
Nachkommen gelangten zu solchem Ansehen, dass sie die erbliche Paschawürde
erlangten; die übrigen Glieder der Familie jenes Kaufmanns blieben
dagegen ihrem alten Glauben treu, und brachen alle Verbindung mit den
Abtrünnigen ab. Vor etwa 15 Jahren wurde endlich, da jene Familie zu
übermüthig geworden war, ein Anderer, Muhammed Pascha von Konstantinopel
geschickt, der die Weisung erhielt, sie zu unterdrücken. Durch List
gelang es ihm, Einen nach dem Ändern gefangen zu nehmen; Mehrere derselben
liess er umbringen, die Ändern wurden später wieder freigelassen,
und diese veranlassten den erwähnten Aufstand, um wo möglich dadurch
wieder zu ihrer frühem Macht zu gelangen. Namentlich waren sie eifersüchtig
auf den Reichthum der Christen und den Einfluss der Franken. Sie
wollten den Dragoman des englischen Consulats erschiessen, in der Absicht,
bei dessen Begräbniss die dabei gegenwärtigen Franken und fränkischen
Consuln zu ermorden; auch Resul Pascha kam mit seinen Kurden nach
MÖsul, um ihnen behülflich zu sein. Glücklicherweise war den Franken
diese Verschwörung verrathen worden, und Mr. Place, der französische Con-
sul, schickte die Scheichs von den Stämmen Dschebür und Tai, die er als
Aufseher über seine Arbeiter in Chörsabad angestellt hatte, nach allen Gegenden
hin, um ihre Leute nach MÖsul zu bringen. Diese vertheüte er in
den Christenquartieren *), und steckte das ganze Consulat voll Bewaffneter.
Resul Pascha machte ihm einen Besuch, und fragte ihn nach der Ursache.
Mr. Place entgegnete ihm, er habe, um sich zu sichern, vorläufig nur die
Avantgarde seiner Leute kommen lassen, die Hauptmasse seiner Truppen
werde bald erscheinen. 3 Tage nachher verliess Resul Pascha MÖsul mit
den Seinigen. Der Dragoman, auf dessen Ermordung es abgesehen war,
wurde nur in den Arm verwundet, und es gelang dem Pascha, Mehrere der
Rädelsführer gefangen zu nehmen, von denen er Einige, wie Mahmud
Efendi, nach Bagdad schickte. So endete dieser beabsichtigte Aufstand,
bevor er vollständig zum Ausbruch gekommen war. Jener Muhammed
Pascha, ein Freund des bekannten Dr. Grant, war es, der den Kurdenhäuptling
Peder Chan Bdy gegen die Nestorianer aufhetzte, jenes Gemetzel ver-
anlasste, und Dr. Grant selbst unterwegs ermorden lassen wollte, damit dieser
ihn nicht verrathen könnte.
• ) MÖsul is t in 36 Quartiere od e r Reviere e in g e th e ilt; von denen 32 au f die Muhammedaner,
3 a u f die Christen, und 1 au f die Ju d e n kommen.
Als Jesdenschir Béy, im Begriff mit 500 Baschbosuk’s zu der Armee
nach Erzerum zu gehen, sich von Mr. Place verabschiedete, sagte dieser ihm
voraus, dass er nicht dahin kommen werde. Von Dscheslre aus schickte er
einen Boten an Mr. Place und Mr. Rassam, und liess ihnen sagen, dass er
nicht gegen die Pforte, sondern nur gegen den Pascha wegen seiner will-
kührlichen Bedrückungen sich erhöhen hahe. Mr. Place liess ihm sagen,
dass, wenn diess der Fall sei, er in seinem Bereich bleiben müsse, und Dsche-
sire nicht verlassen dürfe; -zugleich, fügte er hinzu, mache er ihn für alles
Leid, welches den Christen widerfahren würde, verantwortlich. Die Mosu-
laner behaupteten, er habe in der Nähe von Saert 65, nach Einigen sogar
75 Personen ohne Unterschied der Religion mit eigner Hand getödtet; die
beiden Consuln versicherten dagegen, es sei nur 1 Christ, der Sohn eines
Priesters, getödtet worden, und Mr. Place schickte gerade damals nach
Dschesire, um sich zu erkundigen, ob er durch Jesdenschir Béy s Schuld
umgekommen sei, oder nicht? E r hatte 18,000 Mann unter sich, denen der
Pascha nur 2000 Mann mit einigen Kanonen entgegen stellen konnte. Da
dieser keinen Offizier hatte, der im Stande gewesen wäre, die Geschütze zu
dirigiren, und das Commando über dieselben zu übernehmen, so bat er einen
zufällig anwesenden Engländer, einen Correspondenten der Times, diess zu
thun. Dieser entgegnete ihm, dass er nicht die mindeste Kenntniss davon
besitze; aber der Pascha sagte ihm „ihr Franken versteht Alles“, und drang
so sehr in ihn, dass er zuletzt sich dazu bereit erklärte, und auch mit vielem
Geschick die Artillerie geleitet haben soll. Sicher würden die Kurden diese
Hand voll türkischer Soldaten sehr bald überwältigt und zusammen gehauen
haben, hätte nicht der durch die geschickte und muthvollé Ve rteidigung
von Kars rühmlichst bekannte General Wilhams einen so ausgezeichneten
Brief an Jesdenschir Béy geschrieben, und ihn dadurch bewogen, sich auf
Gnade und Ungnade zu ergeben. Dieser Brief soll ein wahres Meisterstück
von Diplomatie gewesen sein. E rste llte ihm darin vor, dass es ein vergebliches
Unternehmen sei, gegen die vereinigte Macht der Türken, Englandér
und Franzosen ankämpfen zu wollen, und garantirte ihm, sofern er sich freiwillig
ergeben würde, nichts als sein Leben. Er ergab sich, Mr. Rassam
holte ihn mit seinem Bruder in Dschesire ab, und behielt Beide bei sich m
seinem Consulat. Seine Fahne und viele Waffen wurden in dem französischen
Consulate deponirt. Wir sahen beide Brüder und noch einen dritten
grossen Kurdenscheich bei Mr. Rassam. Jesdenschir Béy, ein schöner Mann