
Stephan, dessen Sohn, der uns von Bagdad her schon bekannt war, uns
freundlich empfing. E r schickte sogleich einen Diener nach dem Zollhause,
um unsere Sachen flott zu machen, und liess uns ein hübsches Haus mit
Garten in seiner Nähe für 1 Qrän = 10 Sgr. täglicher Miethe besorgen.
Wir rauchten, tranken Kaffee, und frühstückten bei ihm, worauf wir uns
nach unserer gemietheten Wohnung begaben, um auszuruhen. — In dieser
Nacht, vom 12. zum 13. August, hatten wir eine ungewöhnliche Menge
von den schon bei Jesd erwähnten, kometen- oder raketenartigen Sternschnuppen,
und zwar stets am westlichen Horizont, beobachtet.
Vierzehntes Kapitel.
Dschulfa und Ispahan.
Dschugha, gewöhnlich Dschulfa, oder auch Schulfa genannt, ist eine
neue, ganz von Armeniern gebaute Stadt. Schah Abbas L , der Grosse,
hatte im J . 1605 einen grossen Theil von Armenien erobert, und beschlossen,
die Bewohner dieses Landes nach Persien überzusiedeln. Sie wurden
in die verschiedenen Provinzen seines Beiches vertheilt, die Landleute m
Dörfer, die Ändern in Städte versetzt. Unter diesen waren auch die Bewohner
der ziemlich bedeutenden Stadt Dschugha am Araxes, welche
4000 Häuser gehabt haben soll; jetzt ist sie ein armseliger Flecken. In
dem Spätherbst 1605 befahl er ihnen bei Todesstrafe mit Frau und Kind
binnen 3 Tagen die Stadt zu verlassen, und ihre bewegliche Habe mitzunehmen.
Gleich darauf liess er die ganze Stadt verbrennen und meder-
reissen, damit ihre bisherigen Bewohner nicht etwa Lust bekommen möchten,
dahin zurückzukehren. Sie überwinterten unterweges, kamen im Frühling
des Jahres 1606 nach Tebris, und wurden sogleich nach Ispahan beordert,
wo die Vornehmen und die Stadtbewohner bleiben sollten. Ein grösser Theil
dieser Vertriebenen kam unterweges um, aber noch gelangten 12,0.00 Familien
dahin. Schah Abbas ertheilte nun strengen Befehl, diese unglücklichen
Armenier mit der grössten Schonung zu behandeln, ihnen jede mögliche
Erleichterung zu gewähren, und auf diese Weise ihnen ihre neue Heimath
lieb zu machen. Dennoch flohen auch von dort noch Viele nach ihrem
Vaterlande zurück; nur die ehemaligen Bewohner von Dschugha und Erevan
blieben dort, und erhielten einen grossen Landstrich Ispahan gegenüber am
ändern Ufer des Flusses, wo sie sich anbauten, und ein Kloster errichteten,
dessen erster Vorsteher der Wardapet Chatsebatur war. Da die Dschughenser
die Hauptmasse der Bevölkerung dieser neuen Stadt (oder dieses neuen
Stadttheils) bildeten, so gaben sie demselben den oben erwähnten Namen,