
katholischen und der orthodoxen Griechen sind sämmtlich neu, und die der
katholischen Syrer war noch im Bau begriffen; denn alle diese Kirchen sind
bei der letzten Christenverfolgung, bei welcher auch der katholisch-syrische
Patriarch ermordet wurde, verbrannt und zerstört worden. — In der armenisch
katholischen Kirche wohnten wir der Taufe eines Kindes in der Sakristei
bei, wobei mir auffallend war, dass die Gebete halb arabisch, halb
armenisch gesprochen wurden, und der assistirende Kirchendiener den Glauben
arabisch hersagte. Ein Knabe von etwa 8 — 9 Jahren war der einzige
Pathe. Das Kind wurde ganz entkleidet, der Priester goss einige Tropfen
Oel in das grosse Taufbecken, betete über dem Wasser, und sprach den
Segen darüber; dann nahm er das Kind, tauchte es dreimal mit dem Kücken
in das Wasser, und goss zuletzt dreimal mit der hohlen Hand Wasser über
den Kopf des Kindes. — Durch Vermittelung von S. Durighello gelang es
mir, hier einige armenische Codices zu kaufen, und man versicherte mir,
dass in dem Kloster Seituni ^ii>) bei Aintäh viele alte armenische
Handschriften zu finden seien. Ich kaufte auch für etwa 12 Thaler alte,
meist griechische und römische Münzen, und sah eine schöne Sammlung von
Antiken, sasanidischen Siegeln mit Pehlwi-Inschrift, griechischen geschnittenen
Steinen, seleueidischen und orientalischen Münzen von verschiedenen
Dynastien bei Dr. Tömmasini. Man zeigte mir auch hier 2 schöne syrische
Codices; der eine, welcher die Länge einer Hand hatte, und nicht ganz so
breit war, war im J . 1092 der seleueidischen Aera, also 781 n. Chr. in gewöhnlicher
syrischer Schrift geschrieben, und enthielt die 4 Evangelien, der
andere enthielt die Psalmen, und war noch kleiner; das Datum des letztem
konnte ich nicht erkennen. Beide waren aber nicht, oder nur zu enormen
Preisen käuflich. Von dem ehemals in dem Patriarchat befindlichen Codex
der philoxenianischen (herakleensischen) Uebersetzung des neuen Testaments
auf Gazellenhaut, in welchem jede Seite mit anderer Tinte geschrieben
gewesen sein soll, behauptete man, dass er nicht verbrannt, sondern für
50,000 Piaster (3125 Thaler) nach England verkauft worden sei. Mir ist
jedoch das Erstere bei weitem wahrscheinlicher, da der englische Besitzer
denselben schwerlich so lange würde verheimlicht haben, und nicht zu glauben
ist, dass eine so grosse Summe würde verlangt und gegeben worden
sein. Uebrigens ist in Häleb die Verschlagenheit der Syrer, und zwar der
katholischen wie der Jakobiten, sprichwörtlich geworden, und man sagt von
ihnen, dass sie den Teufel selbst überlistet und in eine Flasche gezwängt
haben. Aehnliches wird von den Juden Ispahan’s gesagt, worauf ich später
kommen werde.
Die römische Kirche hat hier mehrere Klöster, nämlich 1 Kloster der
Kapuziner, 1 der. Franziskaner von der terra santa, 1 der Karmeliter und
1 der Lazaristen; die .letzten beiden waren damals geschlossen, weil keine
Mönche darin waren. Die Witterung blieb während der 7 Tage, welche wir
in Häleb verweilten, gut; am Tage war es noch immer sehr warm, nur in
Äen Nächten und bis vor Sonnenaufgang war es kühl. Freitag, den 18. November,
wohnten wir noch einer Festlichkeit bei, indem 400 Baschbosuks zu
der Armee nach Erzerüm abgesendet wurden. Der Pascha von Häleb wollte
diess recht feierlich machen, liess sein Zelt vor dem Thore aufschlagen, die
europäischen Consuln dazu einladen, und diese Hand voll Leute durch
ijämmtliche Truppen, die er bei sich hatte, eine Strecke weit geleiten,
f ämmtliche Fahnen wurden ihnen vorgetragen, und ein Imam hielt vor dem
Thore bei dem Zelte des Pascha Gebete für das Wohl und den Sieg der
iTruppen und die Vernichtung der Russen. Ganz Häleb war auf den Beinen,
um Zeuge dieser Feierlichkeit zu sein. Natürlich gingen auch wir hinaus,
und hörten die Gesänge des Volks, welche dieselben frommen Wünsche
;:lwie ilie Gebete des Imam enthielten.