
Oefen kennt, so wird im Winter in der Vertiefung, welche mitten in den Wohnzimmern
ist, Feuer ang'emacht, darüber eine stuhlähnliche Stellage gestellt,
und auf diese eine grosse Decke gelegt. Allé Anwesenden kauern dann um
diese Stellage herum, und nehmen die Decke über sich, um sich zu erwärmen.
In dem vorhergehenden Winter war, wie um Jesd herum, auch hier
die Kälte, namentlich 3 — 4 Tage zur Weihnachtszeit, so gross gewesen,
dass das Obst fast gänzlich erfroren war. — Man hat hier das ganze Jahr
hindurch Eis, und versorgt sich damit auf folgende Weise: Im Winter überschwemmt
man künstlich den Garten, und, wenn das Wasser gefroren ist,
wirft man es in eine tiefe Grube, giesst von Neuem Wasser dazu, lässt es
zusammen frieren, und stampft es fest ein, bis die Grube voll ist. Daun wird
sie mit Käsen zugedeckt, und so erhält sich das Eis bis zum nächsten Winter.
Es war zur damaligen Zeit am Tage, wie in der tNacht, noch sehr
warm. Leider war das Dach unsers Hauses nicht zum Schlafen eingerichtet,
daher wir unsere Matratzen auf dem Boden der offenen Halle unten ausbreiten
mussten. Wir konnten uns jedoch hier nicht eines. erquickenden
und ungestörten Schlafes erfreuen. Theils war es die Hitze, welche uns am
Einschlafen verhinderte, theils waren es die Mücken, noch mehr aber die
kleinen, kaum sichtbaren, Sandfliegen, d e r e n Stich noch empfindlicher ist,
theils das Geheul der Katzen, welche in Menge um uns herumliefen, und
sich oft auch auf unsere Betten legten, theils endlich das Bellen der Hunde,
welches fast die ganze Nacht hindurch währte, und, wenn diese ruhig waren,
das Geheul der Schakals. In Jesd war sogar einmal in der Nacht ein Schakal
in den Garten unsers Wirths gekommen. Am Tage wurden wir von
Fliegen, Wespen und Hornissen verfolgt. Nichts desto weniger kann man
den Aufenthalt in Ispahan zu den angenehmsten rechnen. Die Hitze ist erträglich,
die Umgegend sehr fruchtbar, das Wasser frisch und gut, und wird
noch durch das billige Eis erquickender gemacht, und die Stadt Ispahan ist
unter allen Städten des Orients, die ich gesehen,'ohne Widerrede die
schönste. Sie war von jeher eine der bedeutendsten Städte Persiens, verdankt
aber in der neuern Zeit ihre Vergrösserung und Verschönerung besonders
den Sefiden, Schah Abbas I . , dem Grossen (1587; 1624), welcher
sie zu seiner Residenz erhob, und seinem Sohne Schah Abbas H.
Damals soll sie eine Bevölkerung von 600,000 Seelen umfasst haben. Die
Vernichtung dieser Dynastie, die vielen bürgerlichen Kriege, und die Verlegung
der Residenz nach Teherän, übten ihre verheerenden Einflüsse auch
auf diese so bevölkerte und prächtige Stadt (so dass von jener wirklichen
o d e r nur vermeintlichen Anzahl ihrer Bewohner jetzt kaum noch der 10. Theil,
also kaum 60,000 übrig geblieben sind, und wir bei unserm Ausritt ziemlich
eine Stunde lang unter Ruinen, verlassenen Häusern, Strassen und Stadt
theilen ritten), vermochten aber doch nicht den frühem Glanz vollständig zu
vernichten. Schon der Eingang durch den oben erwähnten schönen, breiten,
ganz von Steinen aufgeführten, überwölbten, leider aber jetzt ganz unbenutzten
Basär, und die 110 Schritt breite, und 3200 Schritt lange Platanen-
Allee mit 4 Reihen Bäumen, hat etwas Grossartiges und Imposantes. An
dem der schönen Brücke,, welche nach Dschulfa führt, entgegengesetzten
Ende dieser in gerader Richtung laufenden Allee ist das unter dem Namen
Tschehil Sutün „die 40 Säulen“ bekannte Sommerpalais, welches m der
Mitte eines anmuthigen Parks Hegt. Es ist eigentlich mehr ein Pavillon,
als ein Palais. Nach Norden hin hat es eine hohe Säulenhalle, welche die
ganze Breite^ des Gebäudes einnimmt. In der Mitte dieser Halle ist ein
grosses Wasserbassin, in welches das Wasser aus 4 ehernen Löwenrachen
fließet. Die Haüe wird getragen durch 20 ganz mit Spiegelglas umgebene
Säulen, welche durch ihren Wiederschein im Wasser die doppelte Anzahl
erscheinen lassen, und, so den Namen veranlasst haben. Die Decke und
Seiten der Halle sind mit Arabesken und Porträts geziert. Durch eine
kleine Thüre gelangt man von da in einen grossen Salon, m welchem grosse
Wandgemälde, von Schah Abbas dem Grossen herrührend, einzelne Haupt-
data aus dem Leben seiner Vorgänger bis auf seine Regierung mit den Figuren
in Lebensgrösse darstellen. Durch eine kleine Seitenthür steigt man
von hier auf einer engen Treppe auf das Dach, von wo man eine schöne
Aussicht über die ganze Stadt und Umgegend haben könnte, wenn sie nicht
theilweise durch die vielen Bäume gehemmt würde. Als wir dort waren,
trafen wir unten in dem Salon einen Secretär des Gouverneurs, welcher, als
er erfuhr, dass wir Engländer seien, uns freundlich zu sich einlud, und mir
seine Pfeife reichte. — Von da ritten wir in die Stadt, über einen kleinen
Markt, und durch einen schön gewölbten hohen Basar auf den grossen schönen
Marktplatz, Meidani Schah, „Königsplatz“ genannt. Dieser bildet ein
sehr grosses Parallelogramm, und ist von allen Seiten mit hohen bemalten
Nischen umgeben. Rechts an der Südseite ist die prachtvolle grosse Moschee
mit buntfarbigen glasirten Ziegeln an den Seiten und an der Kuppel bedeckt;
an der Westseite ist der Palast des Häkem, des Gouverneurs. In