ja d. i. Johannes (ein
Name, der begreiflicherweise sich oft bei ihnen findet) stiess, und dessen
Namen für einen Collectivnamen der ganzen Secte haltend „Schüler des
Johannes“ übersetzte. Weil die christlichen Missionäre und Reisenden aber,
vielleicht «elbst irre geleitet durch die Mandäer, die ihnen in der beliebten
Weise der Orientalen nach dem Munde redeten, in denselben eine christliche
Secte zu erkennen glaubten, so gaben sie ihnen auch den Namen
Johannes-Christen“. Wenn nun auch nicht zu läugnen ist, dass sie aus dem
Christenthum hervorgegangen sind, ja, wenn auch die Möglichkeit nicht in
Abrede gestellt werden kann, dass sie von den in der Apostelgeschichte
Kap. 18. 19. erwähnten Schülern Johannes des Täufers abstammen, welche
später zu dem Christenthum sich bekehrt haben mögen: so kann man sie
doch jetzt ihrer Lehre zufolge keinesweges mit dem Namen „Christen“ belegen,
sondern muss sie unbedenklich zu den Heiden zählen. — Der Name
„Zabier“, oder, (da die Orientalen den Laut unsers deutschen z nicht kennen,
sondern statt des Zade stets, und richtiger als wir, ein scharfes gutturales
s aussprechen) richtiger „Sabier, Sabäer“ ist ihnen nicht unbekannt.
Sie selbst nennen sieh gegen Andersgläubige „Sobba“, und meinen, dass
sie damit eigentlich als „Täufer, Baptisten“ bezeichnet würden, die Muhammedaner
aber darunter die „Sabier“ des Qor’än verstehen, welche dem
Sterndienst huldigten. Sie sagen, dass die Muhammedaner ihnen diesen
Namen gegeben haben, weil sie sich bei ihren Gebeten gegen den Polarstern
wenden, sind aber selbst so weit von aller Verehrung der Gestirne
entfernt, dass sie vielmehr diese als Ausgeburten der Hölle, des Teufels,
und als böse Geister betrachten. Dennoch nehmen sie diese Benennung an,
theils, weil sie dieselbe anders auslegen, theils und besonders aber desshalb,
weil sie dadurch Duldung von Seiten der Muhammedaner erlangt haben,
welche die Religionssecten, die in dem Qor’än erwähnt werden, bestehen
lassen. Es scheinen auch in der That noch Ueberreste der alten sabisch-
chaldäischen Astrologie bei ihnen sich zu finden, da die Sterndeuterei und
Nativitätsstellerei bei ihnen eine so bedeutende Rolle spielt, und sie im
Widerspruch mit ihren eignen sonstigen Ansichten den Planeten und
Zodiakalbildern zuweilen auch offenbar gute Einflüsse auf die Schicksale
der Menschen zuschreiben. — Ebenso bekannt ist ihnen der Name „Nazaräer,
Nazoräer“, oder richtiger „Nasoräer“, bezeichnet aber, jetzt wenigstens,
nur Solche, die in der Kenntniss ihrer Glaubenslehren und ihres Kultus,
wie in ihrem Lebenswandel vollkommen’sind. — Ihr eigentlicher Name,
den sie sich gegenseitig beilegen, ist „Mandäje“, Mandäer, nicht „Mendäer“ ,
wie sie oft von christlichen Gelehrten genannt werden. Dieser bezeichnet
ihrer Ansicht zufolge „die in Gott Lebenden“ , ist aber ein Patronymicum,
gebildet von Manda de hajje, dem Sohne des geoffenbarten Gottes, ihrem
eigentlichen Heiland, also unserm Namen „Christen“ ganz analog. — Ueber
ihren Glauben u. s. w. S. unten die Anm. 46.