
kam ein anderer, wie es hiess, ebenso grösser Derwisch mit langen, von allen
Seiten lierabhangenden schwarzen Locken, aber ohne Kopfbedeckung. Er
empfahl mich dem Schutze David’s, des Sohnes von Suleimäu, Jusufs,
Jacob’s, und Jesu, des Sohnes des Marjam, fasste meine Hand auf gleiche
W eise, blies darauf, nahm dann eine glühende Kohle auf die Zunge, und
blies die Hitze mir auf Scheitel und Stirn, bis die Kohle im Munde verlöschte.
Darauf segnete er mich, uns Alle, und das ganze Haus, und rauchte
seine Pfeife, wobei er an allen Gliedern zitterte: wahrscheinlich hatte er
Opium oder Haschisch mit dem Tabak vermischt. Ich hatte dem Erstem
2 Qrän (etwa 20 Sgr.) überreicht, die er seinem Diener gab. Dem Letztem
gab ich nur 1 Qrän, er legte mir ihn aber wieder hin, und verlangte 1 Sebün
(Kleid); ich legte noch 1 Qrän dazu, er überreichte beide ebenfalls seinem
Diener, und ging dann befriedigt fort.
Wir machten dem Pascha unsern Besuch in dem Serai, gingen zuerst
zu seinem Sohne, welcher Liwä Pascha (Generalmajor) und Stadtcomman-
dant war, und dann zu dem Vater. Beide nahmen uns auf das Freundlichste
auf, und der Sohn schien namentlich sehr gut in der Geographie und neueren
Geschichte unterrichtet zu sein.
Wir erfuhren hier, dass der Kurdenaufstand glücklich beendet war.
Man sagte uns, die Kurden hätten in Sacho, wie in Dschesire 4 Christen O / f
und 2 — 3 Juden gemordet;-2000 Mann seien ihnen, die 10,000 Mann
stark waren, entgegen gerückt, haben 2000 von ihnen getödtet und ebenso
Viele zu Gefangenen gemacht. Mr. Kassam, der englische Vicecónsul in
Mösul, der an Jesdenschir Bey viel Geld geliehen haben sollte' sei nach
Dschesire gegangen, und habe den-Häuptling unter der Versicherung, dass
ihm nichts geschehen würde, nach Mösul gebracht.
Ich fand hier 2 alte Bekannte, einen Teppichhändler, mit dem wir zu
Kermanschäh in einem und demselben Chan gewohnt hatten, und der nach Há-
leh reiste, wo ich ihn zum dritten Male wieder fand, und einen Seiler, der,
aus Kerkúk gebürtig, in Süq esch Schiúch ebenfalls in dem Chän mit mir
zusammengetroffen war. Beide kamen, mich freundlich zu begrüssen. Beide
waren Kurden, so wie auch unsere Mucker, mit denen wir im Ganzen zufrieden
waren. Sie waren aus Kerkúk; wir hatten sie nur bis dahin
gemiethet, und gaben für jedes Thier 10 Qrän; ich hatte 5 Maulthiere,
musste aber von da aus noch ein Pferd dazu nehmen, da ich das meinige
durehgeritten hatte, und mit einigen Dukaten Verlust verkaufen musste.
Wir nahmen dieselben Mucker auch bis Mösul. Sie hatten einen merkwürdigen
Instinct, Trüffeln aufzufinden, welche hier in grösser Menge wachsen.
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Man nennt sie anderwärts Dschüme, hier aher Dombalän.
Noch muss ich erwähnen, dass oben auf der Qal ah in einer Moschee
das vermeintliche Grab des Propheten Daniel gezeigt wird, wohin den Juden
alljährlich 1 Mal, am Wochenfest, zu wallfahrten gestattet ist. Die Moschee
war früher gleich 10 ändern eine christliche Kirche gewesen. Wir blieben
4 Tage in Kerkük. Es war der erste Ort, an dem wir kein Ungeziefer
fanden, weil die Häuser im Innern mit Kalk bestrichen sind.
Montag, den 26., brachen wir um 61/2 Uhr Morgens wieder auf, und
ritten in nordwestlicher Kichtung bis vor das Dorf Imäm Hasan, kamen
über gut bewachsene Wiesen, und lagerten uns auf einer derselben neben
einem kleinen Bach klaren Wassers, welcher Kalksteinhügel zur Seite hatte.
Der Kitt dauerte 3 >/2 Stunde. In der Ferne, westlich und südwestlich sahen
wir das niedrige Ham arm - Gebirge, und weiter nordwestlich einen einzeln
stehenden hohen Berg, Qara Qodsch, der in der Nähe von Mösul sein sollte.
Um 2 -Uhr, Nachmittags, ritten wir auf hügeligem Terrain weiter, und
kamen gegen 4 1/<J Uhr an eine zweite Kette des Hamarin-Gebirges, wo wir,
weil wir Wasser fanden, uns in der Nähe von Arabern lagerten.
Dienstag, den 27., brachen wir schon um 3 */2 Uhr Morgens wieder
auf, ritten ebenfalls in nordwestlicher Kichtung fort, und erreichten gegen
7 Uhr Altün Köprü (Goldbrücke), welches auf einer Insel des kleinen Zäb
liegt. Zwei hochgewölbte, steinerne und gepflasterte Brücken, von denen
namentlich die erstere sehr steil auf- und abgeht, verbinden das Städtchen
mit den jenseitigen Ufern. Wir ritten durch, ohne den Empfehlungsbrief
von ’Aly Pascha an den Gouverneur ahzugeben, weil wir es für unnöthig
erachteten, bei dem Chän am jenseitigen Ufer ausserhalb der Stadt vorbei,
und nach 2 Stunden weiter durch mehrere kleine Gewässer. Auf einer fetten
Wiese lagerten wir uns um 9 Uhr. Hier wuchs eine gelbe, lilienartige aber
kleine und wohlriechende Blume, daneben aber auch eine andere mit
1 grossen breiten oben zugespitzten, inwendig dunkelrothen Blatte, welches
unten trichterförmig gewunden ist, und in der Mitte einen langen, dicken
schwarzen Stengel hat. Diese hat wahrscheinlich von ihrem Gestank den N amen
Sebeli, „Mistblume“ erhalten; sie soll auch nach der Versicherung meines
Dieners in dem Libanon Vorkommen. Ausserdem fanden wir viele kleine
Tulpen- oder Mohnarten von allen Farben, namentlich aber rothe, eine