
einen Kawass von ihm ans, der zugleich als Wegweiser dienen sollte. Hierauf
erstiegen wir die Festung, an welcher unten die Wohnung des Mutesel-
lim angehaut ist. Sie ist länger als breit, läuft im Norden etwas spitz zu,
ist im Süden aber breiter. Durch eine in den Felsen gehauene Höhle,
welche tief hinunter geht, und unten Wasser enthält, dessen man sich ehemals
bediente, wenn die Festung abgeschnitten war, gelangten wir auf den
Gipfel, wo die Mauern der Westseite meist eingestürzt waren. An der Ostseite
entlang — 186 Schritte zählte ich, doch war das Ende verbaut —
gingen 5 hohe, aus Quadersteinen erbaute Gewölbe, eines über dem ändern,
in 2 Reihen entlang, deren äussere Seite mit Schiessscharten versehen war.
Die äussere Mauer war oben circa 4, in der 4. Reihe über 10 Ellen breit.
In dem zweiten gewölbten Gang von unten zeigte uns der Kawass einen
Wallfahrtsort, und sagte, dass dort Nimrod gefallen sei. Die Festung hat
mehrere Vorsprünge. An der Mitte der äussern südlichen Mauer war eine
lange arabische Inschrift, daneben 2 Löwen, und an einem Vorsprunge ebenfalls
2 Löwen in Hautrelief An Stein gehauen. Die Stadt, welche an 2000
Häuser enthält, an dem Abhange von 4 neben einander liegenden Bergen
erbaut, umgiebt amphitheatralisch die Festung. Sie war ganz mit einer
Mauer umgeben, welche aber jetzt gleich den Thürmen an derselben verfallen
ist. An der Nord- und Nordostseite der Stadt wohnen die Kurden,
zum Theil als wahre Troglodyten in Felsenhöhlen, weiter nach Süden die
Türken und wenige Armenier. Die Zahl der Letztem wird auf 100— 150
Familien angegeben, mit einer kleinen Kirche, welche aber mehr das Ansehen
einer Höhle hat. Biredschik hat 7 Moscheen, deren Namen folgende
sind: Ulu Dschami (die grosse Moschee), Arab Dschamisi, Meidän kapuji
Dschamisi, Hasan Baba Dschamisi, Meghära Dschamisi, Ajan Agha Dschamisi
und Kutschuk Dschami (die kleine Moschee); ferner 4 Bäder: Hasan
Baba Hamami, welches das grösste ist, und neben der Festung liegt, Ham am
Pascha bei dem Orfathore, Dschamäa Hamami und Kütschük Hamäm (das
kleine Bad) bei der Meghära Dschamisi — und endlich 4 Thore: Meidän
kapusi, das Thor an dem Euphrat, Urfa kapusi (das Orfathor) südöstlich,
Bagh kapusi (das Gartenthor) weiter östlich, und nordöstlich, bei dem Stadtviertel
der Armenier, Meidschän kapusi. Der Mutesellim hat 65 Baschbo-
süks. — Biredschik treibt einen nicht unbedeutenden Handel mit Waizen
und Oel, letzteres kommt von Nisib; nächstdem werden hier grobe Zeuge in
Wolle, Mäntel für die Fellah’s, verfertigt und vertrieben.
Noch denselben Tag ritten wir Mittag 1 Uhr von da wieder fort, durch
die schlecht gepflasterten Gassen zu dem Orfathore hinaus. An den starken
hölzernen Thorflügeln bemerkte ich eine Inschrift, nach welcher das Thor
von Melik el Aschraf erbaut war. Links vor diesem Thore, demselben
Gegenüber, nur etwas höher gelegen, ist der zweite Chan, Qara Musa Chan
fcnannt, ganz in den Felsen gehauen. E r besteht aus einer weiten geräu-
liig en und hohen Höhle mit mächtigen Pfeilern, Alles aus lebendigem Stein
iehauen, und mit vielen Gängen, durch die wir ritten. In dem Felsen rechts
von der Strasse, und dicht an derselben ist eine ähnliche, aber nicht ganz
so grosse und weite Höhle, welche ebenfalls als Chan benutzt wird. Ganz
wie diese, nur kleiner, sind die Wohnungen der Kurden an der Nord- und
Nordostseite der Stadt. Wir ritten den Berg hinauf, und dann in nordöstlicher
Richtung auf dem Plateau fort. Nach */4 Stunde kamen wir zu einer
reichlichen Quelle, die nach der Stadt fliesst. Darauf ging es bald bergauf,
§>ald bergab, bald in der Ebene fort. Nach 1 1/2 Stunde fanden wir eine
grosse Cisterne mit einem steinernen Gebäude darüber, Chairet genannt
nach dem Namen des Erbauers, und etwa 4 Stunden nach unserm Ausritt
isahen wir auf der rechten Seite nahe der Strasse Wohnungen in Felsen
(gehauen, die eine Art von Dorf bildeten, welches Meghära (Höhle) genannt
-(wurde. Es war Moghreb (Sonnenuntergang), aber die Kawasse wollten nicht
Balun abbiegen, weil sie sagten, dass dieses Dorf von räuberischen Arabern
bewohnt sei. Kurz darauf kamen wir bei einer zweiten Cisterne gleich der
vorigen vorbei, die ebenfalls ihren Namen von dem Erbauer, Chairet aus
■Drfa, hatte, und hofften nun- das Dorf zu erreichen, in welchem wir übernachten
wollten, und welches nur 3—4 Stunden von Biredschik entfernt sein
Jäollte. Der Baschbosuk von Biredschik, den wir zugleich als Führer mitgenommen
hatten, war selbst mit der Gegend nicht genau bekannt, und sagte,
Bass dort in der Nähe nur einige Höhlen seien. Es war schon ganz finster
feeworden, und kein Mondschein. Nach langem Suchen trieben endlich unsere
(Leute einen Schäfer auf, welcher ihnen versicherte, dass bis zu dem nächsten
|L)orfe noch 1 Stunde Wegessei. Wir mussten uns zu dem Weiterritt bequemen,
erreichten dasselbe aber erst nach etwa 2 Stunden um 8 Uhr Abends. Nach
jsdelem Unterhandeln nahm uns endlich der Scheich in seinem Fremdenhause
auf, wo wir ein reinliches -Gemach fanden. Das Dorf hiess Merbi, und war
ganz von Kurden bewohnt, deren es gegen 60 Familien zählt; der Scheich
wurde Boi Beyi genannt, welches der kurdische Name für „Scheich“ sein
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