
liehe Bäder. Die Kaufläden in den Basar’s haben grossentheils Fenster von
weissein Papier, in welches hier und da einige Stückchen Fensterglas eingeklebt
sind.
Wir hörten hier bestätigen, was uns schon in Häleb mitgetheilt wurde,
dass in Bagdäd die Cholera grassire, und dass die Beduinen von dem Stamme
Tay in Verbindung mit den Kurden in Aufruhr seien, auch wenige Tage
vorher die Stadt Dschesire belagert und beinahe erobert hätten. In Betreff
der Cholera nahm ich mir vor, in Mosul zu bleiben, falls die Cholera in
Bagdäd zu sehr wüthen sollte; wegen des Aufstandes der Beduinen und
Kurden musste es uns aber besonders wünschenswerth sein, die Karawane
zu erreichen, welche uns vorausgeeilt war, und die wir noch in Märedin zu
treffen hofften. Bis dahin, versicherte man uns in Diarbäkir, war der Weg
noch ganz sicher, weiterhin aber von den Karden und Beduinen in Beschlag
genommen. Wir entschlossen uns also, sogleich unserer Bagage nach- und
gen Märedin abzureisen, bevor auch dieser Weg unsicher werden könnte,
dort aber zu sehen, was weiter zu thun sei.
Wir ritten daher schon den folgenden Mittag 1 Uhr, Mittwoch den 30.
November, durch das Thor von Märedin aus der Stadt, von der fanatischen,
moslemischen Jugend mit Steinwürfen verfolgt, die uns aber nicht trafen.
Mr. Delaporte hatte sich von dem Pascha einen Kawass zur Begleitung ausgebeten,
aber dieser liess uns im Stich. 2 Stunden weit ritten wir den Tigris
entlang an Gärten vorbei, mit allerhand fruchten, namentlich mächtig gros-
sen Wassermelonen, wegen welcher Diarbäkir ausgezeichnet ist. Der Tigris
war damals noch sehr niedrig, da die Regenzeit noch nicht begonnen hatte,
kaum für Boote fahrbar. Am linken Ufer sahen wir hinter einander 4 Dörfer,
deren Namen ich nicht erfahren konnte, am rechten mehrere schöne
Villa’s; beide Ufer sind von Bergen eingeschlossen. Zuerst verfolgten wir
eine rein südliche Richtung, kamen Stunde von der Stadt an eine schöne
steinerne Brücke mit 10 Bogen, ritten dann über eine ähnliche Brücke mit
8 Bogen über den Nahr (Fluss) Seharuchije, weiterhin über Qara Köprü
(die schwarze Brücke) mit 5 Bogen, sahen an dem Ufer des Tigris einen
dem Pinguin ähnlichen Vogel und den stacheligen Strauch mit tellerförmigen
Blüthen oder Früchten, den ich nur bei Sidnaja bemerkt hatte, und von
welchem der Sage nach die Dornenkrone Jesu geflochten worden sein soll,
und wendeten uns nach 2 Stunden ab von dem in vielen Krümmungen sich
zwischen den Höhenzügen windenden Tigris, in südöstlicher Richtung stets
¿ e r eine weite Hochebene fortreitend. Bis circa 4 Stunden von Diarbäkir
hltten wir noch Basaltboden, stellenweise viel, streckenweise weniger, und
K .... dann nieder eine mehr südliche Richtung. Nach etwa 5 Stunden,
um Sonnenuntergang, kamen wir rechts bei dem Dorfe Chanak Buär vorbei,
Reiches an einem Hügel liegt, ritten gegen 7 Uhr durch den Bach Gok Su,
iX gegen 8 Uhr das Dorf Chodüri rechts vom Wege liegen, ritten dasilbst
durch den Bach Chaneke Su, dann in der Finsterniss diesen Bach
entlang weiter, 4 k Stunde später bei dem Dorfe Sir sirän vorbei, wobei die
bedeutende Ruine einer Festung ist, diese ebenfalls rechts liegen lassend,
kamen darauf durch eine lange Schlucht, und gelangten endlich nach 9 Uhr
i l das Dorf Chäneke, wo wir unsere Bagage wieder einholten. Der Abend
war empfindlich kalt, der Weg aber im Ganzen ziemlich gut gewesen.
Donnerstag, den 1. December, brachen wir kurz vor Sonnenaufgang
ajuf ritten üher den Berg, an welchem Chäneke liegt, stets in südöstlicher
¿ichtung, liessen nach i/2 Stunde das Dorf und die Festungsruine dabei
Awdor oder Awador links liegen — der Weg war fast durchgängig steinig
4r- kamen dann in das Gebirge Dschebel Scheichän, welches mit Sarur
(Brustbeer-Bäumen, mit rothen und gelben Früchten), mit kleinblätterigen
(pindjan) und grossblätterigen (Mellun, oder vielmehr Bailud?) Eichen vielfach
bewachsen war, und ritten darauf an dem Mojet esch Scheichän (Wasser
(jder Bach von Scheichän) in südlicher Richtung entlang, an dessen Rande
Gebüsche von Pappeln u. s. w. waren; das Dorf Scheiehan blieb hinter den
Jicrgcn links liegen. An einer Quelle des Mojet esch Scheichän frühstückten
|rir, und kamen Stunde später links von dem Wallfahrtsorte Qabe (Grabstätte
des) Sultan Müsa vorb.ei, wobei 2 Chane sind, deren einer in den
Felsen gehauen ist, gleich denen vor dem Orfathore von Biredschik. An
len Dschebel Scheichän schliesst sich der Dschebel Ain Omar Agha an,
»hon-Kalkfelsen, an welchem wilder Wein wächst. Wir ritten über dieses
Gebirge, dann — bis dahin war der Weg ziemlich gut gewesen einen
steilen, beschwerlichen Pfad hinunter, und zuletzt über Dschebel Muqällebat
Biach dem auf hohem Felsen gelegenen Märedin, von welchem man von dieser
Seite nur die Stadtmauern und die Mauern der hoch darüber erbauten,
äber zerstörten Festung erblickt. Der äusserst beschwerliche Weg dahin
iber grosse, breite und glatte Steine führte an mehrern Gärten mit Wein,
Feigen- und Mandelbäumen bepflanzt, und bei dem jakobitischen Dorfe
Mansurije, zuletzt bei einer reichlich fliessenden Quelle vorbei; und gegen