
sehr einzeln, wohnen Parsi’s. In Tafft. sah ich Einige von ihnen gegen Sonnenuntergang
beten; sie wendeten sich dabei nach der Sonne, und legten
ihre weissen Gürtel während des Gebetes ah. Sie behaupteten, gar keine
alten, und nur wenig neuere Bücher zu haben; trotz aller Mühe konnte ich
doch keines derselben zu Gesicht bekommen. Der Secretär unsers Reisegefährten
versprach mir zwar, mir wo möglich eins oder mehrere zu verschaffen,
und nach Bagdad zu bringen, aber er kam auf der Rückreise nicht
über Bagdad, und hat mir auch keine Bücher zugeschickt. Da Viele von
ihnen Namen ihrer alten Könige haben, so scheinen sie damit den Muhammedanern
anzukündigen, dass sie die ursprünglichen und eigentlichen Besitzer
des Landes sind, und dasselbe wieder zu haben wünschen. Diess erregt
den Fanatismus der ohnehin schon fanatischen Schiiten noch mehr, und
bei jedem Thronwechsel, während das Reich eine kurze Zeit ohne Oberhaupt
ist, fallen diese über die armen Parsi’s her, misshandeln sie, tödten
sie wohl auch, berauben sie, und nehmen ihnen besonders, wie sie sagen,
ihre Bücher weg, um sie zu verbrennen, so dass ihnen nichts übrig bleibt.
Diess thun sie wahrscheinlich, um das Gedächtniss an ihre Vorfahren ganz
bei ihnen zu verwischen; doch auch die Juden klagten darüber, dass bei
jedem Königswechsel eine allgemeine Plünderung der Raja’s stattfinde.
Man nimmt aber diesen ihre Bücher nicht weg; und sie sagen, diess geschehe,
damit die Raja’s für das lange Leben ihres Schah beten sollen^ je doch
ist es wohl nur ein Ausbruch des rohen, in solchen Zeiten nicht gezügel-
ten Fanatismus. Ein Bruder unsers Wirths war bei dem letzten Thronwechsel
umgekommen. Wir konnten uns auch selbst von der Unterwürfigkeit der
Parsi’s überzeugen. Oefter kamen Muhammedaner, um uns zu sehen; unser
Wirth verhinderte sie nicht nur nicht, sondern kam ihnen mit der grössten
Freundlichkeit entgegen, und liess ihnen sogar selbst, als ich es aus Rücksicht
gegen ihn nicht thun wollte, Pfeifen geben.
Die Parsi haben weder die Beschneidung, noch Vielweiberei, daher sie
auch nicht Harem halten. Sobald ein Parsi mannbar wird, erhält er den
Gürtel Kosti, welcher nach der Versicherung der Juden aus Hundshaaren
bestehen soll, in der That aber aus (72) Fäden von Schafwolle oder Kameel-
haaren besteht. -— Sie wissen nicht mehr, wie ihre Altvordern die Todten
begraben haben, daher Manekdschi den Auftrag hatte, die Gräber von
Nakschi Rüstern genau zu untersuchen. Je tz t begraben sie dieselben nicht
mehr, sondern haben für die Leichen ausserhalb ihrer Wohnorte runde
Thürme mit einer Treppe von aussen erbaut; auch bei Jesd ist ein solcher,
1 Farsach von der Stadt entfernt, auf einem Hügel, und es sollte eben ein
neuer erbaut werden. Oben ist ein Gitter, und zugleich auf 2 Seiten Rinnen,
durch welche der Regen abläuft; die Mitte ist leer, hohl, ein Loch,
welches bis auf den Grund geht. Diesem zunächst sind rund herum Stellagen
oder Lagerstätten für die Kinder, dann folgt eine Abtheilung für die
Frauen, und zuletzt für die Männer. In alter, weisser Kleidung werden die
Leichen von 8— 24 Männern, je nachdem der Verstorbene reich oder arm
war, abwechselnd dahin getragen, auch Geistliche, folgen, und zwar paarweise,
von 2 -^ 30, je nach dem Reichthum. Eine Thüre, die von aussen
verschlossen, von innen aber, wenn Einer wieder auf leben sollte, ohne
Schlüssel geöffnet werden kann, führt auf den nicht sehr hohen Thurm,
welcher oben 80 Fuss im Durchmesser hat. Man fängt von der Westseite
an, die Lagerstätten zu belegen; wenn alle belegt sind, so werden die von
den Raubvögeln übrig gelassenen Gebeine in das Loch in der Mitte geworfen,
was von 2 Trägern geschieht, während die übrigen Begleiter auf einem
besondern Platz stehen bleiben, und die nun leeren Lagerstätten wieder gebraucht.
Ist das Mittelloch von den Gebeinen ganz angefüllt, so wird ein
neuer Thurm von derselben Grösse erbaut. Die vollständige Beschreibung
und Darstellung eines solchen Thurms findet sich gedruckt in der Schrift
„Plan of the Consecration with Plan, Elevation and Section of the Se-
pulchre, or Tower of Silence, erected by Franajee Cowasjee Esquire at
Chownalty Hill in 1832, Fol.“ englisch, guzerati und persisch. — Die Hölle
denken sie sich voll böser Schlangen.
Ihre Priester sollen, gleich denen der Mandäer, welche es wahrscheinlich
erst von ihnen entlehnt haben, nichts'essen, was sie nicht selbst geschlachtet
und zubereitet haben: Die unterste Klasse derselben werden
Mobed’s genannt, über ihnen stehen die Destur Mobed’s, und über diesen
wieder der Destur an Destur, ein solcher ist in Jesd, welcher 12 Destur
Mobed’s unter sich hat, und ein anderer in Bombay. Zur Zeit der Sasa-
niden hatten sie auch noch einen obersten Priester, unter welchem alle ändern
standen; jetzt giebt es keinen solchen mehr, weil sie keine Gelehrten
mehr haben. Dieser hiess nach Manekdschi’s Behauptung Schah schau
(Schahi Schahän „König der Könige?“), wovon der Name Sasan nur eine
Verstümmelung sein soll. Dieser hatte denselben Namen, wie der jedesmalige
König, der sich seinen Gesandten nannte, und unter ihm stand.