
geben, worauf ich mich, natürlich nicht ohne Bakschisch für seine Diener,
verabschiedete. Wir ritten denselben Weg zurück; die Sonne brannte abwechselnd
sehr heiss, abwechselnd wurde die Hitze durch den starken Wind
abgekühlt, und es war meist sehr staubig. Wir fuhren in einem grossen
Boote, in welchem auch 2 Kameele waren, über den Nil. Die Ueberfahrt
dauerte wohl 1 Stunde, da der Wind sehr heftig und conträr war, und wir
mehrere Male auf dem Sande festfuhren. Dann ritten wir zu der Grotte,
worin Maria und Joseph mit dem Jesuskindlein während ihres Aufenthaltes
in Aegypten sich verborgen gehalten haben sollen. Sie ist in Alt-Cairo in
einem koptischen Mönchskloster, und die Gasse, in der es liegt, heisst
Derb Jusef „Josephsgasse“. Die, wie der koptische Mönch oder
Laienbruder uns sagte, 1840 Jah r (!) alte Kirche hat eben so, wie die oben
genannte, 3 durch Gitter eingeschlossene Abtheilungen. Rechts von dem
Hochaltar ist über einer Thüre in das Holz eingegraben die koptische Inschrift
XEPe Iil E P T I) NTE *lM,l »Sei gegrüsst, Tempel des Vaters“, und darunter
eine neu arabische mit der Jahrzahl 1195. Die Grotte ist unter der
Kirche; auf einigen Stufen steigt man hinunter. In der mittlern der 3 Abtheilungen
wird am Ende die runde Wölbung hinter einem Altartisch von
Marmor gezeigt, wo die heilige Familie gelebt haben soll. Ein Kreuz in
den Stein gegraben bezeichnet die Stelle; durch kleine Marmorsäulen getrennt
ist rechts davon das Taufbecken, und links ein runder, steinerner
Tisch. Hier wird alljährlich 1 Mal Gottesdienst vor Sonnenaufgang gehalten,
und diess war gerade der Tag dafür gewesen. F ü r St. Maria war eine
Büchse aufgestellt, in die ich ein Bakschisch legen musste, ein zweites verlangte
der Mönch oder Laienbruder für die Armen, und zahlreiche Bettler
bestürmten mich bei dem Ausgang. — Wir ritten nun zu der ältesten aller
Moscheen, die ebenfalls zu Alt-Cairo gehört, aber ausserhalb der bewohnten
Stadt liegt. In brennender Sonnengluth, die wie aus einem Feuerofen zu
kommen schien, gelangten wir zu ihr. Sie ist grossentheils verfallen, die
grösste Moschee in Cairo, ein grosses Parallelogramm, dessen lange Seiten
am Eingang und diesem gegenüber liegen, mit je 25 Reihen nach dem Hofe
zu offener Säulengänge ä 5 Säulen. Im Ganzen sollen nach der Zahl der
Tage des Sonnenjahres 366 Marmorsäulen darin sein. Dicht vor dem Aufgang
zu der Kanzel steht eine dicke Säule, welche quer über an einer weis-
sen Stelle — alle sind von einem bläulichen Marmor — einen Sprung hat.
Dieser soll daher rühren, dass Muhammed in Mecca, woher diese Säule
gekommen, derselben einen Hieb mit seiner Reitpeitsche versetzte, worauf
sie von selbst seinem Willen zufolge nach Cairo marschirte. Diese Moschee
soll demnach von Amru, dessen Sohn Omar war, erbaut sein. Alte kufische
Inschriften sind dort nicht zu sehen. In der Mitte des Hofes ist ein Brunnen.
— Noch hatten wir lange in der Sonnengluth zu reiten, bis wir nach der
Stadt kamen, wo wir die p f.y10 Derb Sitti Marjam „Strasse der
Jungfrau Maria“ passirten, durch welche sie nach Cairo (!) gekommen sein
soll, und 31/2 Uhr Nachmittags langte ich in dem Hôtel erschöpft und mit
lebendigen Erinnerungen an die zu nahe Berührung mit den Arabern erfüllt
wieder an.
Freitag, den 1. Juni, machte ich endlich die letzte Tour, die nach dem
versteinerten Wald ging. Früh um 4 Uhr kam der Dragoman mit dem
Eselführer, und gegen 5 Uhr machten wir uns auf den Weg. Wir ritten zu
dem y * i_>Lj Bâb en nasr hinaus in östlicher Richtung fort, und hatten
zuërst rechts neben uns einen Schuttberg, auf welchem eine Masse von
Windmühlen (nur holländische kennt man hier) erbaut sind. Hier soll früher
ein Dorf gestanden haben, und der Schutt, aus welchem der ziemlich bedeutende
Berg besteht, deutet auch darauf hin, dass er von ehemaligen Gebäuden
herrühre. Dann ritten wir durch die Chalifengräber, und zwar zwischen
denen von Berkuk und Melik el Aschraf hindurch, hatten weiterhin rechts
einen Kalksteinfelsen, aus welchem die Steine zu dem Bau der Häuser genommen,
und auf Kameelen in die Stadt geführt werden, und darauf links
einen Hügel, welcher aus Taff ( J jtie ? ) besteht. Diess ist eine Steinart,
welche in Tafeln bricht, und wie der » j I ä ÿ&KÉ Turâb Hâleb „Staub von
Häleb“ namentlich von den Frauen im Bade gebraucht wird. Sie legen ihn
in das Wasser, mit welchem vermischt er ähnlich der Seife einen Schaum
bildet, dessen sie sich zum Waschen des Gesichts bedienen. Man wäscht
damit auch die Esel, nachdem man sie geschoren hat, und endlich waschen
sich auch die Männer damit, wenn sie einen von der Hitze erzeugten Ausschlag
haben, der dadurch vergehen soll. Wir ritten fast immer in gleicher
Richtung fort, theils an graugelben Thonhügeln, theils an röthlichen (schwarz-
rothen) eisenhaltigen Hügeln entlang, eine grosse Strecke durch tiefen Sand,
eine vollständige Wüste, wo kein Grashalm, nur hier und da Bilsenkraut,
Dornen- und einige andere kleine Gewächse sehr spärlich zerstreut sind, und
gelangten nach 2stündigem Ritt an den y A A Gebel Chaschab „Holzberg“.
Nicht ganze Bäume, wie sich von selbst versteht, sieht- man dort,
P e t e r m ä n n , Reise im Orient. II. 25