
Mittlerweile wurde uns Thee in Rosenwasser gekocht gereicht; auch er trank
davon, und liess sich darauf einen Ghaliün (so heisst in Persien die Pfeife;
und speciell die Wasserpfeife)'gehen, und fragte uns, oh wir auch rauchten?
worauf der Dragoman eilig erwiderte, dass diess nicht der Pall sei. Bei dem
Abschied versicherte er uns nochmals, dass er alle unsere Wünsche erfüllen
wolle; wir dankten ihm wiederholt für seine Gnade, und gingen bei dem
Ausgang wie hei dem Eingang von den Truppen salutirt nach Hause. Die
5 Diener des Prinzen, welche uns bis dahin geleiteten, stellten wir mit
1 Tomän (Ducaten) zufrieden. Der Prinz schien uns sehr jung, und nicht
über 40 J a h r alt zu sein, sollte aber schon ein Alter von 60 Jahren haben.
E r hatte ganz schwarzes Haar; allein alle Perser färben sich ihr Haupt- und
Barthaar — die ändern vertilgen sie gleich den Sunniten — mit Henna.
Viele lassen die rothe Farbe der Henna, die Vornehmem aber färben sie
nachher wieder mit einem Absud von Indigoblättern. E r war ziemlich gross,
eher mager als dick, der Ausdruck seines Gesichts wohlwollend. Aber auch
er ist sehr tyrannisch verfahren, und hat Viele hinrichten lassen. Einmal
wurden ihm, so erzählte man uns, vermeintliche Bäbi’s*) ausgeliefert. Sie
*) Die ss w a r eine neue Secte, welche e r s t in den J a h re n 1840 — 45 g e b ild e t wurde.
Um diese Z e it t r a t in d e r Nähe von Schiräs ein Mann auf, welcher b eh au p te te , dass man
n u r durch i h n zu G o tt g elangen könnte, und sich desshalb „Bäb, Thüre, T horu n a n n te ;
auch v e rsich e rte er, dass ihm allein die H e rrs c h a ft d e r W e lt gebühre, und mithin d e r
Schah von Pe rsien , wie a lle ändern Regenten unrechtmässige Gewalt ausübten. Man e rz
äh lte von ihm, dass e r W u n d e r thäte, und führte zum Beweis dafür seine grosse E n th a ltsam
k e it und sein ste te s Be ten an, wodurch man nach dem d o rt v e rb re ite te n Glauben diese
K ra ft erlangen kann. Ba ld fand er zahlreiche Anhänger, die sich nach ihm „B ä b i“ nan n te
n ; die Secte fing an an Bedeutung zu gewinnen, und d e r Regie rung gefährlich zu werden.
Man c itirte ih n nach der H au p ts tad t, und h ie lt ihn an einem Grän zo rte fest. D a r auf,
da die Z ah l se iner Anhänger immer meh r zunahm, b ra ch te man ihn nach T ebris,
um ihn von einem Geleh rten prüfen zu lassen. D ie s e r e rk lä rte ihn für einen .Ketzer und
N a r r e n ; er e rh ie lt öffentlich die Ba stonade, und wurde wieder in das Gefängniss zu rückgesch
ick t. Als a b e r ein T heil d e r Seinigen in der S tad t Seugän sich offen d e r R egie rung
w id e rs e tz te , und m it Gewalt d e r Waffen im J a h re 1850 u n te rd rü c k t werden musste,
schaffte man Bäb abermals n a ch T ebris, und liess ihn au f öffentlichem P la tz e m it einem
seine? H au p tsch ü le r erschiessén (cf. Z. d. d. m. G. Bd. V. p. 384 u. f.). E s wurden nun
a lle r Orten seine A nhänger aufgesucht, und auf die g rausamste Weise g em a rte rt, um sie
dadurch zu d e r Abschwörung ih re s Glaubens zu zwingen: sie mussten Schuhe anziehen
m it Nägeln, deren Spitzen nach innen g e k e h rt waren, u n d so durch die S tra ssen von
T eh e rän g e h e n ; man sc h n itt ihnen die B ru st auf, und ste ck te b rennende L ic h te r hinein,
die- man d a rau f ausbrennen liess u. s. w. u. s. w. Alle sollen sta n d h a ft geblieben, und
u n te r den schrecklichsten Qualen gesto rb en sein. Dem Briefe eines .östreichischen
Offiziers zufolge vom 29. August 1852 ans T eh e rän (im Auszug m itg e th e ilt in der Augsläugneten
ihre Gemeinschaft mit dieser Secte, gegen alle Gewohnheit der
Anhänger Bäb’s, und verfluchten seine Lehre. Nichts desto weniger liess
der Prinz ausserhalb der Stadt Gruben von Juden graben, diese Unglücklichen
mit dem Kopf nach unten hineinstecken, so dass die Füsse oben
herauskamen, und dann die Gruben mit Kalk zuschütten.
Den folgenden Tag kam ein vornehmer Beamter im Auftrag des Prinzen,
um sich uns als unsern Mehmandär vorzustellen. Wir nahmen ihn sein-
ehrenvoll auf, dankten ihm für seine Bereitwilligkeit, und überredeten ihn
endlich mit vieler Mühe, von seinem Vorhaben abzustehen, indem wir ihm
zu verstehen gaben, dass er uns viel zu vornehm sei. Bald darauf schickte
er uns einen minder vornehmen Beamten, den wir nun doch genothigt
waren, zu unserer Begleitung anzunehmen. — Auch der Sohn des Prinzen
liess uns durch Dr. Fagergrün sagen, dass er uns zu sehen wünsche; wir
baten jedoch den Doctor, uns zu entschuldigen.
Am Freitag Morgen wurden wir von unserm Hauswirth, dem Chan,
mit Dr. Fagergrün zum Frühstück eingeladen. Der Nalb selbst liess sich
Bürger allgem. Z e it, vom 17. October a. J .) , welcher au f einige Zeit in persische D ien s te
g e tre ten war, und oft unfreiwilliger Augenzeuge dieser G räu e l sein musste, war die ganzliehe
Vernichtung dieser Secte die F olge eines, A tten ta ts von 4 Babi auf den Schah von
P e rsien welche dazu wieder wahrsche inlich durch die ku rz v o rh e r sta ttgefundene Execution
d ie m a n a n ih r e m S tifte r v o llstre ck t h a tte , v e ra n la ss t w o rd en waren. D e r Schah
ward durch Pistolenschüsse verwundet, und gah Befehl zu ih re r Ausrottung. D ie Glücklich
sten verfielen d e r S tra n g u liru n g , d e r Steinigung, dem E rs tic k e n , man Band sie an
die Mündung der Mörser, tö d te te sie durch Säbelhiebe, mit zweischneidigen langen D o lchen
durch Hammerschläge oder S to ck stre ich e ; m it ausgestochenen Augen gab man
ih n en ih re eignen abgesch n itten en Ohren zu v e rz e h re n ; man Brach ihnen die Zahne aus,
und zermalmte dann den k a h le n Schädel durch Hammerschläge ; tiefe L ö ch e r gru b man
ihnen zu Beiden Seiten in B ru st und Schulter, und ste ck te Brennende K erzen hinein, um
durch sie den B a sa r zu erleuchten.- So sah dieser Offizier se lb st deren, die u n te r dem
Voranmarsch von Militärmusik m it tief ab g eb ran n ten Kerzen in K e tte n durch den B a sa r
g e z e rrt wurden. Man zog ihnen die H a u t von den Fusssohlen ab, trä n k te die Wunde
m it siedendem Oel, b eschlug den F u ss gleich der Hufe des Pfe rdes, und zwang die Opfer
nun zum Laufe. Ke in L a u t en ts tieg der B ru s t — erschöpft sanken sie n ieder durch
P e itschenhiebe wieder aufgejagt, mussten sie weiter. Z u le tz t hin g man den K ö rp e r an
Hand und F u ss an einen Baum, den K o p f zur E rd e , und b e lu stig te sich damit, a ls Z ie lscheibe
auf ihn zu schiessen. Nach dem Tode wurden sie entweder an das S tad tth o r gen
ag e lt, oder den Schakals u n d Hunden zur Speise hingeworfen. Nicht n u r die G e rich tsbeamten
vollzogen diese Execution, sonde rn das ganze Vo lk nahm daran T h e il; und öfter
wurden einzelne Babi zu b e lieb ig e r Misshandlung und T ödtung an Vornehme v e rsch e n k t,
um an ihnen ih re Mordlust ausliben zu können.
Die B ä b i’s sollen durchgängig n u r e i n e F ra u g eh ab t h aben.