
soll. Merbi, auch Mervi gesprochen, gehört gleich den Dörfern Ekis und
Chane hanscher zu Rumqale, welches 9 Stunden von da entfernt ist, 100
Ortschaften (wahrscheinlich eine runde Zahl) unter sich haben soll, und einen
Mutesellim hat, welcher gleich dem von Biredschik von dem Pascha von
Orfa ernannt wird. Dieser steht wieder unter dem Pascha von Häleb. Der
District, in welchem die Dörfer Merbi, Ekis, Chane hanscher, Sisan und
Dunaii liegen, heisst Oimaghadsch, derjenige aber, welcher die Dörfer Qara
kasch, Kurdik und Hawank (oder Hawak) umfasst, wird Bosäwa genannt.
Donnerstag, den 24. November, ritten wir früh gegen 7 Uhr aus. Ich
musste ein Maulthier besteigen, da mein Pferd von dem Sattel durchgerieben
war. Die Luft war ziemlich heiter; im fernen Norden sahen wir das hohe
Gebirge von Kurdistan, el Malakije, dessen höchste Spitzen mit Schnee bedeckt
waren. Wir ritten auf der hügeligen Ebene fort, und kamen nach 1
Stunde bei dem Dorfe Ekis vorbei; | | | Stunde weiter berührten wir. das
kleine, aus 15 — 20 Hütten bestehende Dorf Chane hanscher. Mittlerweile
hatte sich ein dichter Nebel erhoben, der uns ganz mit Reif bedeckte. Dabei
war es empfindlich kalt. Der Erdboden zeigte fast überall rothe Erde, mit
vielen kleinen und grössern Steinen bedeckt, theilweise, nämlich in der
Nähe der Dörfer angebaut, grösstentheils aber ohne alle Kultur. Nur kümmerlich
keimte das Gras, von dem letzten Regen hervorgerufen, und Herbstzeitlosen
waren, wie früher, die einzigen Blumen, die wir sahen. 1 Stunde
später kamen wir nach Sisan, welches wir gleich den vorigen links liegen
liessen, und 2 Stunden später bei Dunaii vorbei, dessen halb verfallene Hütten
theils rechts auf einem Hügel Stunde von der Strasse, theils links
in gleicher Entfernung von derselben ebenfalls auf einem Hügel lagen. Nahe
der Strasse war, wie bei den übrigen Dörfern, ein Ziehbrunnen. Bei Dunaii
bemerkte ich die ersten Basalttrümmer mit Kies und Sandsteinen vermischt,
jedoch nur eine kleine Strecke, diei ich ganz übersehen konnte, und rings
herum war der Erdboden kultivirt. Das ganze Basaltterrain war nicht üher
Y4 Stunde lang- und breit. Eine vielleicht doppelt so grosse Strecke, wo
ebenfalls viele Basalttrümmer mit Feuersteinen u. s. w. lagen, war bei dem
Dorfe Qara kasch. Der Erdboden war von da an fast fortwährend steinig,
jedoch keine Spur von Basalt, und dieser steinige, wie auch ein Theil des
Basaltbodens, war kultivirt. Wir ritten bald auf einer Hochebene, bald über
mässige Anhöhen bergauf und bergab, und erreichten, nachdem wir den
ganzen Tag nur 2 einzeln stehende Bäume gesehen hatten, gegen 3 Uhr
Nachmittags eine Bergspitze, von welcher aus wir unten im Thale ein kleil
e s Wäldchen von Weiden u. s. w. erblickten. Wir ritten den steinigen
Boden des Berges hinab, und kamen an einen Bach, welcher dicht an der
Strasse rechts einen kleinen mit Weiden umpflanzten Teich bildete. —
Anfangs hatten wir an diesem Tage eine rein nordöstliche, von Sisan aber
eine östliche Richtung verfolgt.-— Der genannte Bach entspringt bei Kur-
flik (einem Dörfchen l) f Stunde rechts von der Strasse am Berg gelegen,
Blessen Bewohner jährlich 1600 Piaster Steuern zahlen), und hat seinen
Namen Hawank (oder Hawak) Suji „Wasser von Hawank“ (Hawak) von
fern folgenden grössern Dorfe, an welchem er vorbei in den Euphrat sich
H k e sst, der nur 3 Stunden von dem letztem Orte entfernt sein soll. Wir
ritten den Bach entlang bei 2 Mühlen vorbei, die er treibt, und gelangten
feg en 4 Uhr nach Hawank, welches ebenfalls an einem Hügel liegt, und
^bedeutend grösser als die vorigen ist. Es hat einen Chan und etwa 50 Häu-
le r , und zahlt jährlich 3000 P. Steuern. Der Boi Beyi „Scheich“ des Orts,
Husein Agha, nahm uns in seiner Wohnung auf, und sprach viel von der
■Unsicherheit der Wege. Wir hatten von da nur noch 6 Stunden bis Orfa;
I b e r sowohl der Weg dahin, als von da weiter war nach seiner Versicherung
l e h r gefährlich. Da überdiess Orfa uns etwas von der directen Strasse nach
IMäredin abführte, und wir eine Karawane, welche 3 Tage vor uns von
■Häleb abgereist war, einzuholen wünschten, so liessen wir uns bestimmen,
iOrfa, wie früher Antäkia, aufzugeben, und direct von da nach Diarbekir zu
fcehen. Allein auch diesen Weg schilderte unser Wirth als höchst unsicher*),
fcaher sieh Mr. Delaporte entschloss; eine Bedeckung von 5 kurdischen Reitern
H— denn die Bevölkerung von Häwank, wie von allen den genannten Dörf
e r n Mesopotamiens, bestand ganz aus Kurden — unter denen der Scheich
"selbst war, für 250 Piaster bis Süwfirek mitzunehmen, und war so unvorsichtig,
diese Summe voraus zu bezahlen. — Hier sah ich zum ersten Mal
Bein erwachsenes Mädchen, welches' in der Mitte der Nase einen Ring und
jdaran ein Goldstück hatte, und ein anderes, welches an dem rechten Nasen-
ifiügel einen goldnen Knopf als Schmuck trug. Letztem Schmuck bemerkte
■ich auch später öfter an kurdischen und ändern Frauen und Mädchen, und
Bn Bagdäd und weiter südlich ist der eine wie der andere sehr gewöhnlich.
r *) D a d e r so gefürch te te Beduinenstamm d e r Anese, we lch e r sich im H e rb s t ste ts
Bach dem Süden zurückzieht, noch immer bis in die Nähe von Süwerek hausen sollte.