
Scheich der Beduinen von dem Stamme Montefik gehört, welcher bei Süq
osch Schiuch seinen Wohnsitz hat, war aber Von diesem ungefähr 1 Jah r
vorher dem Sultan goschenkt worden. In Folge dessen hatte die liegie-
rung Militär- hierher verlegt, und zwar ein halbes Regiment, die andere
Hälfte lag in Diwanije. Der Commandeur des ganzen Regiments, ein Mir
Aläi (Obrist), war gerade abwesend, da er nach Basra gegangen war; wir
begegneten ihm bei seiner Rückkehr den folgenden Tag, da er mit mehrern
Barken und Soldaten ankam. Der Arzt sagte mir auch, dass die Tour von
Diwanije nach Samawät für sehr unsicher g a lt, die meiste Gefahr aber von
Abu Kereb an sein sollte — uns war nichts passirt, und seiner Versicherung
zufolge war von da an nichts mehr zu fürchten. — Das Militär zu Samawät
besteht aus 2 Bataillonen zu 3 — 500 Mann. Die Festung und Kaserne
vi aren noch nicht, fertig, dabei- viele Soldaten noch in Zelten in und ausserhalb
des Bereichs derselben wohnten. Sie bauten mit Lehmziegeln, die an
der Sonne getrocknet wurden, und, da der Erdboden thonig oder lehmig ist,
so fanden sie überall Baumaterial. Es waren auch 15 Kanonen da, deren
einige schon aufgestellt, und nach der Stadt zu gerichtet waren. — Der Arzt
wohnte mit seinem Chirurgen, einem Türken und Landsmann, zusammen,
mit dem er gleichzeitig aus Monastir gekommen war, und stets zusammen
gelebt hatte. Beide hatten ihre Familien in Bagdad, wohin sie sich begreiflicher
Weise sehr zurück sehnten. Der Arzt hiess Dimitri, und war von
der griechisch orthodoxen Kirche. Ich musste die Nacht bei ihm bleiben,
was mir um so lieber war, da ich die vorige Nacht auf dem Boote tüchtig
gefroren hatte. Ein oft erneuerter Manqäl (Kohlenbecken) erwärmte zur
Genüge das Zimmer. Nach dem Essen, welches wir mit den Fingern zu
uns nahmen, besuchten wir den Bimbaschi (Major), Hadschi ’Omar Agha,
in seinem Zelte. Auch von ihm wurde ich in Folge meines Bujuruldü gut
aufgenommen. E r liess einige Musiker und Sänger seines Bataillons zu
sich kommen, die zu dem Tambourin und einem ändern Instrumente, welches
die Form eines langen Kruges hatte, und unten mit einem Fell bespannt
war, theils einzeln, theils zusammen sangen. Bald darauf legte ich
mich zu Bette, und schlief vortrefflich.
Sonntag, den 22. Ja n u a r, gegen D/g Uhr Morgens nach arabischer
Zeitrechnung, fuhr ich mit demselben Boote, welches ich von da bis Süq
esch Schiuch für 60 Piaster gemiethet h a tte , weiter. Wir verliessen bald
die Palmengärten von Samawät, und fuhren durch die Wüste, sahen jedoch
am rechten Ufer noch eine Zeit lang Doläb’s , welche hier, nämlich dicht
bei Samawät, ausgemauert waren, aber freilich nur mit Backsteinen, woraus
man auf Feldbau scliliessen durfte. Die Ufer waren zu hoch, so dass ich
mich nicht genau davon überzeugen konnte; vielleicht waren auch hier Reisfelder.
Es ist auffallend, dass in Samawät der Reis theurer als in Diwanije
und Hille ist, wohin er erst von diesem Orte aus gebracht wird. Um 5 Uhr
sahen wir am linken Ufer eine Lehmfestung, jetzt Ruine, Ben Esredsch
(Esrök) genannt, wo früher Zoll erhoben wurde. (Ich bemerke hierbei, dass
man hier zu Lande das k fast immer wie dsch ausspricht.) Gegen 6 Uhr
sahen wir am rechten, und bald darauf auch am linken Ufer vieles Strauchwerk,
und Araber, d. i. Beduinen vom Stamme Sa’dün am rechten Ufer,
theilweise mit Büffelheerden. Diess war der Stamm, vor welchem Wadi
Bey, der zu dem Stamme Sobeide gehörte, sich besonders fürchtete. Jen e r
Stamm der Sa’dün soll sehr gross und weit verbreitet sein, jedoch ist der
der Montefik (oder, wie sie ihn hier aussprechen „Montefidsch“) viel grösser,
und soll über 200,000 Zelte enthalten. — Dicht am Ufer sahen wir einen
schönen Schakal, leider aber kamen wir mit dem Schuss zu spät. Die
Montefik leben grossentheils am rechten Ufer des Euphrat, welcher hier
Schatt es Samawät (also auch Schatt, wie der Tigris) genannt wird. Um
8 i/a Uhr hatten wir am linken Ufer das Grabmal des Imam Dhaghre, um
10 Uhr an derselben Seite Qal’at el Awäne, eine Festung, die dem Scheich
der Montefik gehört; dieser gegenüber, am rechten Ufer Qal’a t el Chidr,
und neben dieser Festung ein Dorf, vor welchem eine lange Reihe von Bäumen,
Charab genannt, und 2 verwaiste Palmen standen. Ich stieg hier aus,
und ging mit einem armen Schiiten, Abdullah, den ich von Diwanije aus
mitgenommen hatte, zu dem Scheich des Dorfes, Aly Mesailech, um Holz
zur Feuerung von ihm zu erbitten. Bald setzte sich eine Anzahl der von
der Sonne schwarzgebräunten Araber um mich herum, den fränkischen Bey
zu betrachten. Ich dagegen hatte Zeit genug, den Bau der Strohhütten genauer,
als ich es bisher gekonnt hatte, in Augenschein zu nehmen. Sie sind
gebildet aus Büscheln von sehr langen Rohrstangen, deren beide Enden
einander gegenüber in die Erde gesteckt sind, so dass sie genau die Form
des äthiopischen Buchstabens f l Baith d. i. „H au s “ darstellen. Solcher
Büschel werden nun je nach der Grösse der Familie viele oder weniger in
der Entfernung von mehrern Fuss hinter einander aufgestellt, dann ähnliche
Büschel quer über diese gelegt und befestigt, und darüber kommen