
das Zuvorkommendste auf, machte mich mit den Vornehmsten der Stadt bekannt,
und verschaffte mir, dem Geldlosen — ich hatte nur noch etwa
6 Thaler, als ich dort anlangte — durch seinen Kredit die Mittel zu meiner
Weiterreise nach Süq esch Schiuch. Zwar hatte ich mit Sicherheit erwartet,
von einem deutschen Kaufmanne, dem ich noch besonders durch die Güte
des Consuls Weber in Beirut empfohlen war, eine Anweisung auf ein Bag-
däder Handelshaus vorzufinden; dieser aber wies, um ganz sicher zu gehen,
das Geld erst an, als er es schon in Berlin in Empfang genommen hatte, so dass
ich es erst 3 Monate nach .meiner Ankunft, und noch dazu mit bedeutendem
Verluste, erheben konnte. Ohne Mr. Brühl hätte ich die Reise nach Persien
nicht unternehmen, ohne ihn und seine Beihülfe nicht die werthvollen und doch
so billigen Ankäufe für die königliche Bibliothek und die königlichen Museen
machen, ja ohne seine Bürgschaft hätte ich nicht einmal von Bagdäd ab-
reisen können, da der letzte Wechsel an die königliche Bibliothek, wie es
mir schien, aus Mangel an Vertrauen, mit Protest zurückgeschickt wurde.
Selbst nach meiner Abreise liess er sich durch meine Bitten bewegen, Handschriften
für die königliche Bibliothek zu kaufen. Diese wenigen Andeutungen
mögen genügen, um den hohen Grad der Dankbarkeit zu bezeichnen, Ö Ö Ö O ' '
die ich ihm schuldig bin, und hiermit öffentlich auszusprechen mich gedrungen
fühle. East ein ganzes Jah r lebte ich mit ihm zusammen, und
hatte vielfache Gelegenheit, Zeuge seines Berufseifers zu sein. Seine grosse
Belesenheit in der Bibel und dem Talmud, sein ausserordentliches Gedächt-
niss, und seine feine Combinationsgabe machten ihn stets schlagfertig bei den
oft spitzfindigen Disputationen, welche jüdische Gelehrte und Halbgelehrte
mit ihm anstellten, und stets ging er als Sieger aus diesen Kämpfen hervor.
Dazu kam noch seine Fertigkeit im Sprechen des Hebräischen, und sein
Talent, sich mit Leichtigkeit die fremden Sprachen anzueignen. Kurz, ich
bin überzeugt, dass es Wenige giebt, welche in solchem Grade geeignet
sind, auf diesem, vielleicht dem schwierigsten Felde der Mission, durch Wort
und That mit solchem Muth und solcher Kraft den wahren Glauben zu verkünden
und zu verbreiten.
Es leben, wie ich schon oben erwähnte, Muhammedaner verschiedener
Secten in Bagdäd, und Beduinen der verschiedensten Stämme besuchten
öfter die Basär’s. Unter diesen waren besonders interessant die Araber von
dem Stamme Solaib, welche einem alten Gesetze zufolge von keinem ändern
Araber angegriffen werden. Sie sind in ganz Arabistan verbreitet, kennen
alle Wege, wissen alle Stellen, an denen Wasser zu finden ist, und sind tüchtige
Schnellläufer. Sie sollen Sättel von Pferden auf ihre Esel legen; Pferde
haben sie nicht. Sie sind von Allen gekannt, und unterscheiden sich theils
durch ihre Gesichtszüge, welche länglich sind und von schwärzlicher Farbe,
theils durch ihre Kleidung. Diese besteht aus zusammengenähten Gazellenfellen.
In diese gehüllt, sagt man, dass sie auf allen Vieren laufend die
Gazellen verfolgen, bis sie dieselben mit ihren Flinten erreichen können.
Man hält sie für die echten Nachkommen der alten Babylonier; auch sollen
sie einen ganz eigenthümlichen arabischen Dialect sprechen.
Auch unter den Kurden soll in der Nähe von Chanekm, Chasrabad
(Qasrabad) u. s. w. ein besonderer Stamm Qawwalije, in der Wüste leben,
welcher von allen ändern Kurden vermieden wird, und unangefochten bleibt,
weil man ihn für unrein hält. Sie sollen ihre eigenen Töchter heirathen,
Falschmünzer, aber auch gute Aerzte sein; ihre Gesichtsfarbe ist wie die
der Inder, und sie sprechen ausser dem Kurdischen auch das Arabische
und Persische. Wahrscheinlich stammen sie von den Paria’s der Inder, und
sind unsere „Ziegeuner“ .
Ob es Wechabiten in Bagdäd giebt, habe ich nicht erfahren können;
jedenfalls verläugnen sie es, wenn sie sich dort aufhalten. Ih r Wohnsitz ist
in Oman, wo sie an 200,000 Familien stark sein sollen.
Die Muhammedaner glauben, dass es 7 Himmel und 7 Erden gebe, von
den letztem ist die unserige die zweite. Diese ruht auf dem einen Horn
eines Rindes, und dieses wieder auf einem grossen Fisch, der im Wasser
schwimmt. Am Neujahrstag, d. i. den 22. März jedes Jahres (also ist diess
wohl bloss Ansicht der Schiiten), legt sich die Erde von dem einen Horn
auf das andere. Sie ist umgeben von dem Berge Qäf, welcher ganz aus
Smaragd besteht; von dem Wiedei schein desselben erhält der ursprünglich
weisse Himmel (ganz wie bei den Mandäern, welche diese Ansicht von ihnen
entlehnt zu haben scheinen) die blaue Farbe.
Am Feste des Beiram, Ende des Ramadhän, ist jeder moslemische Hausvater
verpflichtet, von jeder Person in seinem Hause, die bei ihm isst, etwas
den Armen abzugeben; sonst ist sein Fasten unnütz. Nach der Lehre der
Hanefiten besteht diess in 2 Occa (ziemlich 6 Pfund) Waizen, oder dem Werth
dafür von jeder Person, doch ist es nach den Secten verschieden. Diess
nennt man Fitre.
Die Araber der Wüste zünden bei Nacht Feuer an, damit die Reisenden