
Die stehenden Gewässer, die Sümpfe, scheinen mir eben so wenig als besondere
Ursachen des Aussatzes angesehen werden zu können; denn Tarsus, Alexan-
drette und so viele andere Oerter, welche die Wirkung dieser tödtlichen'Ein-.
flüsse empfinden, haben nicht mehr Aussätzige. Eben so wenig kann das
geschmolzene Schneewasser diese Krankheit bedingen, da viele Ortschaften, die
nur solches haben, keine Aussätzigen liefern; Zahle, welches an dem Bardony
liegt, hat deren verhältnissmässig Viele, während andere Orte an demselben
Flusse keinen Fall dieser Krankheit aufzuweisen haben.
Aber trotzdem, dass ich einer solchenUrsache das patliogeniseheResultat (die
Entstehung) des Aussatzes nicht zuschreiben kann, glaube ich, dass mehrere
Einflüsse nothwendig sind, und dass ihre durch diesen oder jenen Umstand modi-
ficirte Vereinigung die Krankheit veranlasst. So wirken das Elend, die Unsauberkeit,
die stagnirenden Gewässer, die Contagión zusammen, um die Pest in
einem Lande zu erzeugen, von wo sie sich weit verbreiten kann: fast dieselben
Einflüsse bringen andererseits die indische Cholera oder das gelbe Fieber von
Amerika hervor, ohne dass man genau wissen kann, wie die Verschiedenheit
der Resultate bewirkt wird. Aber der Arzt, der sich über die Nebenumstände
und die Besonderheiten stellt, wohl wissend, dass die Pharmacie unvermögend
ist, diesen unglücklichen Krankheiten zuvorzukommen, und dass Alles von dem
Einflüsse der allgemeinen Lebensbedingung abhängt, muss die Erfahrung zu
Hülfe nehmen, und laut verkünden, dass, wenn das civilisirte Europa von dem
Aussatz und der Pest verschont geblieben ist, wir das Aufhören derselben
Plagen auch in den Ländern, in denen sie noch existiren, hoffen dürfen. Jedoch,
um dahin zu gelangen, muss man dieselben prophylaktischen Mittel anwenden,
und eine vollständig medicinische Polizei einführen, welche nach und
nach alle diese Uebel verschwinden macht.*)
3) D a s M i l i t ä r -H o s p i ta l . .(Siehe pag. 67 u. f.)
Dieses Hospital liegt am Eingang der Stadt, wenn man von Beirut kommt. Es
ist geräumig, hat 2 grosse Höfe, versehen mit Bassins von fliessendem Wasser.
Seine Lage ist sehr gut gewählt, an einer der höchsten Stellen der Stadt, an
einem sehr luftigen Orte, nach Westen zu begränzt durch Gärten, die mit
schönen Bäumen bepflanzt sind, gegen Norden durch den Rossmarkt (
(J.aíÍ.1), der in gerader Linie nur circa 200 Schritt davon entfernt ist; gegen
Süden hat es das Stadtviertel Canawat, und gegen Osten das Serai, von dem
es nur durch eine Strasse getrennt ist — 50 Schritt entfernt, in der Richtung
nach Norden kommt man nach dem Rossmarkt zu gehend über den Fluss Der-
rany, etwas weiter davon in derselben Richtung, und vor dem Markte findet
man den pärada.
Die Gründung dieses Hospitals datirt sich erst seit der ägyptischen Occu-
pation. In der That machte sich das Bedürfniss eines solchen Instituts früher
nicht so fühlbar, wie jetzt. Damascus besass keine Garnison von regulären
den Speisen , und a c h te t wenig d a rau f, wenn es ranzig geworden ist. D a die Armen
sich das F e tt ganz versagen m ü s s e n , die Reichen ab e r sich vor ranzigem F e tte hüten
k ö n n e n , so liess es sich d a raus v ie lle ich t e rk lä re n , warum d e r Aussatz fast n u r bei der
M itte lk la sse vorkommt. p
) N amentlich is t es unveran two rtlich , dass man den Aussätzigen v e r s ta tte t, sich
u n te r e in an d e r zu v erbeira then, p
Truppen; gegenwärtig ist es aber schlechterdings nothwendig. Wenn durchziehende
Regimenter in Damascus waren, so improvisirte man Krankensäle in
den dem Lager zunächst liegenden Chans; der, welcher am Meisten davon
erhielt, liegt nahe dem Rossmarkt, und heisst Khan-Hasan-Efendy. Jetzt
ist eine Wachstube (Hauptwache) in dem Hospital, und jedes äussere Thor hat
2 Schildwachen. Die ärztliche Visite wird durch Trommelschlag angekündigt;
sie findet des Morgens im Sommer um 7, im Winter um 8 Uhr statt, eine zweite
geschieht gleichmässig alle Nachmittage um 3 Uhr.
Man findet hier einen Beobachtungssaal, wo der Soldat, welcher zugelassen
werden soll, 24 Stunden bleibt, um nach Kenntniss der Ursache in die Kategorie
der Kranken, unter die er gehört, eingereiht zu werden.
Die darin befindliche Apotheke besteht aus einem Magazin für die Heilmittel,
einem Laboratorium mit allen nöthigen Instrumenten und Utensilien
versehen, und einem besondern Saal, wo die Médicamente in Töpfen, Bechern
und Flaschen ganz wie in europäischen Apotheken niedergelegt sind. Alle
Arzneimittel, welche in der gegenwärtigen Medicin angewendet werden, finden
sich hier ohne Ausnahme, und ausserdem noch ein Assortiment von den nöthigen
chirurgischen Instrumenten.
Man zählt hier 12 grosse Zimmer, deren jedes 16—24 Betten aufnehmen
kann, und 24 kleinere zu 3 — 5 Betten. Dabei ist auch ein Magazin zur Aufbewahrung
von Betten, Betttüchern, Strohmatten u. s. w. Alle diese Zimmer sind
mit Meubles versehen, in sehr gutem Stande und wohl erhalten. Jedes Bett
steht auf Untersätzen von Eisen oder Holz. Ueberall ist Reinlichkeit und gute
Ordnung. Die Zahl der Kranken beläuft sich im Durchschnitt auf 2 —300. —
Die Garnison besteht aus 3000 —3500 Soldaten.
Das Personal des Hospitals besteht zuvörderst aus 1 Oberarzt (= Generalarzt)
mit 3000 Piastern monatlichen Gehalts, 1 zweiten Arzt (= Regimentsarzt)
mit 1000 P., 1 Unterarzt mit 600 P., 1 Oberchirurg mit 500 P ., 3 Chirurgen 2ter
Klasse mit a 400 P.'#= 1200 P., 1 Oberapotheker mit 500 P ., 1 Apotheker 2ter
Klasse mit 450 P., 1 Assistenten mit 300 P., 2 Unterapothekern mit a 150 P. =
300 P., 1 Nasir en chef (Oberaufseher) mit 400P., 1 Aufseher (Nasir)2ten Ranges
mit 250 P., 1 Schreiber mit 150 P., 1 Ober-Krankenwärter mit 40 P., 36 Krankenwärter
mit a 20 P . = 720 P., 1 Koch mit 20 P., 1 Waschmann mit 20 P.
1 Magazinverwalter mit 20 P. Totalsumme 9470 P. (circa 590 Thlr.) monatlich.
4) D a s I r r e n h a u s .
Das Hospital für die Geisteskranken liegt neben dem Palais , also in dem
nordwestlichen Theile der Stadt. Die Zeit seiner Gründung ist durchaus unbekannt
, die Einen sagen, es bestehe seit 1000, die Anderen, seit 2000 Jahren und
darüber. Sicher geht die Zeit seiner Entstehung nicht über die des Islam
hinaus, da die zur Bestreitung der Unkosten für seine Unterhaltung jährlich
bewilligte Summe von 80,000 Piastern (etwa 5000 Thlrn.) aus den Einkünften
von Grundstücken fliessen, welche barmherzige Moslems gegeben haben.
Man zählt in diesem Hospital 10 Zimmer für die männlichen und ebenso
viele für die weiblichen Kranken. Diese Zimmer sind klein, von länglicher
Form, und gewähren nur den nöthigen Raum, um 1 Bett hinzustellen. Das
Etablissement besitzt aber weder Strohmatten, noch Betten, noch Medica-
mente. Der dabei angestellte arabische Arzt kommt nicht regelmässig, jeden
Monat 1 Mal.