
wenig bekannten Juden in Arabien, den Chaibar.*) Der Weg zu ihnen geht
von Aden nach Mocca,♦on da nach Chodeida, dann nach Bir el Fachid, d. i.
Dschessän, der andere nach Sana. Von Dschessän kommt man zu den Jam
(Yam), wo die Chaibar sind, und von da geht es über Braris, Komfoda und
Lina nach Dschidda zurück. Der Missionar Wolff ist allerdings bei den
Chaibar gewesen, wie dieser Arzt selbst dort gehört hatte, hat aber nicht,
wie er behauptet, Proselyten gemacht, da sie von einer Bekehrung durchaus
nichts wissen wollen. Sie sind sehr gastfreundlich, bewahren aber streng
ihre Religion und ihre Frauen. Sie kennen den Talmud nicht, und wollen
nichts von ihm wissen. Sie sollen an 40,000 Zelte haben, schöne Gesetzbücher,
namentlich Pentateuche, und auch andere, wie er sagte —- er verstand
sehr gut das Hebräische, und schien selbst ein Jude zu sein — uns
ganz unbekannte, alte Schriften in einer jetzt unbekannten Schrift. Sie
leben völlig unabhängig; ihre Rabbinen sind ihre Scheichs. Die Jam-
Araber, unter denen sie leben, sollen auch theilweise eine Art Juden sein,
aber nur das Passahfest feiern. Von Dschidda soll es 12 Tagereisen bis zu
ihnen sein. Nächst Moses verehren sie besonders den Esra. — Derselbe
Arzt behauptete auch, dass in dem Gebiete von Schelirisür, dessen Hauptstadt
nicht Schehrisür, sondern Kerkük ist, in dem Gebirge Awromän ein
See sei, um welchen herum die Bewohner eine romanische (?) Sprache sprächen.
Diess wollte er von sachverständigen Reisenden gehört haben, doch
bezweifle ich es sehr; vielleicht ist diese Ansicht nur aus dem Namen (Awromän)
entstanden. — Ferner erzählte er uns, und diess wurde auch von
Ändern bestätigt, dass in und um Mendeli, welches etwas südlich von Chä-
nekin und östlich von Bagdäd liegt, ein Wurm sei, t/2 Finger lang mit einem
Horn auf dem Kopfe, dessen Stich den Menschen in 1 Stunde tödte, und
jährlich sollen an 50 Menschen diesem Stiche unterliegen. An diesem Berichte
ist allerdings etwas Wahres, wie Jch später in Bagdäd erfuhr. Es
giebt dort eine eigenthiimliche Art von Scorpion, dessen Schwanz aber unbeweglich
ist, und dessen Stich für unheilbar gilt. Durch die Güte des
Dr. Duthieul, Oberarztes in Bagdäd, war ich so glücklich später ein Exemplar
desselben zu bekommen, welches ich gleich mehrern ändern Insecten
an das königliche zoologische Museum abgegeben habe.48)- Chawädscha
*) Ueber sie vgl. Itapaoport in der Zeitschrift ,,Orient“ 1840, Nr. 25.
Jusuf, so wurde der piemontesische Arzt gewöhnlich genannt, hatte eine
Jesidin von dem Gebirge Sindschar zur Frau. Sie war als Kind geraubt
und als Sclavin verkauft worden. E r hatte sie gekauft, geheirathet, und als
Katholikin taufen lassen; seine Kinder wollte er, wie er sagte, protestantisch
erziehen lassen.
Es-war ein Seid aus Schiräs mit in der Quarantaine, von dem man
behauptete, dass er Alles wisse. Wir Hessen ihn zu uns kommen. E r setzte
sich vor uns auf den Teppich, einen kurzen, breiten Schenkelknochen m
der Rechten haltend, fragte erst nach meinem, dann nach Mr. Brühl’s Namen,
schlug dreimal mit dem Knochen auf den Erdboden, sah in denselben,
indem er ihn gegen die Sonne hielt, knipste dann dreimal mit dem Zeigefinger
der Rechten auf die Erde, liess sich meine Hand, zeigen, und sagte
mir dann, dass ich keine Söhne, sondern nur 1 Tochter habe, welche Tag
und Nacht um mich weine, und mir in Begleitung eines Persers (1) bis Da-
mascus entgegen kommen werde, dass ich in Bagdäd gute Nachrichten finden,
noch viel weitere Reisen als bisher unternehmen, aber zuletzt glücklich in
die Heimath zurückkehren würde; auch sagte er mir noch, dass meine Frau
gestorben sei. Wahrscheinlich hatte er erst unsere Leute ausgefragt, und
das Uebrige aus seinem Kopfe zugesetzt. Von Mr. Brühl, den er meinen
Sohn einmal nannte, wusste er fast gar nichts zu sagen, und, was er sagte,
war unwahr.
Es war gerade die Fieberzeit, als wir nach Chänekin kamen, am Tage
sehr heiss, in den Nächten empfindlich kalt, und der Wind blies uns öfter
den Geruch von den Leichen zu, welche die persischen Pilger mitgenommen
hatten. Desshalb wünschten wir sehr, die Zeit abzukürzen, was sich aber
trotz dem besten Willen des Arztes durchaus nicht thun liess. Wir mussten
bis Montag früh warten. Ich hatte Gelegenheit, hier noch einige charace-
nische Kupfermünzen, die sehr selten sind, zu kaufen. Ein Fellah der Umgegend
sollte im Besitz eines ganzen Topfes voll solcher Münzen sein, die
er auf seinem Grundstück gefunden; und man versprach mir, sie mir zu
verschaffen, hielt aber leider nicht Wort. — Endlich brachte uns der Doctor
am Sonntag Abend unsere Teskere’s , wofür Jeder 2 Qrän (20 Sgr.) zu
zahlen hatte. Die Armen bekommen sie umsonst, und ausserdem täglich
3 Piaster (6 Sgr.) für ihren Unterhalt. Diess benutzen natürlich die Perser
so viel als möglich. Viele steigen .vor der Qarantaine von ihren Thieren ab,
und gehen als Arme zu Fusse hinein. Mit Tagesanbruch wollten wir die
P e t e r m a n n , Reise im Orient. II. 18