
Nacht nähern würde, feuern wolle, und liess zum Zeichen, dass ich Schiesswaffen
bei mir habe, meine Pistolen abfeuern, aber sogleich wieder laden.
Ich schlief abermals die Nacht nicht, und mein treuer Diener wachte mit
mir; aber keine Menschenseele näherte sich dem Kahne. Unsere beiden
Fährleute schliefen im Dorfe.
Um I V / 2 Uhr arabisch des Morgens fuhren wir von Aschgar ab, und
kamen bald in eine ununterbrochen bis Süq esch Schiuch fortlaufende Reihe
von Palmengärten. Während ich eine kurze Ruhe mir gönnte, hatten wir
am rechten Ufer das Dorf Sueidsch (Sueiq) oder Süq es Saghir „das kleine
Süq“ , dann am linken den Einfluss des Schatt Aghlawin, darauf den des
Medschachsehije passirt, und um 2 >/2 Uhr den Schatt Schaträ oder Mojet el
Schatra. Endlich kamen wir ebenfalls am linken Ufer bei Subbuje d. i.
Dorf oder Vorstadt der Subba oder Mandäer vorbei, deren Wohnungen sich
bis zu dem am rechten Ufer liegenden Süq esch Schiuch hinzogen, wo wir
um 3 Uhr Morgens anlangten.
Siebentes Kapitel.
Aufenthalt in Süq esch Schiuch.
Ich hatte nun das Ziel meiner Reise, und, wie ich damals glaubte, auch den
Endpun'ct aller meiner Wanderungen erreicht. Ich befand mich mitten unter
den Beduinen, in einem Orte, welcher dem mächtigen Scheich der Montefik
gehörte. An ihn hatte ich ein Empfehlungsschreiben von Col. Rawlinson.
Aber, ob er gleich ein Haus oder Absteigequartier dort hatte, so war er
doch nicht dort, sondern in seinem Lager, 3 Stunden nördlich davon, bei
Aschgar, wo ich die vergangene Nacht zugebracht hatte, weil er, wie ich
hörte, im Begriff war, gegen andere Beduinenstämme auszuziehen, mit denen
er in Feindschaft lebte. Ein Europäer oder europäischer Cónsul war
natürlich an diesem Orte nicht zu finden. Ich würde nun wegen eines Unterkommens,
wegen einer Anknüpfung mit dem Priester der Johannisjünger,
um dessentwillen ich diese Reise unternommen hatte, und hauptsächlich
wegen der Beziehung von Geldern in grosse Verlegenheit gekommen sein,
da ich aus Rücksicht auf die Unsicherheit der Fahrt mich nur mit dem
Nöthigsten versehen hatte, und eine Post dahin nicht ging, sondern Alles
durch Gelegenheit befördert werden musste, wenn sich nicht der englische
Vicecónsul von Bagdäd, Agha Chatschik, ein reicher, und seiner Stellung
wegen auch einflussreicher Armenier meiner mit wahrhaft aufopfernder
Freundlichkeit und Zuvorkommenheit angenommen hätte. Die Armenier
stehen im Allgemeinen in dem Orient in sehr übelm Ruf. Wenn man in
Triest das Sprüchwort hat, dass man aus einem Griechen 3 Juden schneiden
könne, und noch genug zu einem Zigeuner übrig behalte, so sagt man in
dem Orient, aus einem Armenier könne man 3 Griechen schneiden. Ich
selbst habe diese Erfahrung nie und nirgends gemacht. Nie bin ich von
einem Armenier übervortheilt worden, und habe im Gegentheil bei einer
stets zuvorkommenden Freundlichkeit nur die grösste Uneigennützigkeit
. G*