
ster gekostet, und war 5 Jah r alt. 10 — 15 Jahre sollen sie brauchbar
bleiben.
Montag, den.28. Mai, ritt ich gegen 7 Uhr Morgens aus, und zuerst
nach der katholischen Kirche, die ich aber leider verschlossen fand. Ich erfuhr,
dass nur Sonntags, Mittwochs und Freitags darin des Morgens um
7 _ Uhr Gottesdienst ist. Darauf begab ich mich zu dem Dragoman des
Pr. Consulats, Namens Michael, einem Armenier, der mir versprach, mich
am nächsten Tage mit dem armenischen und koptischen Patriarchen bekannt
zu machen. Von da ritt ich nach der Festung.' Diese, am Ende der Stadt
auf einem ansehnlichen Berge erbaut, giebt eine herrliche Uebersicht über
ganz Cairo und die weite Umgegend. Ich ging in die nur zu prachtvoll geschmückte
Moschee, welche in der Mitte eine grosse,- und zu beiden Seiten
2 kleinere Kuppeln hat, und von röthlich geadertem Marmor erbaut ist. Sie
hat eine schöne Kanzel an der rechten Seite vom Eingang aus. Der Mehräb
oder die Qible ist ganz von Marmor, und hat zu beiden Seiten eine Marmorsäule,.
die sich drehen lässt. Reiche Verzierungen von Gold sind im
Innern, ein schöner mit vergoldetem Geländer verzierter Gang führt hoch
oben herum, und in der mittelsten Kuppel hängt ein riesiger Kronleuchter
von Glas mit vielen Lampen. Bei dem Eintritt musste ich in dem mit Marmor
gepflasterten Hofe meine Stiefel ausziehen. Nachdem ich sie wieder angezogen
hatte, ging ich auf eine noch nicht fertige Gallerie an einem ebenfalls
noch unfertigen Gebäude hinter der Moschee. Von da sieht man die stolze Siegerin
syjfiLäJ! el Qähira ganz vor sich, und nach rechts hin weit ausgedehnt.
Sie ist eine der grössten Städte des Orients. Die Zahl der Einwohner wird
auf 400,000 angegeben, soll aber wenigstens 600,000, ja vielleicht sogar
800,000 betragen, da bei jener Berechnung die Vorstädte, die Europäer,
und alle Fremde, wie dieAbyssinier, Nubier u.s. w. nicht mit gezählt worden
sein sollen. Trotzdem, dass sie ein fast ganz orientalisches Ansehen hat, findet
man doch, wenn aueh nicht so viel, wie in Alexandrien, welches schon
ganz europäisirt ist, viel europäisches Element in ihr, Hotels, Apotheken,
eine Zuckerraffinerie, die Strassen und Gassen mit Namen versehen,
die einzelnen Häuser numerirt u. s. w. — Zur Linken sieht man von oben
die Gräber der Mamluken, dabei auch das von Ibrahim Pascha, und, wenn
ich nicht irre, auch von Abbas Pascha; weiterhin, etwas rechts die Pyramiden
von Giseh, und noch entfernter links die von Saqqära (Memphis). Das Grab
von Mehemed ’Aly ist in der vorhin erwähnten, von ihm erbauten Moschee,
rechts vom Eingänge. Nachdem ich mich an diesem Anblick geweidet hatte,
kam ich in ein kleines, liebliches Gärtchen; darin ist eine schöne Fontaine
von weissem Marmor, wo Löwen und andere Figuren Wasser kreuz und
quer gegen einander ausspritzen. Dann ging ich in das im Hintergründe
liegende kleine, aber prachtvoll eingerichtete Palais, in welchem Mehemed
’Aly zur Winterzeit wohnte, und auch seine Nachfolger diese Zeit zuzubringen
pflegen. Darin ist ein grösser, und mehrere kleine Salons, das Schlafgemach,
ein marmornes Bad, und viele andere Zimmer. Von da übersieht
man die ganze Stadt, Bulaq, Schubra, den Nil u. s. w. ; aucb gewahrt man
da die grosse Wasserleitung, welche das Wasser vom Nil bis zu der Festung
bringt. Hierauf ging ich zu dem Bir saidna Jusef „dem Brunnen unsers
Herrn Joseph“, der von dem Patriarchen Joseph angelegt sein soll, und aus
welchem, da er sehr tief ist, durch Ochsen Wasser heraufgezogen wird. Bis
zu der Mitte stieg ich hinunter. Dort unten ist an der Seite ein langer
G a n g er soll 3 Stunden lang sein?! — an dessen Eingang ein Grab ist,
der Sage nach das Grab eines Dieners von Joseph. Von da setzte ich mich
wieder auf meinen Esel, und ritt hinunter über den Platz Rumeile SÜjLoj,
auf' welchem russische Schaukeln standen. Dieser soll zugleich der Richtplatz
für die Verbrecher sein, die theils geköpft, theils gehängt werden.
Nahe dabei ist die Moschee von Sultan Hasan. Auch in diese ging ich, wie-.
wohl eine Frau dagegen protestirte, nachdem ich' meine Stiefel ausgezogen
hatte. Viele Gläubige schliefen rund umher. In dem Vorhof ist ein Brunnen.
Hinter der Qible führt eine Thüre zu einem hoch gewölbten Gemach,
in dessen Mitte das Grab des genannten Mamluken - Sultans ist. Eine
Inschrift an der Seitenmauer giebt die Jahrzahl 764 d. H. = 1363 n. Chr.
Vorn an der Seite der Qible ist in der Mauer eine kufische Inschrift, und
in der Mitte die Kanzel von Holz erbaut. Dann ritt ich durch die Basär’s,
wo ich einen schwarzen und einen weissen Frauenschleier, und von einem
Leipziger Eisenhändler, der sich dort niedergelassen hat, einige Peitschen
von der Haut des Nilpferdes, wie sie dort gewöhnlich sind, kaufte, zuruck
nach dem Hötel, um zu frühstücken. Am Nachmittag besuchte ich zuerst
Dr. Billhartz, damals Arzt an dem Hospital, jetzt Professor an der medizinischen'Schule,
der sich viel mit Naturwissenschaften beschäftigt hat, und mich
sehr freundlich aufnahm. Dann ritt ich nordwestlich von der Stadt zu den
sogenannten Chalifen - Gräbern, wo die Gräber der Sultane Berkük, Melik
el aschraf, Schiruje (Schiravije) und viele andere, auch viele Wohnungen