
Dschemschid wieder ab. Mr. Manekdschi blieb noch da, weil er, wie er
sagte, gehört hatte, dass nördlich und östlich von da noch alte Denkmäler
seien, vielleicht aber, um an diesen für ihn heiligen Orten ungestört seine
Andacht verrichten zu können, oder um die Oeffnung der Gräber zu versuchen.
Wir kamen erst gegen 11 '/ 2 Uhr Abends fort, und ritten den län-
gem Weg um das Gebirge, wobei wir nicht so viele Gewässer zu passiren
hatten. Unsere Station sollte auf diesem 4, auf dem ändern beschwerlichem
nur 3 Farsaeh entfernt sein; wir legten denselben erst in 6 Stunden zurück,
und mussten doch noch einige Mal durch niedriges Wasser. Wir kamen bei
einer kleinen von grossen Quadersteinen erbauten Ruine vorbei, welche an
der Ecke zwischen 2 grossen Thälern liegt, und den Pass zu vertheidigen
bestimmt gewesen sein mochte; daneben war eine umgeworfene nicht gereifte
Säule. Dann ritten wir in südöstlicher Richtung durch ein fast ebenso breites
und langes, bloss mit Domen und Süssholz bewachsenes Thal, wendeten
uns darauf nordöstlich, bis wir todtmüde in dem kleinen von Felsen umgebenen
Thale, in welchem Siwend liegt, anlangten. Diess Dorf besteht aus
lauter vorn offenen Hütten von Lehm und Reissholz, im Hintergrund ist
durch einen ordinären Vorhang eine Art von Harem gebildet. An der Nordostseite
ist ein hübscher, grösser Garten. Vor dem Dorfe schlugen wir unser
Zelt auf, und unser Qatirdschi (Mucker), der hier zu Hause war, versorgte
uns mit Fleisch, Milch, Buttermilch, Eiern u. s. w. In der Nacht war es sehr
kalt gewesen, um Mittag dagegen wurde es ebenso empfindlich heiss. An
dem Wasser (Bach) von Siwend wuchs wilde Mentha mit rothen
kleinen Blüthen, aber geruchlos. Die getrockneten Blätter davon, wie von
dem wilden Johannisbrodstrauch werden in Syrien und Arabistan statt der
Seife gebraucht. Ausser obigem waren noch mehrere andere Gärten hier
zur Seite des Dorfes, fast sämmtlich Weingärten, mit einigen Aprikosen-,
wenigen Feigen- und Pappelbäumen; nur in Einem Garten fanden wir
Schwenderm, d. i. rothe Rüben, und Zwiebeln. Wir blieben hier bis Sonnabend,
den 15. Juli, früh 4 Uhr, ritten dann in nordöstlicher Richtung durch
die kahlen Gebirge, und gelangten darauf wieder in ein grosses Thal, wo wir
nach 13/4 Stunde — es sollten 2 Farsaeh sein -— neben einem ganz mit
einer Lehmmauer, die mehrere Seitenthürme hat, umgebenen Dorfe, und
nahe bei Zelten von IUyäti’s die unsrigen aufschlagen Hessen. Das Dorf
wurde Kawämabad genannt. Die nächste Station sollte 5 Farsaeh entfernt,
und der Weg dahin höchst gefährlich sein, so dass unsere Leute behaupteten,
man könne ihn nur am Tage zurücklegen. Nahe dem Dorfe waren
Weingärten, der Wein aber noch nicht reif - in Smyrna hatte ich 2 Jahre
früher am 13. Juli schon frische Weintrauben gegessen. — Mit Aufgang des
Mondes wollten wir wieder aufbrechen, kamen aber erst gegen 3 Uhr Morgens
fort, und ritten in derselben Richtung (nordöstlich) unterhalb einer
Felsenkette entlang, wo wir viele Bottonbäume (Mastixbäume?) fanden,
welche so reich an Harz sind, dass dasselbe öfter herab- und auf den Boden
hinfliesst. Dieses wird gesammelt, und soll ein sehr gutes Mittel gegen
Zahnschmerzen sein. Sie tragen kleine runde Nüsschen, Steinfrüchte, welche
damals aber noch nicht reif waren. Wir kamen zweimal durch einen kleinen
Bach, und nach 4 Stunden an einen Felsabhang, in welchen ein bequemer,
und für den Orient merkwürdiger Kunstweg eingehauen ist, der ziemlich
i/4 Stunde lang sein mag. Tief unter demselben rauscht ein Bach. Von da
gelangten wir in eine grosse Ebene, in welcher wir nach 1 Stunde unsere
Station, Mäderi Suleiman (die Mutter Salomo’s) erreichten. Hier ist ein verlassenes
Dorf, an dessen Spitze „das Grab der Mutter Salomo s gezeigt
wird, wie die Perser es nennen. Es ist das Grab des Cyrus, und die Ebene
die von Pasargadae, wenigstens der jetzt allgemein recipirten Ansicht nach,
womit insbesondere der Bericht von Arrian übereinstimmt. In einem Raum
im Quadrat — auf jeder Seite desselben standen 6 Säulen, von denen aber
nur der untere Theil einiger noch sichtbar ist, jede zu 3/4 Elle im Durchmesser,
nicht gereift, und ohne Piedestal, wenn diese nicht etwa erst spater
dahin geschafft wurden — steht auf 6 unförmlichen Stufen, die im Quadrat
es umgeben, ein kleines Gebäude aus ebenso unförmlichen Quadern aufgeführt,
mit einem Gemach, kleinem niedrigen Eingang, und einem aus 2 grossen
Steinen gebildeten schiefen Dache, worin der Sarkophag aufbewahrt
gewesen sein mag. Die weissen Treppensteine sind sehr glatt, am Eingang
des Häuschens, dessen Thüre nicht mehr vorhanden ist, fand ich die Namen
Rieh und Todd mit der Jahrzahl 1821 eingegraben.
Unsere Zelte wurden in einiger Entfernung davon neben einer verfallenen
Karavanserai aufgeschlagen, welche ursprünglich schön aus Quadersteinen
aufgeführt war, und neben dem Eingang eine arabische Inschrift mit
der Jahrzahl 716 oder 720 (d. H.) zeigte. Nach Manekdschi’s Behauptung
hatte früher hier ein parsischer Tempel gestanden. — Nachmittag gingen
wir zu den Ruinen von Murghäb („Vögelwasser“ ). Zuerst kamen wir an
einen einzeln stehenden 4eckigen und 10 Fuss hohen Pilaster, der auf den
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