
Sie kamen, und mit ihnen der Seid, welcher sämmtliche Muhammedaner der
Stadt mitbrachte. Als der Seid den Rösch ’amma sah, gerieth er in Bestürzung.
E r warf jedoch seinen Stock zur Erde, welcher sogleich zur Schlange
wurde; aber auf das Geheiss des Rösch ’amma ward diese augenblicklich
wieder zum Stock, und der Seid war nicht wieder im Stande, die Schlange
hervorzurufen. Dann befahl der Seid seinem Löwen, den Rösch ’amma zu
fressen. Dieser ging auf ihn los; aber der Rösch ’amma sagte zu ihm
„Berran“ d. i. „fort!“ und der Löwe lief eilends weg in die Wüste, und
kein Rufen, kein Schreien des Sö'id vermochte ihn zurückzubringen. Der
Söid legte darauf seinen Gebetsteppich auf den Fluss, und kniete darauf,
um zu beten. Der Rösch ’amma sprach „Jardena“ (diess s. oben der Name
aller Flüsse, weil sie alle gleichen Ursprungs sind),, und der Söid sank unter
mit seinem Teppich. E r wurde dann wieder herausgezogen, und fragte nun
den Rösch ’amma, ob auch er etwas Wunderbares thun könne? Dieser nahm
einen weissen Shawl von seinem Halse, den er in die Höhe warf, während
er das eine Ende in seiner rechten Hand hielt. Derselbe blieb nun fest in
der Luft stehen; er stieg hinauf, und verrichtete da seine Gebete. Nun
fragte der Rösch ’amma den Sö'id, was er weiter für Kunststücke wisse? Er
sagte, er habe eine Taube, die seinem Befehle augenblicklich Folge leiste,
und hingehe, wohin er wolle. Der Rösch ’amma sagte: er solle sie nach
Basra schicken, und von dort Dattelkeime bringen lassen. Der Söid that
diess, und, als die Taube wieder kam, nahm der Rösch ’amma einen Keim,
und legte ihn in die Erde, worauf er 40 Kannen Wasser aus dem Jardena
(dem Fluss) darüber giessen liess. Bald wuchs eine Palme hervor; welche
grösser und immer grösser wurde , und Früchte trug. E r sagte nun zu dem
Söid, er solle hinaufsteigen, und Früchte herunter holen. Als er oben war,
befahl der Rösch ’amma dem Baume, ihn festzuhalten. Diess geschah; er
liess ihn nun immer höher wachsen, und einen Wind wehen, der den Baum
hin und her beugte, so dass der Söid vor Angst schrie. Die Muhammedaner
baten nun den Resch ’amma, den armen Söid von seinen Fesseln zu lösen;
und als diess geschehen, kam er herunter, ging beschämt fort, und ward
nicht wieder gesehen. — Jen e r Rösch ’amma hiess Adam Abul Faras.
Ein Priester besass einen Garten, und miethete Leute, 1 Tag bei ihm
zu arbeiten. Da die Arbeit eigentlich 10 Tage dauerte, so hielt er durch
sein Gebet, wie Josua, die Sonne so lange auf, und, als diese beendet war,
ward sogleich Nacht.
Nahe bei einem Vorfahren des Priesters Jahja wohnte einst ein
Gansibra (Oberpriester), dessen Haus an das eines Schiiten gränzte. Der
Gansibra hiess Senki, und der Schiit gab, um ihn zu kränken, seinem Hunde
denselben Namen. Wenn er nun wusste, dass der Gansibra auf dem Dache
war, rief er seinen Hund. Anfangs antwortete der Gansibra, erhielt aber
immer den Bescheid, dass er nur seinen Hund gerufen habe. Als er nicht
mehr antwortete, schält ihn der Moslem, dass er nicht auf ihn höre. Betrübt
darüber wandte er sich einst um Mittag zu Hajje qadmaje, und dieses sandte
die Sonne in der Gestalt eines Löwen zu ihm. Er sagte ihr sein Leiden,
und im Nu sank das Haus des Moslem unter die Erde. Darauf kehrte die
Sonne zu dem Gansibra zurück, und bat ihn, seine Hand küssen zu dürfen.
Diess geschah, und auf der Stelle ward diese zu einem Hundsfuss. E rschreckt
verband er sie, um sie vor Ändern zu verbergen, und that diess
6 Monate lang. Endlich gestand er dem Vorfahren des Jahja, welcher Rösch
’amma war, auf dessen Andringen den Vorfall, und dieser versprach, ihn zu
heilen. Den folgenden Morgen wendete dieser sich im Gebet zu Gott, der
die Sonne in Gestalt eines schönen Jünglings zu ihm sandte. Er fragte nach
seinem Begehren, und als er diess erfahren, sagte er (die Sonne): er habe
diess gethan, weil der Gansibra ihn zu Unrechter Zeit, um Mittag, und nicht
in Demuth, sondern im Zorn ihn gerufen, da er zu dieser Zeit seinen Lauf
am Himmel ausführen müsse. E r versprach, Jenen zu heilen, doch mit der
Bedingung, dass er fortan nicht mehr gerufen werde. Der Rösch ’amma
ging darauf ein, und sofort war die Rechte des Gansibra gleich der Linken.
Diess geschah vor ungefähr 400 Jahren. Der Vorfahr des Jahja hiess, wie
er, Jahja bar Behram, und der Vater des jetzigen gab aus Freude über
seine Geburt ihm denselben Namen, in der Hoffnung, dass er Jenem ähnlich,
und Rösch ’amma werden würde.
Die Priester dürfen von dem Tage an, da sie es werden, ihr Haupthaar
nicht scheeren; sie flechten es in einen Zopf, und legen es unter die
Kefije oder den Turban. Sie müssen stets a lle in essen; nur mit ändern
Priestern dürfen sie zusammen speisen; die Erstlinge des Jahres essen sie
mit Gebeten für ihre > verstorbenen Eltern. Nie dürfen sie essen, oder an
irgend eine Arbeit gehen, ohne vorher gebetet zu haben; sie dürfen nicht
rauchen. Eigentlich muss jeder Priester die Speisen, die er essen will,
selbst zubereiten. Da er aber diess nicht immer kann, so nimmt er dazu
einen guten, frommen Mandäer, oder auch eine von seihen Frauen, oder
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