
dicke Strohmatten, so dass der Regen nicht durchdringen kann. Die hintere
Seite ist ebenfalls mit dichten Strohmatten zugedeckt, an der vordem
aber ist eine etwas niedrige Oeffnung zum Eingang gelassen. Thüren haben
sie natürlich nicht. Der Scheich liess sogleich Holz bringen, und nach dem
Boote tragen, und legte bereitwillig selbst Hand mit an. In diesem Dorfe
waren auch einige Lehmhütten, und 7 an einander gewachsene Palmen
standen an der kleinen Festung. Ein Araber brachte uns ein Lamm, welches
er erst für 5, dann für 4 Piaster (8 Sgr.) verkaufen wollte, wir konnten
aber keinen Gebrauch davon machen. In dem Libanon hatte ich einmal
23 Piaster vergebens für ein Lamm geboten.
Wir fuhren abermals die ganze Nacht durch; sie war still, nur dann
und wann durch das Geheul von Schakals oder das Geschrei von Kranichen,
wilden Gänsen oder ändern Vögeln unterbrochen, welche durch das Geräusch
der Ruder aufgescheucht wurden. Die Schiffer waren ängstlich vor
Beduinen, welche, obgleich unterworfen, doch oft Gelegenheit zum Raube
suchen. Gegen 4 Uhr arabisch in der Nacht sahen wir am rechten Ufer
ein Feuer, um welches herum viele Beduinen standen. Schon von Weitem
riefen sie uns zu „Berran“ , d. i. „fort von uns“ , und fragten uns, wer
wir seien? Auf unsere Antwort, dass wir Soldaten seien, fürchteten sie sich.
Zum Glück konnten sie bei dem Dunkel der Nacht nicht erkennen, wie klein
unser Boot war, noch weniger, wer oder wie Viele unser waren. Wir waren
nur 5 Personen, und hatten keine anderen Waffen, als meine beiden Pistolen
und meinen Jataghan bei uns. Wir fuhren weiter, und sahen nach einiger
Zeit ein Boot vom jenseitigen Ufer direct auf uns lossteuem. Nun
riefen w ir den Bootsleuten Berran! zu, und sagten ihnen, dass wir Pulver
und Blei bei uns führten, worauf sie vorbeischifften. igr
Die Nacht war empfindlich kalt; ich musste um mein Fess noch Tücher
binden, da ich besonders am Kopfe fror, und meinen Schlafrock über die
Steppdecke breiten. In der Nacht berührten wir die Dörfer el Abdägha
und Nakub. Um 12A/2 Uhr arabisch, am Morgen kamen wir bei einer zerstörten
Festung vorbei, um 2 Uhr bei Imäm Schelün, wobei eine Palmengruppe
und mehrere Strohhütten waren. Es drohte den Sonntag, und auch
den Montag früh noch mit Regen, was in dem kleinen Kahn doppelt unangenehm
gewesen wäre; doch glücklicherweise blieben wir davon verschont.
Bei Imäm Schelün und weiterhin sahen wir wieder an beiden Ufern Doläb’s.
Um 23/4 Uhr arabisch kamen wir bei dem Einfluss des Buwasil in den
Euphrat vorbei, welcher gleich den folgenden von der linken Seite kommt,
um 3 Uhr bei dem Einfluss des Basül, um 33/4 Uhr hatten wir an demselben,
linken Ufer die Palmengärten von Abu Dobbar (vermuthlich Name des
Besitzers). Es ist ein Dorf aus Lehmhütten bestehend, mit einer Lehmfestung.
Hier stiegen wir aus. Es wurden mir dort 2 Gylinder mit jedoch
sehr verwischter Keilschrift aus Wbrka (dem alten Arach) zum Kauf an-
geboten. Ich bot 8 Piaster dafür, erhielt sie aber nicht-, da die Engländer
sehr hohe Preise für alle Antiquitäten zahlen. Um 7 Uhr sahen wir am
rechten Ufer die Lehmfestung Qal’at el Arädsche, und wenige Minuten
darauf am linken Ufer ein Dorf, welches man mir Mal el Arädsche („Besitz,
Eigenthum des Arädsche“ , eines Scheichs) nannte. Beide sind mit Palmen
umgeben. Um 7 Uhr fuhren wir bei dem Einfluss des Mojet el Achsamje
in den Euphrat, und 10 Minuten später bei eiüer zerstörten Lehmfestung
mit Palmengarten vorbei. Kurz darauf war am linken Ufer das Dorf el
Ard^che von Palmen umgeben, untermischt mit Ricinus und Cy pressen;
auch am rechten Ufer waren Palmen und Hütten, die zu demselben Dorfe
gehören. Um 73(4 Uhr sahen wir Festung und Dorf el Echsmat am linken
Ufer, um Uhr an derselben Seite Qal’at Abu Gharab, und um 10 Uhr
el Asfurije (Sperlingsdorf) am gleichen Ufer; um 11 Uhr am rechten Ufer
den Palmengarten des Scheichs der Montefik, genannt Bostan Bet Adschib,
um 11 !/2 Uhr an demselben Ufer 2 weisse Hügel, die Teil el Lachm
(„Fleischhügel“) genannt wurden- Dort soll das Grab eines» Scheichs der
Montefik sein. Gegen Sonnenuntergang kamen wir bei einer grossen Lehmfestung
am linken Ufer vorbei, QaFat el Ekel.ibn Mena (nach dem Namen
eines Scheichs) genannt. Ich sah hier, wie den ganzen Euphrat entlang
viele schöne, weis's und blau gefiederte Hudhud „Wiedehopfe“ . Kurz darauf
legten wir am linken Ufer bei dem Dorfe Aschgar a n , dessen Whbnungen
aus Strohhütten und Zelten bestehen; gegenüber am rechten Ufer sind Pa lmengärten.
Die Nacht war wieder sehr kalt. Dennoch nahm ich die Einladung
des Scheichs, bei ihm in seiner warmen Strohhütte zu schlafen, nicht
an, theils weil ich mir keine unnöthigen Ausgaben machen wollte, theils um
meine Sachen auf dem Kahne zu bewachen, da ich fürchtete, dass mein
Diener, welcher leider einen sehr festen Schlaf, und die vorhergehende
Nacht mit mir durchwacht hatte,, einschlafen würde. Ich fürchtete die Spitzbüberei
der Dorfbewohner ebenso sehr als die der Araber der Wüste, daher
ich ihnen ankündigte, dass ich auf Jeden, der sich dem Kahne in der
P e t e r m a n n , R eise im Orient. II. 6