
von Barasgun. Etwa eine Viertelstunde davon ist ein weit ausgedehnter
Palmenwald mit trefflichen Datteln; auch die Wassermelonen von Dahlekije
sind sehr gut, und das Wasser besser wieder als in Barasgun. Aber auch
hier liess uns die Hitze nur wenig schlafen, und noch halb im Schlafe und
ganz schlaftrunken setzten wir uns 121/2Uhr in der Nacht auf unsere Pferde.
Die Qatirdschi in Persien haben dabei durchgängig die für den Reisenden
höchst unangenehme Gewohnheit , dass sie jedes Mal zuerst die Betten desselben,
und dann erst die übrigen Sachen aufpacken, was um so lästiger ist,
da sie in jedem, auch dem geringsten Geräusch, sogleich eine böse Vorbedeutung
sehen, und dann noch Stunden lang liegen bleiben, ohne dass der
Reisende die schon zusammengeschnürten Betten wieder bekommen kann.
Dahlekije liegt an dem Pusse eines Gebirges, über welches nun unsere Reise
ging. Unser Weg führte uns in nordöstlicher Richtung bei dem Palmenwalde
vorbei anfangs noch in der Ebene fort. Nach etwa 1/ i Stunde erreichten
wir das Gebirge; nahe dabei war eine Quelle süssen Wassers. Das
Aufsteigen war sehr steil, ging erst über Thonfelsen, später über Thonschiefer,
der Weg sehr schmal, so dass nur ah wenig Stellen Raum zum
Ausweichen übrig blieb. Es ging bergauf und bergab. Etwa 2 Stunden
von Dahlekije sahen wir hoch oben auf einem überragenden Eelsen links
von dem Wege eine Festung Qal ’a Lurije genannt. Nach mühsamem Auf-
und Absteigen erreichten wir eine» bedeutenden Fluss, welcher durch ein
breites Plateau strömte. Hier trafen wir auf einen langen Zug von Kamee-
len, welcher desselben Weges ging. Um durch denselben nicht aufgehalten
zu werden, eilten wir, ihn zu überflügeln, und ritten schnell durch den Fluss,
welcher so tief war, dass das Wasser den Pferden bis an den Bauch ging.
Da er noch dazu sehr reissend war, so mussten unsere Pferde durchgeführt
werden. Ich fürchtete^ sie würden darin stehen bleiben, um ihren Durst zu
löschen; die Führer aber beruhigten mich desshalb, indem sie versicherten,
dass die Thiere dieses Wasser wegen seiner Bitterkeit nicht tränken. In
der That machten sie einen Versuch, standen aber sogleich davon ab; auch
ich versuchte es, und fand seinen Geschmack so bitter wie Glaubersalz.
Kurz darauf kamen wir an eine Stelle, wo die Reste einer steinernen Brücke
waren; 2 Bogen standen noch ganz zu beiden Seiten, und in der Mitte ein
Pfeiler. Hier stiegen wir ab; unser Weg ging längs dem linken Ufer des
Flusses hin, eng und halsbrechend, bis wir wieder an den Fluss kamen, und
ihn abermals durchritten. Dann ritten wir den Bergabhang, der oft sehr
steil war, entlang, und mussten nach mehrern Windungen zum dritten Male
durch den Fluss, der noch so hoch oben dieselbe Tiefe hat. Dieser Fluss
wird Rudchanei Dahlekije „der Fluss von Dahlekije“, so wie das Gebirge
„Kuhi Dahlekije, das Gebirge von Dahlekije“ , genannt. Endlich hatten
wir noch 2 steile, beschwerliche Felsen, die höchsten Spitzen des Gebirges
„Kotali mellu (nicht molla, wie die Engländer schreiben) zu überschreiten,
wozu wir über 1 Stunde brauchten. Die erstere, längere, gingen wir zu
Fuss hinan, die zweite, vor welcher ein längliches Plateau war, ritten wir.
Das Gebirge war fast ganz kahl, nur wenige Dornensträucher und kleinere
Pflänzchen bemerkten wir. Wir gelangten zuletzt auf ein grosses, mehr
langes als breites Plateau, welches von noch höhern Bergen umgeben ausser
jenen Dornensträuchern doch noch einige Palmen zeigte.. Viele Rebhühner,.
auf die wir vergeblich Jag d machten, Schwalben und Sperlinge
waren dort. Hier war unsere Station, Konar Tacht, neben einem kleinen Palmenwäldchen
und einigen Nebk. Die Karavanserai dieses Ortes war wieder
besser als die vorige, und hatte über dem Eingang ein Qasr, d. i. ein zweites
Stockwerk mit einem grössern Zimmer in der Mitte, und 2 kleinern zu
beiden Seiten, natürlich ohne Fenster-und Thüren. Nach 6 ^ 4ständigem
Ritt hatten wir Konar Tacht erreicht. Wir fanden hier besseres, frischeres
Wasser als in Dahlekije; die Temperatur war zwar noch sehr warm, doch
milder, erträglicher. Ich fand hier eine gelbe, dicke, wohlriechende, und
eine breitere, grüne Blume, die ich pflückte, und erfuhr, dass jener Fluss
mit bitterm Wasser, den wir dreimal durchreiten mussten, rechts d. i. südlich
vom Wege in dem Gebirge entspringt. Freitag, den 16. Juni, brachen
wir erst um l 1/^ Uhr Morgens auf. Ich hatte abermals nur wenig geschlafen,
da sich mehrere Katzen zu mir in das Bette gelegt hatten, und war daher
wieder sehr müde, als ich mich zu Pferde setzte. Unsere Betten waren
nicht oben in dem Qasr, sondern, wie gewöhnlich, auf der offenen Terrasse,
welche in den Karavanserai’s von Persien mitten auf dem Hofe sind, aufgeschlagen
worden, und rings um uns standen die Reit - und Lastthiere. —
Wir ritten etwa §|2 Stunde in nordöstlicher Richtung die Hochebene entlang,
links von dem Dorfe Dschawardschan vorbei, und erreichten dann,
nachdem wir eine Strecke vorher schon über steinigen Boden, loses, von
dem nahen Felsen durch den Regen herabgespültes Gerolle, gekommen
waren, das Gebirge, welches anfangs aus Thonschiefer, weiterhin aus Thon-
und Kreidefelsen bestand. Der Weg, theilweise nicht minder halsbrechend
P btermann, Reise im Orient. II . j j .