
kurzem Aufenthalt eilte ich zurück, pflückte unterweges noch einige Schoten
von dem dornigen Baume, der mit dem Schok rumi die Allee bildet, und
erreichte 1j2 Stunde vor Sonnenuntergang meine Wohnung wieder. Der
Waizen stand zum Th eil noch reif auf dem Felde, theils war er auch schon,
oder wurde gerade durch Dreschwagen von Ochsen gezogen, und ganz
in der Weise, wie die persischen gebildet, zermalmt. Fast die ganze Umgegend
soll Eigenthum von Elhem Pascha, Sohn des Abba-s Pascha sein.
Mittwoch, den 30. Mai, ritt ich gegen 7 Uhr Morgens zuerst nach
der koptischen Kirche, welche ziemlich geräumig, fast von gleicher Grösse,
wie die armenische, und ebenfalls neuern Ursprungs ist. Die Frauen standen
hinter den Männern, nicht durch ein Gitter getrennt, was vielleicht noch
nicht fertig war. Vor den Männern ist wieder eine Abtheilung, wahrscheinlich
für die Geistlichen, und vor dieser der Altar, welcher durch einen Vorhang
verdeckt ist, also die Einrichtung ganz analog dem jüdischen Tempel.
Der fungirende Priester trug einen weissen Talar, auf dem Rücken war ein
rothes Kreuz Ip i eingenäht; über dem Kopfe hatte er ebenfalls einen
weissen Ueberwurf, welcher über dem Hinterkopf ein gleiches rothes Kreuz
sehen liess. E r wendete sich nur nach der Gemeinde, um das Brod und den
Wein zu zeigen, wobei Alle sich bekreuzten, und zwar zuerst nach der
Stirn , dann nach der Brust, darauf nach der linken, und zuletzt nach der
rechten Seite mit der rechten Hand fuhren. Dann trank er selbst aus dem
Kelch, und gab in einem Löffel, wahrscheinlich Brod und Wein vermischt,
wie bei den Armeniern, den Chorknaben, welche in der Linken einen brennenden
Wachsstock, in der Rechten eine Art Tuch hielten, trank nochmals,
tauchte einen Finger in den Kelch, und bestrich damit 2 neugebornen Kindlein,
die man vor den Altar brachte, den Mund, worauf er den Wein austrank.
Darnach liess er mehrmals Wasser in den Kelch giessen, wischte
ihn mit der Hand aus, und trank dann das Wasser. Zuletzt goss er es in
eine Untersetzschale, die er ebenfalls rein mit den Fingern auswischte, und
austrank. Darauf wurde noch der Kelch mit einem weissen Tuche ausgewischt,
und an die Seite gesetzt. Zuletzt brach er ein kleines, rundes, etwa
fingerdickes Brod, und vertheilte es unter die Männer.
Hierauf ritt ich nach Schubra, der Weg dahin geht durch das o L :
Bäb el hadid „Eisenthor“, eine breite, schöne Allee von Sykomo-
ren und Belech (Baelaegh?), von Ändern Munaffa’ genannt. Die Feigen
der Sykomoren wachsen dicht an dem Stamm, und sollen, wenn sie ganz
reif sind, wohlschmeckend sein, verkauft und gegessen werden, i Der Belech
oder Munaffa’ ist ein Baum, dessen Blätter denen unserer Akazien ähneln,
dessen Schoten gross und breit sind mit weissen Körnern, dessen Blüthe aber
aus lauter dünnen, weissen Fäden besteht. Die Chaussee wird bewässert
durch Gräben theils aus Lehm, theils aus Stein, theils aus Backsteinen, in
welche das Wasser aus vielen Brunnen an der Strasse mit Rädern von
Ochsen fortwährend heraufgezogen und geleitet, und dann über die Strasse
gegossen wird. Gärten, Fabriken, und kleine Palais oder Villas sind zur
Seite. Schubra liegt dicht am Nil. Dort ist eine Kohlenniederlage, deren
Steinkohlen, dem englischen Cónsul, welcher dicht dabei eine Wohnung hat,
gehörig, zum Gebrauch für Eisenbahn und Dampfschiffe bestimmt sind, und
auf Kameelen nach Suez gebracht werden. Frauen und Mädchen mit Körben
auf dem Kopfe sammelten auf der Strasse die Excremente der Thiere,
die sie in Schubra mit Wasser vermischt zu kleinen Kuchen kneten, an der
Sonne trocknen lassen, und dann statt des gänzlich mangelnden Brennholzes
nach Cairo zum Verkauf für Bäcker u. s. w. bringen. Schubra ist ein sehr
kleiner Ort, dessen Glanzpunct der grossartige, von Mehemed ’Aly angelegte,
Park bildet. Am Eingänge desselben verlangte man von mir ein Teskere
von meinem Consulate, welches ich in meiner Unwissenheit unterlassen
hatte, mir zu besorgen; das Versprechen eines guten Bakschisch eröffnete
mir aber den Eintritt. Der Park ist nach englischer Weise eingerichtet; mit
hohen, zum Theil terrassenförmig ausgeschnittenen Myrthen sind die einzelnen
Beete eingefasst, zwischen welchen breite _Gänge laufen, die an manchen
Stellen mit kleinen runden, und schmalen, auf die hohe Kante gelegten,
schwarzen und weissen Steinen mosaikartig belegt sind. In den Beeten sind
Blumen und Bäume. Zuerst kam ich an ein kleines, in chinesischer oder
japanischer Weise aufgeführtes vielseitiges Gebäude,‘zu welchem man auf
Marmorstufen aufsteigt, und dessen Seiten sämmtlich mit buntfarbigem
Glase bedeckt sind, darinnen Divane, Polsterstühle u. s. w., dann an ein
grosses Marmorbassin, mit Fontaine, die aber kein Wasser mehr gab. Diess
war auf der rechten Seite. Ich wendete mich nun nach der Mitte zu dem
Hauptgebäude. Dieses bildet ein grosses Quadrat, dessen Seiten circa 7-5
Schritt lang sind; dünne Marmorsäulen nach innen zu machen es zu einer
grossen Säulenhalle. In der Mitte jeder der 4 Seiten sind Divan’s, Polsterstühle
u. s. w., an jeder der 4 Ecken sind 2 oder 3 Zimmer, ebenfalls schön
ausgeschmückt, Decken und Wände der Zimmer, wie der Halle, mit schönen