
der Mitte des Platzes ist eine Säule, auf welche die Köpfe der Hingerichteten
Verbrecher gesteckt werden. An den Seiten sind einzelne Buden und
L äd en ; die Mitte wird zum Exerciren des Militärs — es sollen nur
2— 3000.Mann hier stehen — so wie als Rossmarkt benutzt. Von da aus
kommt man wieder in einen dem vorigen gleichen, über grössern Basar, in
welchem G-egenstände aller Art zum Verkauf ausgeboten werden. Ueber-
haupt herrscht hier ein bedeutender Handel, und man findet hier Erzeugnisse
des Geweih- und Kunstfleisses der betriebsamen Perser in den verschiedensten
Branchen. — Kaum war es ruchbar geworden, dass wir (Engländer)
angekommen seien, so wurden wir vom Morgen bis zum Abend von allerlei
Händlern überlaufen, welche uns ihre Waaren anpriesen; und es kostete uns oft
nicht geringe Ueberwindung, die so schön uud zierlich gearbeiteten Sachen
zurückzuweisen. Eine eigenthümliche Fertigkeit besitzen . auch Mehrere
darin, mit dem Nagel des Daumens der rechten Hand zierliche Schriftzüge
und Figuren auf Papier zu zeichnen. Namentlich lieben die Perser im
Gegensatz gegen die sunnitischen Türken und Araber die Malereien, und
ihre Maler haben es in manchen Stücken, besonders in der Blumenmalerei
zu einer nicht geringen Kunstfertigkeit gebracht; nur haben sie von der
Perspective noch keinen rechten Begriff. Ausserdem ist Ispahän noch immer
der Hauptplatz für den Bücherhandel, und es gelang mir, hier manche
werthvolle Ankäufe für die königliche Bibliothek zu machen. "Einmal ritt
ich zu einem Bücherhändler in die Stadt, um mehrere Bücher zu kaufen;
zu ihm kamen noch Andere mit Büchern, und ich kaufte für 28 Tomän
(Dukaten). Der Eine von ihnen war unterweges um 3 Tomän bestohlen
worden, und weinte, und schlug «ich auf die Beine und in das Gesicht. Der,
bei welchem ich war, suchte vergeblich, ihn zu beruhigen: er hatte den
Knaben, welcher die Bücher getragen, in Verdacht, dass er sie ihm aus dem
Tuche, in welches er sie zugleich mit den Büchern eingebunden hatte, genommen.
Der Ladenbesitzer liess sich von ihm 1 Banawät (etwa 1 Sgr. an
Werth, eine kleine, dünne .Silbermünze) geben, und sagte ihm schwere Be-
theuerungen vor, die er zum Zeichen, dass er die Wahrheit rede, nachsagte.
Dann warf er das Geldstück dem Knaben hin, der ähnliche Betheuerungen
nachsprechen musste, was er auch unter vielen Thränen that. Endlich aber
fanden sich die 3 Tomän bei einem Ausrufer, welcher, nachdem er bei Aly
und Allem, was ihm heilig war oder sein sollte, geschworen hatte, das Geld
nicht gestohlen zu haben, mit Hülfe der Bastonade zum Geständniss getrieben
wurde, und dasselbe herausgab. Ueberhaupt sind Diebstahl und Betrug in
dem Orient,sehr gewöhnlich; aber der Perser übertrifft hierin den Araber
bei Weitem, und unter den Persern sind die Bewohner Ispahan’s die berüchtigtsten.
Einst, so erzählte man uns an einem ändern Orte, ich glaube m
Hamadän, begegnete ein Reisender dem Teufel, welcher einen Kasten auf
dem Rücken trug.- E r fragte ihn, was er darin habe, und erhielt zur Antwort,
dass er seinen Meister darin trage. Begierig, diesen zu sehen, bat er
den Teufel, den Kasten zu öffnen. E r tha t es, und siehe d a ,,e in kleiner
Ispahäner sprang heraus, Da wir die persische Schlauheit schon kennen
gelernt hatten, so verfuhr ich bei meinen Ankäufen mit .der grössten Vorsicht.
Einmal brachte mir ein Maler ein schönes Oelgemälde, Muhammed
Schah, den Vorgänger des jetzigen Schah’s (Nasr eddin Schah) fast in Lebensgrösse
darstellend, welcher, wie ich später erfuhr, sehr gut getroffen war.
E r verlangte dafür den enormen Preis von 100 Tomän (Dukaten)., Ich
entgegnete ihm, dass ich.es gar nicht kaufen wolle; er aber drang in mich,
■ihm zu sägen, was ich dafür geben würde, und ich erwiderte ihm, dass es
für mich nur den Werth von 5 Tomän habe. Entrüstet darüber, rollte er
es wieder zusammen, und ging fort, kam aber bald wieder, und fragte mich,
ob ich nicht wenigstens 50 Tomän geben wolle?,Ich aber blieb bei meinem
Satze stehen; er verlangte dann 30, 20 und endlich 10 Tomän. Ob es
gleich unbedingt so viel werth war, so wollte und konnte ich doch mit
Rücksicht auf die vielen Ankäufe, die ich schon gemacht, und auf meine
Kasse, nicht weiter gehen, und - endlich überliess er es mir auch dafür.
Nun,aber verlangte ich noch, dass er es erst restauriren solle, und auch
diess übernahm er. An Münzen und geschnittenen Steinen fand ich nur
wenig an diesem Orte, und das Wenige war auch meist zu theuer. Vieles
Vertheuerten uns aber auch unsere Diener, welche durch den Armenier, den
ich angenommen hatte, angeleitet wurden, bei jedem Ankauf, den ich
machte , von dem Verkäufer sich ein Geschenk geben zu lassen.
Ich erkundigte mich in Ispahän bei Armeniern und Persern nach der
Glaubwürdigkeit des Berichtes, welchen Chatsehatur von seinem Besuch m
Samarcänd gegeben hatte. Da derselbe, wie es scheint, weniger bekannt
geworden ist, so erlaube ich mir, ihn hier roitzutheilen.
Armenische Autoren, und unter ihnen auch Zeitgenossen des Timur,
erzählen, dass dieser Welteroberer in Armenien, so wie in allen Ländern,
welche er durchzog, alle Bücher, die er fand, wegnahm, und nach seinem