
wo wir unter der Mannschaft des ändern Schiffes auch eine Anzahl Guebern
(Parsi’s, Feueranbeter) bemerkten, welche sich durch ihre Tracht von den
Ändern auszeichneten. Sie trugen weisse Pantalons, lange weisse Eöcke,
und eine der persischen Kulah ähnliche hohe, aber, wie es schien, aus
Glanzkattun gefertigte Mütze. — Mr. Brühl hielt in einer geräumigen Halle
den Gottesdienst. Montag, den 29., fuhren wir in einem Helem— so heissen
die kleinen, langen und schmalen Kähne — nach dem etwa Stunde von
Küt entfernten Basra. Diese einst so blühende Stadt lag ursprünglich wahrscheinlich
dicht am Ufer des Stromes, oder dehnte sich wenigstens bis dahin
aus. Die Basrenser behaupten, sie habe am linken Ufer gelegen, wo
jetz t nur noch ein Chan ist; doch ist diess wohl sehr fraglich. Die jetzige
Stadt liegt gleich Kut am rechten Ufer. Bei dem Einfluss eines schmuzi-
gen, langsam fliessenden Kanals in den Tigris liegen die Zollgebäude, zierliche
Hütten aus geflochtenem Eohr. Nahe dabei ist ein Thor in einer
Mauer. Dieses führt jetzt wenigstens noch nicht in die Stadt, welche etwa
V2 Stunde weiter landeinwärts liegt. Zwischen Palmen und einigen Bananen,
die aber hier noch keine Früchte tragen sollen, fährt .man dahin auf
dem Kanal, welcher eine Unzahl von Krabben enthält. Die Stadt ist ganz
im Verfall, und nimmt von Jah r zu Jah r immer noch mehr ab. Der Grund
davon liegt in dem sumpfigen Terrain, welches ein höchst verderbliches
Miasma erzeugt; dadurch entstehen Fieber, die meist erfolglos behandelt
werden, und in der kürzesten Zeit den unvermeidlichen Tod zur Folge haben.
Darum erzittert man schon in Bagdäd Yor dem Gedanken, nach Basra zu
gehen, als ob man dem gewissen Tod entgegen gehe. Früher war diess
nicht so. Basra war sehr bevölkert und eine blühende Handelsstadt. Hoch
vor 100 Jahren soll ihre Seelenzahl sich auf 150,000 belaufen haben, vor
50 Jahren aber schon auf nicht mehr als 100,000. Bei der letzten Pest vor
etwa 28 Jahren sind, wie man mir versicherte, an 60,000 Menschen hingerafft
worden, und in dem Jahre 1854, als ich dort waf, zählte man nicht
viel über 5000 Einwohner, deren äussere krankhafte Erscheinung schon
zurückschreckte. Unter diesen waren viele Schwarze, 11 armenische F a milien,
deren es vor 30-—40 Jahren noch 4— 600 hier gab, ebenso viel
griechisch katholische, und 30 jüdische. Die übrigen waren Muhammedaner,
meist bigotte Schiiten. Der Gouverneur der Stadt und des Gebietes, welches
sich bis über Süq esch Schiuch hinaus erstreckt, hiess Ismail Pascha. Er
steht unmittelbar unter dem Pascha von Bagdäd.
In der brennenden Mittagshitze landeten wir, und gingen durch die
selbst für eine abgehärtete Berliner Nase zu übel riechenden Gassen der
Stadt in das Haus des Consuls Taylor, welches er sich daselbst als Absteigequartier
reservirt hat. Nur mit der grössten Mühe erlangte unser mu-
hammedanisclier D ien e r—■ es war gerade in dem Monat Eamadhän, und
des Fastens wegen waren alle Läden geschlossen — etwas Käse, Brod,
Gurken und schlechtes Wasser. Wegen des bevorstehenden' Wochen-
(Pfingst-) Festes, Sehebüoth, welches bei den heutigen Juden das Fest der
Wallfahrten ist, waren die Meisten derselben nach Esra’s Grab gegangen-—
ein Schiff voller Juden mit Dudelsack war uns begegnet — wie die Juden
von und um Müsul zu derselben Zeit nach el Kosch, dem Grabe des Propheten
Nahum, die Bagdäder nach dem gegenüber liegenden Grabe des
HoheprieSters Jeschüä, oder die Eeichern nach Kefil, dem Grabe des Propheten
Ezechiel, wandern. Dieser Umstand, die Abwesenheit der Juden,
verbunden mit der grossen Hitze, trieb uns bald aus diesem so sehr gefürchteten
Orte weg. Wir mietheten, da keine andere Gelegenheit vorhanden
war, für 80 Qrän d. i. 400 Piaster bis Buschihr die Kajüte eines grossen
arabischen Bootes, Maschüa oder auch Bäghala hier genannt, und die Hälfte
des bedeckten Baumes vor derselben, kauften den nöthigen Proviant für
eine Woche, und fuhren nach Küt zurück, wo wir nach eingenommener
Mahlzeit einer Einladung des Kapitäns auf das Dampfschiff folgten, und
von den englischen Musikern mit Märschen, Walzern u. s. w. erfreut wurden.
Zum Schluss spielten sie noch den Nationalhymnus: God save the Queen.
Den folgenden Tag, den 30. Mai, begaben wir uns gegen 10 Uhr Morgens
nach dem Frühstück nach dem arabischen Boote, welches in der Nähe
des Zollhauses von Basra lag. Die Schiffer hatten uns zwar versprochen,
gleich nach unserer Ankunft abzufahren, Hessen uhs aber bis 5 Uhr Nachmittags
warten, während welcher Zeit das Fahrzeug sich mit fanatischen
Schiiten und einigen Juden ganz füllte. In der Nacht erhob sich, nachdem
Wir am Tage grosse Hitze zu überstehen gehabt hatten, ein starker Nordwestwind,
der uns leider nicht gestattete, bei Muhammera zu landen, und
dort von dem trefflichen Wasser des Flusses Karün, der sich in den Tigris
ergiesst, einzunehmen. Wir hatten zwar 3 grosse Krüge in Basra gekauft,
den einen mit gutem Wasser in Küt, die beiden ändern aber mit schlechtem
Wasser von Basra gefüllt ; jedoch kam der eine schon zerbrochen auf das
Schiff, der andere mit dem Wasser von Küt wurde bald durch das starke