
von Fellah s sind, so dass sich dort ein kleiner Stadttheil gebildet hat. Auf
den Hügeln daneben sind viele Windmühlen angelegt. Durch das Judenviertel
ritt ich zurück. Unterweges hatte ich aber noch, jedoch nur von
aussen, weil es zur Zeit des Bamadhan nicht recht thunlich war, die grosse
Moschee el Asharije, gesehen, welche im Innern eine Unzahl von Säulen hat.
Als ich zurück kam, erfuhr ich, dass ganz Cairo von einem panischen
Schrecken ergriffen war, weil man in Erfahrung gebracht hatte, dass einige
Cholerafälle in der Stadt vorgekommen, und Einer in dem Lazareth an dieser
Krankheit gestorben war. Merkwürdigerweise hatte sie sich nicht, wie
man wegen des Bamadhan erwarten sollte, bei den Muhammedanern, sondern
fast nur bei Europäern gezeigt, und der Gestorbene sollte ein Deutscher
sein. Ein Apotheker hatte sich die Sache gleich zu Nutze gemacht,
indem er ein vermeintliches Specificum und unfehlbares Präservativ gegen
die Cholera zusammen gebraut hatte, welches reissend abging, und in jeder
Familie zu sehen war. Man versicherte mir, dass man sich vor dieser Krankheit
mehr fürchte als vor der Pest, weil man gegen diese durch strenge Absperrung
hinlänglich geschützt sei. Da sie mit jedem Tage an Intensität
wie Extensität zunahm, die Erkrankungs- und Todesfälle immer zahlreicher
wurden, so entstand eine völlige Auswanderung, und Jéder, der nur irgend
abkommen konnte, verliess Cairo.
Dienstag, den 29., ritt ich vor 7 Uhr aus zu den Mamlukengräbern,
südlich von den sogenannten Gräbern der Chalifen, nahe bei Alt-Cairo, wo
sich ebenfalls eine Art von äusserm Stadttheil gebildet hat. Dort ist das
Grab des Imäm Schäfer und des Leith; dabei ein schöner Garten. Das
erstere ist ausgezeichnet durch die Figur eines Schiffes oder Bootes auf dem
Minaret. Dort sind ferner die Gräber der Familie von Mehemed ’Aly und
Ibrahim Pascha, das des Letztem besonders schön verziert. Neben demselben
liegt Mehemed Béy, der als Wütherich berüchtigte Defterdär, welchen,
wie mein Eselsführer versicherte, Abbas Pascha vergiften liess. Eichtiger
ist wohl, dass ihn Mehemed ’Aly vergiftete, da er schon im Jah re 1834 gestorben
sein soll. *) Das Grab des Abbas Pascha war damals noch bloss mit
*) Ueb e r ihn h a t d e r m eh re rw äh n te D r .L a u to u r Folg en d e s in seinem Jo u rn a l aufgez
e ich n e t : Mehemed ’Aly schickte ihn in dem J a h re 1822— 23 nach Nubien, um den Tod seines
Sohnes I sm a il, der bei einem ü e b e r f a ll in Chendy umgekommen w a r, zu rächen. E r e r fü
llte diesen A uftrag auf das S tre n g ste , ste ck te die D ö rfe r in Brand, hieb alle Bewohner,
s e lb s t F r a u e n , K in d e r und Greise n ic h t ausgenommen, n ie d e r , und k e h rte dann im
T riumph n a ch Cairo zurück.
einem weissen Tuche überdeckt: Von ihm rühmte mein Eselsführer, der
nie ohne begleitende Segenswünsche seinen Namen aussprach, dass er sehr
Eine se iner Sclavinnen h a tte die Gewohnheit, je d e n Morgen eine Tasse Milch zu
trin k en . Als der Eunuche ih r 2 Tage lang diese u n te r dem V o rw ä n d , dass er k e in e b e kommen
h a b e , nich t b ra c h te , b ek lag te sie sich d a rü b e r bei dem D e fte rd ä r, und äusserte
den Verdacht, d a s s,jen e r die Milch se lb st getru n k en habe. Dieser entgegnete ih r , es sei
le ic h t, sich von d e r W a h rh e it'z u ü b e rz e u g e n , wenn inan den L e ib des V e rklagten aufschneide,
je d o c h würde sie, wenn män nichts darin fände, a ls falsche A nklägerin dasselbe
Schicksal erleiden müssen. Ohne W e ite re s wurde d e r L eib des Eunuchen geöffnet, und
zum Glück für die schöne Selavin das Vorhandense in d e r Milch co n s ta tirt.
E in e r se iner D ien e r h a tte ihn w ied e rh o lt ohne Erfolg um neue Schuhe g eb e ten , da
die se inigen zu seh r ab g en u tz t waren. Als d e r D e fte rd ä r eines seiner P fe rd e besch lag en
liess, h ie lt d e r D ien e r d ie s s fü r eine gÜDStige Gelegenheit, seine B itte zu erneuern, indem
er hinzufügte, dass die T h ie re b e s s e r b e h a n d e lt würden a ls die Menschen, welche, so zu
sa g en , b arfuss gehen m ü ssten , während je n e ste ts g u t beschuhet seien. D e r D e fte rd ä r
antwo rte te nichts d a rau f; a b e r,.a ls das P fe rd b eschlagen war, b efahl er dem Hufschmied,
den Diener au f dieselbe Weise zu beschlagen. E s geschah, und einige Tage nachher
s ta rb der unglückliche D iener in F olge dieser Operation.
Die E ig en th üm e r v o n .D ö r fe rn ; B e am te , und A n d e re , welche im Be sitz von Geld
sind, leihen diess m it Wucher den F e lla h ’s, die, wenn sie es zurückzahlen so llen , oft in
grosse V e rleg en h e it gerathen. E in solcher F e lla h wurde einst von seinem H e rrn dess-
ha lb m it der Dro h u n g v e rfo lg t, dass e r ihm seine K u h , das E in z ig e , was er b e s a s s , v e rkaufen
würde, um sich bezahlt zu machen. J e n e r b a t den D e fte rd ä r um seinen Schutz,
welcher auch einen Aufschub von dem Gläubiger erlan g te . Nichts desto weniger liess
dieser, ä rg e rlich ü b e r den Aufschub, den er nothgedrungen h a tte Zusagen m ü ssen , die
Kuh des Armen zu seinem Nutzen verkaufen. Sobald diess der D e fte rd ä r e rfu h r, liess
e r jen en G läubiger durch denselben S ch lä ch te r, welcher die Kuh ge sch la ch te t h a tte ,
tödten (ab sch la c h te n ), und zwang die L e u te , die sich m it dem F leisch d e r Kuh versehen
h a tten , zu einem v o n ihm b e stimmten enormen P re ise das F le isc h des Menschen zu k au fen
, um dem F e lla h die Summe, welche e r vor Ablaut des bestimmten T e rm in s g e z ah lt
h a tte , v o llstän d ig wieder zu e r s ta tte n .
E in e s Tages spa zierte e r au f der T e rra sse se ines P a la s te s mit einer S ch nupftabaksdose
in der H a n d , -in welcher e r eine F lie g e g efangen hie lt. E r üb e rg ab sie Einem aus
seinem Gefolge mit dem Bemerken, dass e r sie nich t öffnen dürfe. D a ra u f k amen Andere,
die sich m it Je n em u n te rh ie lten , und d ieser, u n e in g ed en k des Verbotes, öffnete die Dose,
um ihnen eine P ris e anzubieten. Die F lie g e flog d avon, und als sie d e r D e fte rd ä r nich t
mehr d a rin fand, liess e r den Unglücklichen sogleich von dem Dache h e ru n te rs tü rz en .
E r war ein sehr g e sch ick te r S ch ü tz e , u n d ü b te sich öfter a u f folgende W e is e : E r
liess sich kleine schwarze Sclaven b rin g e n , die man in den Nil werfen m u ss te ; u n d , so
wie E in e r von ihnen den K o p f aus dem-Wasser ste c k te , schoss e r mit se iner Büchse au f
ihn. Natü rlich th a ten diess die armen Knaben, welche die Gefahr kan n ten , n u r auf einen
Moment, um Athem zu h o le n ; ab e r dennoch u n te rlie ss e r diese Uebung n ich t e h e r, als
bis er an E in ig en dieser Schlachtopfer seine Kunst gezeigt h a tte .
Nicht se lten gab er B e fe h l, b ev o r er g in g , um seine Mittagsruhe zu h a lte n , Einem,
den e r bezeichnete., so lange die B a sto n ad e zu g eb en , b is e r w i e d e r erwachen wurde,
o der au c h , ihn so lange ohne Unterb re ch u n g zu sc h lag en , b is er se ine Pfeife ausge-
raucht ha.be.