
wobei einige Strohhütten. Gegen 10 Uhr Morgens wendete sich der Wind
zu unsern Gunsten wieder nach Südost, wehte aber nicht stark. Gegen
Mittag erreichten wir die Festung Qal’at el Hira, die am rechten Ufer dieses
Armes des Euphrat liegt, und 1/4 Stunde später die Festung Mukajjer, von
welcher ein arabisches Sprichwort sagt, dass sie unzerstörbar, unvergänglich
sei, weil sie aus Asphalt und Gyps erbaut ist. An demselben Ufer weideten
Araber von dem Stamme el Be’aedsch ihre Heerden. Wir fuhren auf einem
Arm des Euphrat, welcher erst bei Chananije von dem eigentlichen Euphrat
ausgeht; sein Name ist Schatt Befaje. An demselben rechten Ufer sahen
wir um 10 Uhr Qal’at es Selamije, um 11 Uhr Qal’at es Söid. Eine Menge
Kanäle, wahrscheinlich wegen der vielen Reisfelder, sahen wir von dem
Hauptstrom ausgehend; mit Mühe machten wir endlich einen Weg durch
einen kleinen Kanal ausfindig. _ Wir sahen zu beiden Seiten Araber mit
Schaf-, Ziegen- und Rinderheerden, und Beduinen mit Kameelheerden. Bei
dem Anblick der. Letztem ward unsern Leuten nicht wohl zu Muthe, und
der Kaufmann aus Süq rief unwillkürlich aus „Allah jihfa9na“ „Gott b e schütze
uns! “ — denn die Araber stehlen nur, die Beduinen aber rauben —.
Zum Unglück drehte sich der Wind wieder von Südost nach Norden, und
unsere Leute mussten das Fahrzeug wieder ziehen. Unser Weg ging den
ganzen Tag durch die Wüste, daher die Schiffer schon zu Mittag liegen
bleiben wollten, um noch ein anderes Boot zu erwarten. Da ich hinlänglich
.mit Waffen versehen war, so entgegnete ich ihnen, dass ich mich nicht
fürchte, und sie Alle bewaffnen könne. Ich hatte nämlich ausser meinen
2 Pistolen und dem Jataghan noch einen Karabiner, die grosse Lanze, einen
Dolch, und mehrere eiserne Keulen und Streithämmer, Waffen der Beduinen,
.d ie ich nach und nach in Süq gekauft hatte. Es wurde daher schnell Brod
auf Kohlen von Kuhdüngef gebacken, wovon ich mit essen musste, und dann
fuhren wir weiter. Am Nachmittag hielten die Schiffer an, um ihr Mittaggebet
zu verrichten, an einer Stelle, wo ein grösser Luchs zum Vorschein
kam. Leider verschwand er wieder im Gebüsch, bevor wir zum Schuss
kamen. Am Abend blieben wir in einem Kanal, den sie unter den vielen
für den gangbarsten hielten. Daneben lagerten Araber vom Stamme der
Hadadln, deren Scheich es Saghair von dem Stamme Dschebbür ist. Zu
dem Stamme der Hadadin gehören noch 10 kleinere Stämme.
Mittwoch den 10. fuhren wir lange vor Sonnenaufgang fort, aber in
einem ändern Kanal, der ebenfalls starken Lauf hatte, an vielen Stellen zu'
schmal für das Boot, und zu seicht war. Nach etwa 2 Stunden gelangten
wir nach Chananije, wo mehrere Araberhütten und eine Lehmfestung war,
in welcher 200 Soldaten stehen sollten. Wir hatten vor- und nachher mit
vielen Schwierigkeiten zu kämpfen, da viele Stromschnellen durch Eindämmung
gemacht, und so an einigen Stellen förmliche Wasserfälle entstanden
waren, so dass wir öfter Alle aussteigen, sogar die Sachen aus dem Boot
nehmen mussten, und doch nur mit vereinten Kräften im Stande waren, es
darüber wegzuziehen. F a s t überall sahen wir an den Ufern Araber und
Beduinen, Letztere namentlich an dem rechten. Gegen Sonnenuntergang
kamen wir endlich nach vielen Mühen und Beschwerden durch diese am
Ufer dicht von Sträuchern bewachsene Wüste wieder in den Hauptstrom,
und hatten von da an noch S1/^ Stunde bis Diwanije, wo wir am späten
Abend anlangten ÄSa Samäwa hatten wir diessmal nicht berührt, da wir
einem ändern Arme des Euphrat gefolgt waren. Ich besuchte wieder Dr.
Kestenberg, welcher mir unter Anderm erzählte, dass kürzlich ein in Samäwa
gestorbener und beerdigter Christ von den fanatischen Muhammedanern
(Schiiten) wieder ausgegraben, und den Hunden zur Speise gegeben, worden
war. Da der Kaimakäm mich wieder zu sehen wünschte, so besuchte ich
ihn den nächsten Morgen, aber -g|jj weil es empfindlich kalt war — in meinem
Schlafrock.
Auf dieser Tour hatte ich verschiedene Vögel gesehen, die mir theil-
weise früher noch nicht vorgekommen waren; zuerst Bachstelzen, und zwar
2, Arten derselben, deren eine man Slelika, die andere Tatwa nannte, ferner
Pelikane in grossen Massen, welche hier Na’adsch el moje „Wasserschaf“
genannt wurden; sodann einen sehr schön gefiederten Vogel Ghadaeri oder
Abu Ghadaer oder auch Qarün genannt, welcher mir in dem Libanon unter
dem Namen Werwar bekannt geworden war. E r ist etwas kleiner als die
Elster, hat einen langen Schnäbel, und glänzend grün und rothes Gefieder.
Dann sah ich kleine, den Sperlingen oder vielmehr Kanarienvögeln ähnliche
Vögel mit gelbem Gefieder, Abu’l Homer genannt — Turteltauben, in Da-
mascus. „Stetije“ , hier in Süq, wie in Bagdäd „Fuchtäje“ genannt, f)$- Lerchen,
qumbura mit Namen —- auch sah ich wieder den dem Storche ähnlichen,
nur kleinern und essbaren Vogel, wegen seiner weissen Farbe Bojüdhi
genannt — weiterhin einen ändern Vogel „Eschkeräk“ so gross wie eine
Elster, auf dem Rücken roth, die Flügel dunkelblau, der Bauch grün, das
Auge scheinbar gekochelt, d. i. schwarz gerändert — ferner eine Art Raben