
Gottes aber ist nach ihnen ’Aly „der Erhabene“, den sie (wahrscheinlich
aber nur aus Connivenz gegen die Schiiten) ’Aly ihn Abi Taleb nennen. Sie
sagen, der Satan habe die Welt erschaffen — was wieder an die Gnostiker
erinnert, die den Adunai, den Gott der Juden, Gegner des Gottes der Christen,
zum Weltschöpfer machen — und sie behaupten, wenn es keinen Satan
gäbe, könnte es auch keinen Gott geben. Nach Einigen soll der Satan ihr
Gott sein, den sie unter den Namen ’Aly, Ibrahim (Abraham), Benjamin,
Dawud, Jaskär verehren. Es sollen zuweilen 5 — 10 u. s. w. zusammen
kommen, in der Nacht ein Schaf schlachten, und das Fell ausbreiten. Einer
von ihnen soll dann etwas aus dem Schafe herausnehmen, und daraus weissagen;
das Blut wird in der Erde vergraben, Sie haben eine Art Priester,
die sie Chalifa s nennen, und an jedem Orte giebt es Viele derselben. Jenes
Schlachten ist eine Art von Opfer. In Kerind haben sie etwa 4—500 Häuser.
Ausserdem wohnen noch Viele von ihnen in der ganzen Umgegend,
namentlich in Gawära und Schamäla, und sie sollen im Ganzen gegen 20,000
Mann stark sein. Wegen ihrer Tapferkeit sind sie von den Persern gefürchtet,
sie gelten für Orthodoxe, und werden „Aliden“ genannt. Sie gehören
zu den Kurden, welche das ganze Gebiet von Harünabad an bewohnen,
sprechen kindisch und persisch. Obig-e Notiz verdanke ich einem ändern
gut unterrichteten Juden.
Mr. Loftus, bekannt durch seine Ausgrabungen in Ninive u. s. w., welcher
einen ganzen Sommer in Kerind verlebte, und in dem hinter Kerind
liegenden Thale viele verschiedene Arten von Gummipflanzen entdeckt hat,
theilte mir später Folgendes über diese sonderbare Religionssecte mit: Sie
trennen Gott in 4 Personen, verehren Moses, Jesus und ’Aly, und ihren
grössten Heiligen, Ba,bi Jek k a (so nannte er den Jäzkär) als Gott. Das
Grab dieses Babi Jek k a ist nahe bei Zohab, ihrem heiligsten Orte, in Trian-
gularform erbaut. Die Lori’s in Loristan sollen sämmtlich dieses Glaubens
sein. Sie sollen 101 Incarnationen der Gottheit annehmen. —
Sie scheinen I amiliennamen zu haben, denn unser Qatirdschi hiess P ir
Kerem, einer seiner Söhne J ä r Kerem, eine Tochter von ihm Mei Kerem.
Rechts und links von Kerind sind die Begräbnissplätze, auf denen einige
pyramidalische Grabdenkmäler sind von Vornehmen, Reichen oder Priestern.
Es sind an diesem Orte nur 4 jüdische Häuser, in deren jedem
aber wahrscheinlich mehrere Familien zusammen wohnen. In Senna, Serda
u. s. w. sollen alle Juden chaldäisch sprechen; dort wohnen Kurden, welche
Omariden, d. h. Sunniten, sind. Den Persern gilt der Name Omari, Oraa-
ride, für einen Schimpfnamen.
Die Weintrauben von Kerind sind süss und wohlschmeckend, sie werden
meist zu Rosinen, Kischmisch gemacht; auch hat man hier Birnen,
unsern Rettigbirnen ähnlich, welche weniger saftreich sind, als die von
Ispahän.
Ich sah hier ein dem jüdischen Mazzoth ähnliches Brod backen. Die
Hausfrau machte zwischen 2 auf die Kante gestellten Ziegelsteinen Feuer
an, und legte eine dünne, runde, nach unten zu etwas concave eiserne Platte,
unsern Eierkuchen-Pfannen ähnlich, darüber. Sie setzte sich daneben, und
hatte Teig und Mehl bei sich, bestreute ein hölzernes Bret mit etwas Mehl,
nahm dann von dem Teig, und strich ihn mit einem hölzernen runden Stäbchen
auf dem Brete, bis er ganz dünn und rund ward. Dann legte sie ihn
mit dem Stäbchen auf die heisse eiserne Platte, liess ihn erst auf der einen,
dann auf der ändern Seite liegen, bis er Blasen warf, und nahm nach wenig
Minuten das so fertig gewordene Brod weg, um ein anderes darauf zu legen,
v^elches sie mittlerweile zurecht gemacht hatte.