
gend, doch der schlechteste aller Wege war, die ich bisher gemacht hatte.
Grosse, abgerissene Felsstücke lagen in dem Weg, oder ragten über demselben
hervor, breite, glatte Steine rund umher, dazwischen tiefe Löcher;
dabei finstere Nacht, so dass wir den Pfad vor uns nicht sehen konnten,
da der Mond erst zum Vorschein kam, als wir am Ende waren, und die
Sterne nicht genügend leuchteten: kurz, Alles vereinigte sich, um den Weg
für uns ungangbar zu machen. Trotz unserer Müdigkeit mussten wir ab-
steigen, da das Reiten zu gefährlich war — und dieser Weg dauerte ziemlich
1 Stunde! Nur zweimal fiel ich hin, jedoch, ohne mir Schaden zu thun.
Aber, so sehr ich vorher fror, da es empfindlich kalt war, so sehr schwitzte
ich hernach, als ich mich wieder aufsetzte, und hüllte mich fest in meine
Abäje ein, um mich nicht zu erkälten. Wir nahmen dann eine mehr östliche
Richtung, und ritten über einen Hügel, auf welchem ein Gebäude mit
einem Thurme stand, dann in der Ebene östlieh und südöstlich fo rt, machten
einige Male, von Müdigkeit überwältigt, kurze Rast, und eilten dann
unserer Karawane nach. Der Weg ging durch eine grosse hügelige Ebene,
die, obgleich alles verdorrt war, viele Spuren von Fruchtbarkeit zeigte.
Es wuchs hier viel Fenchel wild, welcher einen angenehmen Geruch verbreitete;
sie war auch viel angebaut, rechts und links von der Strasse sahen
wir mehrere Dörfer, deren eines, an der rechten Seite, ein ummauertes
Pappelwäldchen hatte. Nach 7 Stunden erreichten wir das zwischen kahlen
Felsen in der Ebene liegende Städtchen Käserün. Auf der linken,
nördlichen Seite lehnt es sich an einen Felsen, auf der entgegengesetzten
Seite sind Palmen, Nebk und andere Bäume, auch zwei ummauerte Wäldchen
mit Pappeln, Cypressen u. s. w. Auch diese Stadt trägt viele Spuren
des Verfalls, viele Häuser liegen in Ruinen, und die beiden Karavanserai’s
waren ebenfalls verfallen; in dem bessern derselben fanden wir ein leidliches
Unterkommen. Wir hatten hier gutes, frisches Wasser und Eis, was wir
seit Busehihr nicht gesehen hatten; auch kleine grüne Pflaumen kauften
wir. Am Sonnabend waren natürlich die Läden der Juden, am Sonntag
aber die der Muhammedaner geschlossen, weil an diesem Tage der Tod
Husein’s gefeiert wurde. Diesen Tag mussten unsere Leute natürlich mit
feiern, daher wir auch bis zu dem nächstfolgenden Abend hier verweilen
mussten. Trotzdem gingen wir nicht aus, um die Stadt und den ziemlich
entfernten Basär zu besehen, weil wir uns nicht unnöthig den Insulten der
an sich schon fanatischen, an diesem Gedächtnisstage -aber noch ganz besonders
zur Wuth gegen alle Andersgläubigen gereizten Schiiten auszusetzen,
und dieses, sowie die Schwierigkeit undUnsicherheit des Weges,
verbunden mit der grossen Hitze, hielt uns auch ab, nach dem 3 Stunden
entfernten Denkmal von Schahpur zu reiten.
In Käserün waren noch zehn jüdische Familien, welche 70 Toman
jährliche Steuern zahlen; früher waren deren 30 oder mehr, aber durch die
Pest, welche in den letzten 30 Jahren dreimal, und am heftigsten vor
14 Jahren dort gewlithet hatte, waren sie so weit zusammengeschmolzen.
Sie haben in dieser Stadt 2 Synagogen. Ich begleitete Mr. Brühl am Nachmittag
zur Zeit des Minchahgebetes in die kleine zunächst liegende Synagoge.
Hier nahm er Gelegenheit, die Gemeinde auf die alttestamentlichen Prophezeihungen
auf den Messias aufmerksam zu machen, einige der messianischen
Hauptstellen ihr zu erklären, und zu zeigen, wie alle diese in Jesu ihre E rfüllung
gefunden haben. Mit gespannter Aufmerksamkeit hörten sie ihm
zu, obgleich die Meisten nicht so viel hebräisch verstanden, um ihm folgen
zu können; denn das war die Sprache, in welcher er zu ihnen redete. Der
Räbbiner, welcher am meisten verstand, nickte ihm oft beifällig zu, und
übersetzte Brühl’s Rede in das Persische. Als einer von ihnen- nur sagte:
„der Messias wird noch kommen“, verwies ihm diess der Rabbiner und gab
ihm ein Zeichen, nur aufmerksam zuzuhören. Unter Allen schien gerade
dieser dem Christenthum am Geneigtesten zu sein. Ueberhaupt soll sich
unter den persischen Juden eine grosse Geneigtheit für das Christenthum finden,
leider aber hat die Regierung den Uebertritt zu demselben streng untersagt;
nur zu dem Islam dürfen sie übertreten, und werden dann sehr begünstigt.
Sonst werden sie grausam verfolgt, und sind steten Misshandlungen
ausgesetzt., daher sind sie auch moralisch ganz herunter gekommen
und verderbt. Am Sonntag war die Karavanserai, in welcher wir wohnten,
vom frühen Morgen bis zum Abend mit Juden erfüllt, welche hebräische
Bibeln, oder Theile derselben zu kaufen, oder noch lieber geschenkt zu
bekommen wünschten. Dabei suchten sie aber Mr. Brühl so viel als möglich
zu betrügen; erst handelten sie lange, und, wenn sie über den Preis
einig geworden waren, so gaben sie ihm falsches Geld. So bekam er einmal
unter 15 Qrän (Silbermünze, etwa 10 Sgr. an Werth) die Hälfte in
bleiernen, künstlich nachgemachten Münzen. Einer von ihnen ging mit einer
Bibel durch, ohne den Preis dafür zu bringen. Mr. Brühl schickte seinen
jüdischen Diener zu ihm, den der Rabbiner begleitete, und, da der Jude