
merkwürdig war es, dass Bagdad damals plötzlich mit russischem Gelde
überschwemmt war. Es kamen Flüchtlinge der türkischen Armee von der
russischen Gränze an, welche aussagten, dass die Russen auf allerlei Weise,
selbst in Melonen grosse Geldsummen ihnen in die Hände gespielt, und sie
dadurch zum Desertiren bewogen hätten. Sie hatten die türkischen Truppen
darauf überfallen, und ohne Mühe aus einander gesprengt.
Nach einem fünfmonatlichen Aufenthalt in Bagdad reiste ich endlich
Donnerstag, den 15. März wieder* ab, um nun bestimmt die Rückreise
nach der Heimath anzutreten. Mr. Brühl begleitete mich bis Mosul, um zugleich
eine kurze Missionsreise nach einigen Districten von Kurdistan zu
unternehmen. Wir kauften uns Pferde, die wir vorher bei einem Ausflug
nach Kasemöin, einer den Schiiten besonders heiligen Ortschaft, 2 Stunden
von Bagdad nahe dem Tigris gelegen, benutzten. Das meinige war schon
etwas bejahrt, und daher ruhig, hatte aber eine eigenthiimliche Leidenschaft
für Talglichter, die es sogleich frass, sobald es deren habhaft werden konnte.
Neunzehntes Kapitel.
Reise von Bagdad bis Mosul.
Unsere Reise sollte sehr früh fortgehen, verzog" sich aber bis 7“/! Uhr
d u r c h einen kleinen Unfall. Noch Mehrere, auch der gute Molla, kamen,
von mir Abschied zu nehmen, und vor dem Thore harrte unser seit Sonnenaufgang
der liebenswürdige Dr. Duthieul. Wir ritten sehr langsam, da wir
auf unsere Lastthiere warten mussten, machten einige Umwege, liessen das
Städtchen Muässem links Hegen, und gelangten um 9 Uhr nach dem Dörfchen
Saläch. Wir ritten durch Palmenhaine, Felder und Wüste m der
Ebene fort. Um 11 Uhr gelangten wir an die Hügel Be dran, deren E n tstehung
Muhammed zugeschrieben wird. Einst, so berichtet die Sage, kam
er dahin, und sah die Landleute beschäftigt, ihre Gerste zu vergraben. Erbat
sie, ihm für seine Pferde etwas davon zu geben, wurde aber statt dessen
von ihnen mit Schlägen empfangen. Unwillig darüber sagte er, alle ihre
Gerste solle zu Staub werden — und so geschah es. Etwas weiter sahen
wir rechts vom Wege das Grab des muhammedanischen HeiHgen Sakrän,
und um 31/2 Uhr erreichten wir Dschedeide (Neudörfchen) ziemüeh angegriffen
von dem ungewohnten Ritt.
Bis hierher waren wir in nördlicher und zuletzt nordöstücher Richtung
geritten, jetzt schlugen wir eine rein nördliche ein. Wir brachen Freitag
den 1&. März um 6 Uhr Morgens von Dschedeide auf, und kamen nach
3i/2 Stunde bei dem Dorfe Dschala vorbei , welches von Palmengärten und
üppigen, weil durch Ueberschwemmung gut -bewässerten Wiesen umgeben
war. Sie waren mit Haleblub, einer gelben Blume, wie besät, welche an
einem-fetten Stengel kronenartig sich ausbreitet, und diesen ganz bedeckt;
der Same davon wird als ein probates Heilmittel gegen Augenleiden der
Pferde vielfach mit Erfolg angewendet, indem man ihn zu Pulver reibt, mit
Wasser vermengt, und damit die Augen bestreicht. Am ersten Tage hatten