
Schiit machte desshalb gewaltigen Lärm, und bald war die Karavanserai
voller Menschen, die den armen Juden todtsehlagen wollten. Der moslemische
Diener Brühl’s kam ihm zu Hülfe, Beide wurden aber bald überwältigt,
und der junge, erst 18jährige, englische Agent, welcher sich ins
Mittel schlug, ward selbst mit seinem Diener geschlagen, und konnte gegen
die Masse nichts ausrichten. Endlich kamen 2 Polizeisoldaten, von dem
Ferräsch baschi geschickt, welche die beiden Diener mit sich schleppen wollten.
Mr. Brühl ritt mit ihnen zu S. Luigi Pesce, der zu dem Ferräsch baschi
schickte, und dadurch nicht nur die beiden Diener befreite, sondern auch
die Einkerkerung eines Söid bewirkte, welcher Mr. Brühl den Tod geschworen
hatte. Um die Wuth des Volkes gegen uns noch mehr zu entflammen,
hatten Einige ausgesprengt, dass wir einen Qor’än zerrissen und
zu unwürdigen Zwecken verbraucht hätten. S. Pesce sandte uns vor unserer
Abreise noch mehrere Teller mit Datteln und Limonen.
Dienstag, den 26., kamen wir erst kurz nach 6 Uhr früh von Ker-
manscliäh fort. Es ging sehr langsam, da der Qatirdschi 2 neue junge
Maulthiere gekauft hatte, welche die Lasten, derselben noch ungewohnt,
immer wieder abwarfen. Unsere Richtung war durchaus eine südwestliche
über das kahle Gebirge. Der Weg, immer auf- und absteigend war felsig,
aber nicht steil. Nach 3 '/ 2 Stunde kamen wir in eine grosse, 3—4 Stunden
breite, und wohl 10 Stunden lange Ebene, von welcher wir einen grossen
Theil durchritten, bis wir Moidescht (oder Mahidescht) erreichten. In der
grossen, aber schon alten Karavanserai stiegen wir ab, und nahmen das Gemach
über dem Eingang ein. Wir waren gegen l l a/2 Uhr hier angelangt,
aber unserer Karawane weit vorausgeeilt. Die Ebene ist ziemlich gut bebaut,
hat viele Dörfer, doch auch noch viele mit Dornen und Süssholz bewachsene
Strecken. Wir hatten an diesem Tage nur 4 Farsach in circa
6 Stunden zurückgelegt, die nächste Tagereise wurde zu 6 - ^ 7 Farsach gerechnet.
Desshalb ritten wir auch schon um 2 Uhr Morgens von Moidescht
aus, und hatten ganz nahe bei der Karavanserai 2 Brücken zu passiren,
deren 2. besonders hoch, steil und beschwerlich war. Unsere Richtung war
stets eine südwestliche, theilweise auch eine ganz südliche. "Wir sahen in
dieser Nacht (am Morgen des 27. September) anfangs besonders viele Sternschnuppen,
und gelangten, ob wir gleich die Ebene quer durchschnitten, erst
nach l 1/2 Stunde an das Gebirge. Wir überstiegen den ersten Kamm, und
kamen dann nach geringem Absteigen auf eine zweite Gebirgskette, von
welcher eine starke Quelle ihr Wasser reissend herabstürzen liess. Dort
hielten die Pilger, die uns ein- und überholt hatten, um ihr Morgengebet
zu verrichten, bei einem Dorfe, welches die Einen Tschehär Sewe, die Ändern
Seh Sewe nannten. Wir ritten an ihnen vorüber den steilen Berg
hinan, auf der entgegengesetzten Seite wieder hinunter, und gelangten wieder
in eine etwa 1 Stunde breite, und 5— 6 Stunden lange Ebene, wo wir
die trockenen Betten 2 kleiner Winterbäche überschritten. Dann kletterten
wir den auf beiden Seiten sehr steilen, steinigen, beschwerlichen und gefährlichen
Felsen hinauf und hinab. Gegenüber war eine ebenso steile, und
gleich den beiden vorhergehenden von dem letztgenannten Dorfe an mit
Eich-Büschen und Bäumen stark bewachsene Bergkette, dazwischen ein
langes, aber weniger breites Thal, welches in der Mitte wieder durch 2 Hügelketten
getheilt war. Beide Hügelketten überschritten wir, wendeten uns
am jenseitigen Fusse der zweiten Hügelkette plötzlich ganz nach Norden,
und gelangten an dieser niedern Felsenkette entlang reitend, links von dem
kleinen Dorfe Bederei vorbei, Vi Stunde später, und 1 Stunde, nachdem
wir diese Richtung eingeschlagen hatten, um 10 Uhr Morgens, nach 8 Stunden
zuletzt starken Rittes in das grosse Dorf Harünabad. Wir fanden in
der grossen, aber auch schon etwas baufälligen Karavanserai glücklicherweise
oben noch ein kleines Gemach für uns, da sie übrigens von Fremden
sehr besetzt war. Das ganze Thal ist mit Süssholz bedeckt. In den (sogenannten)
Waldungen bemerkte ich ausser den Eichen noch den Nebkbaum,
einen ändern unsrer Buche ähnlichen, Narwend genannt, und einen mir
nicht bekannten Dornenbusch mit kleinen Beeren. In den Ebenen war ausser
dem Süssholz noch Kameeldorn und das andere Dornengewächs mit
kleinen, rothen Blüthen. Das Gras war überall verdorrt. Harünabad,
nahe dem äussersten Winkel des Thaies gelegen, hat gute Weintrauben,
so wie Wasser- und andere Melonen.
Donnerstag, den 28; September, brachen wir erst gegen 4 Uhr Morgens
von Harünabad auf, ritten in stets nordwestlicher Richtung durch das
an dieser Seite sich noch weiter hin erstreckende T h a l, hatten dicht hinter
Harünabad mehrere halsbrechende Brücken zu passiren, und kamen dann
in das Gebirge, welches zwar nicht, hoch, aber theilweise sehr steinig war.
Der Weg ging fortwährend bergauf und bergab. Wir sahen hier schon
wirkliche Eichbäume, doch nicht in dichten Waldungen, sondern mehr einzeln
zerstreut. Die Eicheln, wenn sie reif sind, und abfallen, werden, wie