
eine Berglücke zu, wo ein ziemlich bedeutendes Dorf stand. Als wir es erreichten,
fanden wir lauter Ruinen, und in einer Entfernung von einigen
Tausend Schritt dasselbe Dorf, Namens Tejnö, in der Ebene wieder aufgebaut.
Von da wendeten wir uns gen Norden, und ritten durch eine grosse,
rings mit Süssholz bewachsene Strecke. Die Reise ging sehr langsam, da
die Qatirdschi schlecht gepackt hatten, und die Lastthiere einige Male stürzten.
Tejnö ist */2— 1 Stunde von Ser sachte entfernt, etwa die doppelte
Entfernung von Ser sachtö hat das Dorf Dombeh, welches uns dicht an dem
Gebirge zu liegen schien; aber noch J/2 Stunde weiter, am Eusse des Gebirges
liegt das Dorf Hök, und etwas weiter nördlich, Gek. In Dombeh
waren viele Bäume, unter Ändern sahen wir hier eine prächtige uralte
Weide, an Höhe und Umfang unsern ältesten Eichen ähnlich. Ueberhaupt
sind in diesen Gegenden die Weiden schlanker als bei uns, und durch längere
Blätter, wie durch ihre traubenartigen Blüthen von den unserigen
unterschieden. Wir ritten nun zwischen den Bergen durch nach einer ändern,
wieder etwas höher gelegenen, ebenfalls wasserreichen Ebene, wo an
dem Ostabhange eines dieselbe wieder schliessenden Eelsen das Städtchen
Hesär angebaut ist; vor demselben sind Getraide- und Baumwollenfelder,
daneben ein grösser Garten mit Pappeln, und dahinter viele Weingärten.
Es war in der Nacht wieder ziemlich kalt gewesen, so dass wir schon fürchteten,
uns eine starke Erkältung zugezogen zu haben. Die beiden vorhergehenden
Nächte hatten wir jedoch eine noch grössere Kälte gehabt, und in
der vorletzten waren uns sogar die Finger und Hände erstarrt. Wir wollten
vor der Stadt auf einem Felde unser Zelt aufschlagen lassen, aber alle wurden
oder waren bewässert. Die Karavanserai war- nicht brauchbar, daher
wir weiter ritten, rechts und links an Weingärten vorbei, an deren Seiten
Nebkbäume standen. Dort wollten wir bleiben, doch sagten uns die Qatirdschi,
dass es nicht erlaubt sei. Wir mussten also noch 20 Minuten weiter
bis zu dem nächsten Dorfe reiten, wo wir in Ermangelung einer ordentlichen
Karavanserai auf dem Felde das Zelt aufschlugen. In der Nacht hatten wir
theilweise einen gelinden Ostwind gehabt, gegen 7 Uhr Morgens erhob sich
aber ein starker Westwind, welcher den ganzen Tag anhielt. Es blieb an
diesem Tage bis lange nach Sonnenaufgang sehr kalt, gegen Mittag aber
wurde die Hitze sehr stark, und nur durch den heftigen Wind erträglicher.
Diese Tour, ebenfalls zu 3 Farsach gerechnet, hatten wir in circa 5 1/4 Stunde
zurückgelegt. Hesär liegt von Hek 1 Farsach = 1 ]/2 Stunde entfernt.
Das Dorf, in welchem wir blieben, wurde Tüleh, Duleh und auch
Dschüleh genannt; es heisst eigentlich Türeh Von da bis Burudscherd
oder Buludscherd, zu welchem das Dorf gehört, -rechnet
man 7 Farsach. Türeh hat eine schöne neue Brücke von Stem über ein
trocknes Strombette, welches wahrscheinlich nur zur Regenzeit Wasser hat.
Wir sahen hier, wie auf dem gestrigen Marsche viele WeswäS, jene schön
gefiederten Yögel, die ich zuerst bei Ghasir in dem Libanon, und später
wieder bei Hilleh am südlichen Euphrat gefunden hatte. — Die Umgegend
soll sehr unsicher von Räubern und Wölfen, sein.
Um 12 Vi Uhr in der Nacht ritten wir von Türeh zuerst in südlicher
Richtung den Berg, an dessen Fusse es liegt, und einen ziemlich stark fliessenden
Bach entlang, bei der Quelle vorbei, welche oben, wo die Bergketten
zusammen kommen, entspringt, und gelangten nach 3/4 Stunde in eine
andere Hochebene. Im Mondlicht sahen wir links das Dorf Herün, weiterhin
noch mehrere andere Dörfer, deren Namen ich nicht erfahren konnte.
Wir stiegen auf diesem Plateau allmälig immer höher, bis wir nach einigen
Stunden durch eine weite Bergspalte in ein anderes niedriger gelegenes und
weniger ausgedehntes Thal gelangten, in welches wir langsam hinunterstie-
gen. 1 Gleich am Eingänge sahen wir links vor uns, und nahe der Strasse
das Dorf Gendän; dieses ist gleich 2 oder 3 ändern desselben Thaies von
Armeniern bewohnt. Darauf kamen wir wieder in ein damit zusammenhängendes,
fruchtbares Thal, wo wir nach etwa */4 Stunde ein fast ganz
verfallenes von alter Mauer umgebenes Dorf passirten, welches in der Mitte
auf einem einzeln stehenden Berge eine alte Festung hat; es heisst Beri.
Wir. sahen weiterhin ein ebenso mit alter Festung gebautes Dorf, Sijah
tschügha, darauf in dem Gebirge ein anderes, Gendsche dér genannt, und
erreichten um 71/2 Uhr'(nach 71/* Stunde) Sonnabend, den 9. September,
unsern Mensil (Station), das Dorf Sengeneh; ein 2. gleichnamiges Dorf liegt
etwas weiterhin. Vor demselben schlugen wir unter Weiden unser Zelt auf;
unter diesen war auch eine Art kleinblättriger, Bide merdschun genannt,
deren Blätter im Herbste roth werden; dabei war fliessendes Wasser und
Gärten mit süssen Weintrauben, Aprikosen, Pfirsichen und Quitten, Blre
genannt. F ü r 1 Qrän (10 Sgr.) erhielten wir hier 3 Hühner und 10 Eier.
Hier wächst auch eine der der Baumwollenstaude ähnliche .Blume wild,
deren Frucht zum Wasclieil der Hände als eine Art Seife sehr gut sein soll,
überall aber Süssholz, auch eine grosse Art von Winden, Nilufer. Die