
linken eine noch gut erhaltene Festung Suleimanije mit mehrern Palmen
zur Seite; dahei war auch ein grösser ummauerter Garten mit Wein, Granat-
und Apfelbäumen. Um 1 Uhr kamen wir nach Chaschchaschije, einem Dorfe
mit vielen Palmen und Granaten am linken U fe r; etwas weiter am rechten
waren Hütten von Arabern, und eine ehemalige Festung el Chäta, beide zu
Chaschchaschije gehörig. Um 3 V4 Uhr hatten wir am linken Ufer die
Festung Ibrahimlje, 3/4 Stunde später an demselben Ufer Chaiqän. Hier
sahen wir auch wieder Granaten, und einige andere Bäume, Nebk und Duki
(d.i. Tut, Maulbeerbäume), am linken Ufer sonst fast nur Palmen, am rechten
aber war Wüste. 1 Stunde später zeigte sich uns am linken Ufer die Festung
Sehomeli; nach abermals 14/2 ständiger Fahrt an demselben Ufer die Festung
Alläq. Dieser gegenüber hielten wir 1 Stunde an, und speisten unter einem
Maulbeerbaum. 1 Stunde später erreichten wir das Dorf Berhunije am linken
Ufer, nach abermals 1 '/4 Stunde am rechten das Dorf Seid Ibrahim, gleich
dahinter Dschedeide (Neudorf) und unmittelbar darauf Dscherädsche, dem
gegenüber Dachmasije liegt. Wir hatten nun fast ununterbrochen Palmen
und Wohnungen zu beiden Seiten, und übernachteten am rechten Ufer bei
dem Dorfe Daeble. Den folgenden Morgen kamen wir nach lstündiger
Fah rt am linken Ufer erst bei dem Dorfe Säde, dann bei Besere vorbei, am
rechten erreichten wir darauf das Dorf Merdschije und die Kubbe Durfun
Derwisch, und langten darauf gegen 8 Uhr Morgens in Hille an, wo 40 jü dische
Familien mit etwa 100 Männern sind. Sonntag früh ritt ich bei guter
Zeit von da wieder ab, denselben Weg, den ich auf der Hinreise genommen
hatte, und langte am Montag den 15. Mai kurz nach Mittag, von der
Sonne verbrannt und ermattet, und von dem ungewohnten Ritt ganz zerschlagen
in Bagdäd an. Zwischen Hille und Bagdad fand ich die blaue
Kornblume, oder eine derselben ganz ähnliche, die man mir Dcnderän nannte,
und eine weisse und gelbe Wüstenblume, Halablath, die man auf Kohlen
legt, um sich damit zu räuchern, und über die Stirn, wenn man einen unruhigen
Schlaf hat, oft im Schlafe aufschreckt.
Ich hatte mir vorgenommen, einige Tage in Bagdäd auszuruhen, und
dann meine Rückreise nach der Heimäth anzutreten. Denn, ob ich gleich
von Süq esch Schiuch aus um Erneuerung meines Urlaubs auf ein drittes
J a h r und abermalige Gewährung der Unterstützung von Seiten Sr. Majestät
des Königs gebeten hatte, so wusste ich doch nicht, ob ich der Bewilligung
versichert sein durfte, ja ich musste sogar fürchten, da ich nun sicher erfuhr,
dass eine Briefsendung von mir zwischen Süq esch Schiuch und Bagdäd
verloren gegangen war, dass gerade diese Schreiben bei derselben gewesen
waren. Dennoch kam es ganz anders, als ich geglaubt und mir vorgenommen
hatte. Als ich in die Wohnung meines Freundes, des Missionar’s Mr.
Brühl eintrat, erkannte er mich den ersten Augenblick kaum, und fand micb
dergestalt verändert und angegriffen, dass er über meinen Anblick erschrak,
und meinte, ich sähe aus, als ob ich mindestens 10 Jahre älter geworden
wäre. Als ich ihm nun eröffnete, dass ich einige Tage bei ihm auszuruhen,
und dann mich auf den Rückweg zu begeben wünsche, so entgegnete er mir,
dass diess durchaus nicht möglich sei. Denn erstens nehme die Hitze nicht
nur in Bagdäd, sondern auch in Mösul und Mesopotamien je tz t mit jedem
Tage zu, und mein Aussehn zeige zur Genüge, dass ich derselben nicht gewachsen
sei, und dabei zu Grunde gehen würde ft- dasselbe bestätigten auch
andere Freunde, die ich desshalb befragte, und namentlich die beiden englischen
Aerzte in Bagdäd, Dr. Hyslop und Dr. Wood — zweitens sei nach
den neuesten Zeitungsberichten der K. Preussische Gesandte, Ritter Bunsen,
plötzlich von London abgereist, woraus man auf einen Bruch der Preussi-
schen Regierung mit der Englischen, auf einen Anschluss Preussens an Russland
gegen England, Frankreich und die hohe Pforte schliessen könnte, in
welchem Falle es für mich gewagt sei, durch die Türkei zu reisen; und
drittens sei ein ernstlicher Aufstand der Kurden gegen die Moslems, Türken
und Araber, und vornehmlich auch gegen die Christen in und um Mösul
ausgebrochen, so dass eine Reise dahin mit vielen Gefahren verknüpft sei;
an eine baldige Unterdrückung desselben sei aber um so weniger zu denken,
da in Bagdäd nur wenig, in Mösul fast gar kein Militär war. Endlich
sagte er mir, dass er nur auf mich gewartet habe, um mich auf einer
Missionsreise nach Persien, die er alsbald antreten wolle, mitzunebmen.
Dort, meinte er, sei die Hitze bei weitem nicht so drückend, und das Reisen
weit angenehmer; wolle ich aber durchaus nicht mit ihm gehen, so könne
ich bis zu seiner Wiederkehr in seinem Hause bleiben. Die Gründe gegen
die Rückreise waren so gewichtig, dass sie mich allerdings bestimmen mussten,
für den Augenblick davon abzustehen, und der Vorschlag zu einer Reise
nach Persien so verlockend, dass ich mich nach kurzem Besinnen dazu entschloss,
zumal da ich in Bagdäd selbst theils wenig Ausbeute für meine
Zwecke zu gewinnen hoffte, theils die übergrosse Hitze zu fürchten hatte,
deren Einflüsse man trotz der guten Einrichtungen doch nicht ganz entgehen
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