
Zeichen n r , wovon der obere kleine Kreis ° weiss war, 1 oder 2 Andere
batten ein ähnliches Zeichen w , aber gelb. Sie boten uns ihre Dienste
an, und namentlich Geld, so viel wir wollten! — ein Zeichen, in welchem
Ansehen der englische Name bei ihnen stehen musste, da sie bloss auf diesen
Namen hin so grosses Vertrauen in uns setzten. Wir lehnten natürlich
ihr Anerbieten dankbar ab, regalirten sie mit einigen Wassermelonen, und
entliessen sie dann. Sie waren über Bender Abasi in 30 Tagen mit ihren
Waaren nach Jesd gelangt. Es soll in Jesd mehrere Zuckerraffinerien geben,
in denen weisser Zucker aus gelbem raffinirt wird.
Von diesem Tage an hatten wir täglich vom Morgen bis zum Abend
Besuch von Muhammedanern und Juden; die Letztem sind sämmtlich Weber,
und leben unter grossem Druck, hier mehr noch, als an ändern Orten.
Sie tragen theilweise einen weissen Turban, aber Alle haben auf ihrer
Brust, damit man sie gleich als Juden erkennen k an n , ein rundes Zeichen
von der Grösse eines Viergroschenstücks aufgenäht, welches weiss ist mit
einem rothen Kande, Sie sind im höchsten Grade verachtet, und fortwährend
Beleidigungen aller Art ausgesetzt von Seiten der Muhammedaner,
mehr noch als die Parsi, welche sich ebenfalls durch ihre schmuzig gelbe
Tracht unterscheiden. Christen giebt es in Jesd gar nicht. Die Zügellosigkeit
der Muhammedaner an diesem Orte war besonders darum so gross, weil
der Gouverneur der Provinz in Kermän residirte, wozu Jesd jetzt gerechnet
wird. Sein Stellvertreter war sein Sohn, ein Knabe von 9 Jahren, der damals
srerade auch abwesend war, und die Aufsicht einem o ' Ändern anvertraut
hatte, dem nur wenig Leute zu Gebote standen. Kein Parsi und kein Jude
darf sich auf den Basär’s niedersetzen, und selbst in ihren eignen Häusern
setzen sie sich, wenn Muhammedaner bei ihnen sind, erst dann, wenn diese
ihnen dazu die Erlaubniss gegeben haben. Wir selbst hatten Gelegenheit,
uns von der Unbändigkeit der Jesder Muhammedaner einmal zu überzeugen.
Um die grossen und schön gewölbten .Basär’s in Augenschein zu nehmen,
gingen wir eines Tages dahin, und bald sammelte sich aus Neugier ein
grösser Kreis, Alt und Ju n g , um uns her, der immer mehr anwuchs, und
uns den Weg versperrte, so dass wir nur mit Mühe durchkommen konnten.
Unsere beiden Diener, der Eine ein Muhammedaner, der Andere ein Jude,
der sich aber auch für einen Moslem ausgab, suchten erst durch freundliches
Zureden, und dann, da diess vergeblich war, mit ihren Peitschen das Volk
zurückzutreiben, wurden aber dafür tüchtig durchgeprügelt; eine Wache in
der Nähe sagte ihnen, sie sollten sich selbst helfen, und der Gouverneur, zu
dem wir schickten — schlief. Wir gingen in das Haus eines jüdischen Rab-
binen, und liessen uns von dem Ketchuda, dem Vorsteher der Parsi, 2 Mann
als Eskorte holen. Vielleicht war der vorgebliche Schlaf des stellvertretenden
Gouverneurs eine kleine Rache, die er an uns nehmen wollte. Wir hatten
kurz nach unserer Ankunft unser Empfehlungsschreiben von dem Prinzen
von Schiräs ihm zugeschickt, worauf er uns sagen liess, dass er uns den
nächsten Freitag zu sehen wünschte. Als wir an diesem Tage zu ihm
schickten, um zu fragen, wann ihm unser Besuch genehm wäre, liess er uns
sagen, er wünsche uns lieber den Sonnabend zu sehen, da der Freitag ein
Feiertag für ihn sei. Wir liessen uns diess gefallen, und schickten den Sonnabend
abermals zu ihm, worauf wir den Bescheid erhielten, dass er noch
nicht dazu disponirt sei, und sich unsern Besuch auf den folgenden, den
Sonntag, ausbitte. Diess war uns zu viel; wir liessen Mr. Manekdschi allein
zu ihm gehen, und ihm sagen, dass diess u n s e r Feiertag sei, und wir daher
nicht kommen könnten.
In Jesd hatte ich nur wenig Gelegenheit, für meine Zwecke etwas zu
thun; Antiken fand ich hier gar nicht, und Handschriften ebenfalls nicht
viel; altpersische wurden mir gar nicht angeboten, und nur einige neupersische
hatte ich Gelegenheit zu kaufen. Da auch Mr. Brühl im Ganzen nur
wenig thun konnte, so wünschten wir, baldmöglichst wieder abzureisen;
allein Mr. Brühl’s Diener hielt uns von einem Tage zum ändern hin. Der
Grund davon, war, wie wir erst später erfuhren, dass er sich hier auf
Zeit verheirathen wollte. Fremde Muhammedaner thun diess in Jesd oft,
und Frauen oder Mädchen gehen zu einem Molla, um sich bei ihm ein-
schreiben zu lassen. Dieser macht dann einen schriftlichen Contract, und
stipulirt den Kaufpreis. Mahmud’s, des Dieners, Wunsch scheiterte abeldaran,
dass Keine sich auf kürzere Zeit, als auf einen Monat, verheirathen
wollte. So bequemte er sich zuletzt doch dazu, uns Qatirdschi’s für Ispahän
zu verschaffen. Da diese, wie er behauptete, gerade die einzigen in Jesd
Anwesenden waren, so verlangten sie mehr als gewöhnlich. Nach vielem
Hin- und Herreden versprachen wir ihnen endlich für 7 Maulthiere bis
Ispahän 90 Qrän, 9— 10 Thlr.*) Da sie den folgenden Morgen, wie verab*)
D e r gewöhnliche P re is für 1 Maulthier b is I s p a h ä n , welches 7 T agere isen en tfe
rn t i s t , is t 8—10 Qrän; w ir ab e r mussten 13 Qrän z ahlen. S p ä te r erfu h ren w ir , dass
noch ein’a n d e re r Q a tird sch i da war, welcher n u r 11 Qrän fü r jed e s Mau lth ie r v e rlan g te
P e t e r m a u u , Reise im Orient. I I . '