
Schildkröien, deren Schild jedoch nur die Grösse eines Tellers hatte; man
soll aber auch sehr grosse Schildkröten darin finden. In Häusern, in denen
man solche Thiere hält, soll alles Ungeziefer vertilgt werden, was sehr glaublich
ist, da sie einen höchst unangenehmen Geruch haben. — Es ist merkwürdig,
dass ich während meines ganzen 3jährigen Aufenthaltes in dem
Orient nie Gelegenheit hatte, Heuschreckenzüge zu sehen, die sonst so häufig
sind. Ich sah stets nur einzelne Heuschrecken, und zwar nur von einer und
derselben Gattung, welche die Beduinen, wie die Mandäer, essen; auch
kannte mein sonst in allen diesen Dingen sehr bewanderter Diener nur Eine
Gattung derselben, die er mit dem allgemeinen Namen Dscheräd bezeich-
nete, die aber, wenn sie aus der Erde kommt, und noch nicht fliegen kann,
Sehäf oder Es haf genannt wird. Dann ist sie am gefährlichsten, und frisst
Alles, was ihr vorkommt. Sie ist äusserst fruchtbar, und soll an 1100 Eier
(eine runde Zahl) legen, und, wenn sie so viel gelegt hat, beschwert sie sich
noch nach einem arabischen Sprichwort über ihre geringe Nachkommenschaft.
Wenn ich meine Mahlzeit beendet hatte, ging ich in der Kegel auf dem
Dache J/2 Stunde, oder auch länger, spazieren, wo ich die Palmenwälder betrachtete
man zählt in Süq an 12, in Basra aber an 64 verschiedene
Sorten von Datteln und Dattelpalmen ^ und dem Treiben auf dem Ge-
traidemarkt zuschaute. Hier war Waizen, Gerste, namentlich Prophetengerste,
Scha ir ennebi, die beste Sorte, wie Muhammed sie gegessen, und
Keis aufgespeichert, Käufer und Verkäufer wogten durch einander, Frauen
mit Schnuren von Muscheln oder Steinen u. s. w., welche von dem Scheitel
bis an die Stirn, oder von der Stirn bis zu der Nase herunterhingen, mit
Nasenringen von Türkisen — einmal bemerkte ich. auch eine, welche durch
die Mittelwand ihrer Nase eine silberne Nadel, an Breite und Dicke unsern
Keihnadeln ähnlich, gesteckt hatte — sassen in dem Vordergrund mit Handmühlen,
beschäftigt, das für ihren Bedarf Gekaufte sogleich zu mahlen; und
Kinder sah ich zu meinem Erstaunen, welche Drachen, Tijäre genannt, ganz
wie die unserigen gebildet, in die Höhe steigen Hessen. Auch der still und
langsam dahin fliessende Euphrat am Ende des Basär’s war zuweilen,
namentlich in der letzten Zeit meines Aufenthalts, sehr belebt, da Schaaren
von Pilgern aus dem südlichen Persien und Indien auf grossen Booten herauf
kamen, und, weil sie meist Schiiten waren, zuerst nach Meschhed Aly,
und von da nach Mecca pilgerten. Jedoch gehen auch direct von Süq aus
Pilgerzüge nach Mecca durch die unwirthbare Wüste. Der erste Ort, zu
dem sie gelangen, ist Brüda, 12 Tagereisen von Süq, und zwischen beiden
Ortschaften sind nur 4 Brunnen. Von Breda nach Medina sind 8 Tagereisen.
Von Breda an, welches zu Nedschd gehört, sind die Beduinenstämme
Beni Harb, Atjebe, und 3 Tagereisen vor Medina beginnen die Anese.
Nur sehr selten entschloss ich mich auszugehen, nicht aus Furcht vor
Insulten, denn ich stand ja unter dem besondern Schutz des grossen Scheichs,
und hatte nie auch nur die geringste Ursache mich über irgend eine Unbill
zu beklagen, sondern, weil in der That weder der Ort, noch die Landschaft
etwas Interessantes darbot. Einmal besuchte ich einen Töpfer, und überzeugte
mich, dass diese genau dieselbe Art von Oefen haben, wie die, welche
ich auf der Insel Cypern gesehen hatte. Sie sind niedrig, haben unten ein
Loch zum Feuern, darüber eine Lehmdeeke, auf welche die zu brennenden
Gefässe gelegt werden; diese ist von allen Seiten zugebaut, und auch das
Loch, durch welches man die Gefässe hinein steckt, wird, wenn sie gebrannt
werden sollen, verklebt. — Dicht vor der Stadt, auf der Südostseite, sah
ich einen Ziegelofen, der eine bedeutende Höhe hatte, und von Ziegeln und
Lehm erbaut war. E r hatte oben ein convexes durchlöchertes Lehmdach,
über welchem an allen 4 Seiten hohe Wände emporragten.- Auf diesem
Dache werden die Ziegeln aufgeschichtet, und unter demselben ein starkes
Feuer erhalten, bis sie fest gebrannt sind. Ein ander Mal ging ich mit dem
Priester zu einem Sesamöl-Fabrikanten, und sah, wie der Sesam zuerst gewaschen
wird, damit die Hülsen von den Körnern abgehen; dann wird er
auf einen Ofen gelegt, der unten gelinde geheizt wird, um ihn zu erwärmen,
und endlich kommt er in eine Mühle, die von einem Pferd oder Ochsen gedreht
wird. Durch das Keiben zwischen den beiden Mühlsteinen wird das
Oel ausgepresst, welches unten in ein Gefass geleitet wird.
Als ich den 28. April kurz nach Sonnenaufgang einen Spaziergang
um die Stadt machte, sah ich ausserhalb derselben das Land vielfach überschwemmt,
und erfuhr, dass man diess jedes Frühjahr künstlich thue, um
das Salz aus der hier überall sehr salzreichen Erde hervorzulocken. Wenn
das Wasser durch die Hitze der Sonne verdampft ist, sammelt man das zu
Tage liegende Salz, und braucht es, nicht wie in Häleb und ändern Orten
zum Essen, sondern um Felle u. s. w. damit einzureiben.
Die Abende brachte ich still in meiner Klause zu, wo ich zuweilen von
Bewohnern des Chan’s oder von ändern Leuten, meist Schiiten, besucht
Wurde, deren Anwesenheit und Unterhaltung ich dazu benutzte, um mich
P b te bm a n n , Reise im Orient. II. 9