
Vä Stunde vor derselben. Die Ernte war schon überall beseitigt. Jesd ist
gleich allen ändern Ortschaften mit leichten Mauern und Bastionen umgeben,
die Häuser mit Kuppeln, viele auch mit kleinen Thürmchen versehen, die
Gassen nicht gepflastert, aber eine Stadt von bedeutendem Umfange. Wir
wurden einige Häuser von Manekdschi entfernt bei einem freundlichen,
alten Parsi einquartiert, und erhielten da ein grosses, gewölbtes Zimmer, mit
kleinem Balkon vor demselben und der Aussicht über den dazu gehörigen
Gemüse- und Baumgarten, für uns, und daneben ein kleineres Gemach für
unsere Diener.
Zwölftes Kapitel.
Aufenthalt in Jesd.
Unser Wirth hiess Schir merd „Löwenmann“ , unser Begleiter Manekdschi,
sein ganzer Karne war Manekdschi Limdschi Hadarja. Die Endung
dschi’soll in der Guzerati-Sprache „Herr“ , Manek aber „Rubin“ bedeuten.
Manekdschi ist sein Vorname, Limdschi der Karne seines Vaters, und Hadarja
der Familienname, den viele, aber nicht alle Guebern (Parsen) noch daneben
führen. Sein lßjähriger Sohn, der ihn begleitete, und den er mir mit nach
Europa geben wollte, hiess Ormuzddschi, sein Koch Sapurdschi, sein Munschi,
Secretär und Dolmetscher, aus Jesd gebürtig, KaiChosru, den Kamen seines
Priesters, de,s Mobed, habe ich nicht erfahren. Die Zahl der in Jesd wohnenden
Parsen soll etwa 1200 Männer betragen, welche jährlich an
12,000 Qrän d. i. 4000 Thlr. Steuern zu zahlen haben; in ganz Persien sollen
nicht über 3000 Familien von Parsi’s wohnen. Manekdschi betrachtete
die Guebern von Aserbeidschan nicht als seine Glaubensgenossen, oder doch
als eine ketzerische Secte, deren heiliges Feuer aus 72 75 Arten von Feuer
bereitet werde, wozu auch das, womit eine Wittwe und ein Hindu verbrannt
worden sei, kommen müsse er schien sie demnach für eine Hindu-Secte
zu halten — das ihrige aber, sagte er, werde so bereitet, dass man 12 Locher
in die Erde neben einander grabe,-in jedes ein Stück Holz lege, und das m
dem ersten befindliche mit Hülfe eines Brennglases anzünde; dieses Feuer
verbreite sich von da bis zu dem Holz in dem 12. Loche, und dieses gebe
dann das heilige Feuer. Es ist bekannt, dass sie das Feuer nie anblasen
dürfen, da der menschliche Hauch es verunreinigen würde;, sie bedienen
sich dazu eines Blasebalgs. Desshalb dürfen sie auch nicht Tabak rauchen,
und gegen 4 Wochen habe auch ich mich dessen enthalten, um sie nicht zu
betrüben. Kur in Jesd, Tafft und einigen umliegenden Ortschaften, so wie
in Kermän und in Teheran, an letztem Orte jedoch und in Ispahän nur