
seinen Grund darin haben, dass man sie oft ganz jung abhaut, und keine
neuen anpflanzt. Daneben sahen wir auch einige Särür „Brustheerbäume“,
und einen ändern Baum, der kleiner als die Eichen war, Mesan genannt,
mit langen, grünen, dünnen Zweigen, woran kleine Blätter einzeln standen,
und kleinen gelblich grünen Blumen. Am Eingang des Thaies stand ein
Häuschen mit schlechtem Regenwasser angefüllt, rechts in einiger Entfernung
ein Dorf. Die Ebene war angebaut, doch stand nichts mehr auf den
Feldern. Viele Süssholzpflanzen, welche gerade blühten, hatten sich als
Unkraut dort ausgebreitet, sie sind wegen ihrer langen viel verzweigten
Wurzeln fast gar nicht auszurotten. Wir durchschnitten diese Ebene, wo
wir vor Müdigkeit uns eine kurze Rast gegönnt hatten, die ich benutzte, um
einige Blumen zu sammeln, und stiegen dann, nachdem wir durch ein breites,
trockenes Strombette, dessen Spuren wir weithin verfolgen konnten,
geritten waren, den steinigen, steilen und beschwerlichen Berg auf der
gegenüber liegenden Seite hinauf, wo wir hinter der Karavanserai, weil
diese seihst zu schlecht war, auf einem breiten Vorsprung unser Zelt auf-
schlagen Hessen. Von da hatten wir eine herrHche Aussicht über die nahen
bewachsenen und die fernen kahlen Felsen und Felsenketten. Die Karavanserai
bot gar nichts dar, aber nahe dabei ist eine Quelle mit gutem, frischen
Wasser. Da wir erst gegen 8 Uhr Morgens hier anlangten, so hatten
wir die Hitze der Sonne schon ziemHch hart empfunden, und gegen Mittag
brannte sie gewaltig; nur selten regte sich ein kühles Lüftchen. Am Nachmittag
kamen nomadisirende, herumziehende Musikanten mit einer 1 saftigen
Cither, 1 breiten Tambour in (Tuffa) mit messingenen Ringen an der
Seite, dessen Fell bei dem Spielen genässt wurde, und 2 Andere mit topf-
artigen Instrumenten, deren Boden ebenfalls mit Fell überzogen war. Sie
•spielten uns etwas vor, und sangen dazu in der Weise, dass Einer anfing,
und die Ändern im Chor folgten; 2 Knaben tanzten singend dazu. Nur ein
Paa r Stücke Hessen wir uns von ihnen vortragen, dann sagte ich Mr. Brühl’s
Diener, dass er ihnen 2 Qrän (20 Sgr.) geben möchte. Dieser, ein schlauer
Bursche, suchte 2 falsche Qrän hervor, von denen, die wir in Kässerün bekommen
hatten. Als er sie ihnen aber gab, sagten sie ihm, er soUe sie nicht
für so thöricht halten, dass sie Münzen, die sie selbst machten, annehmen
würden. Nichts desto weniger versicherte er uns nachher, dass er ihnen
doch noch einen falschen Qrän mitgegeben habe. — Gegen Abend
wurde die Luft kühl, ich hätte da sehr gut botanisiren können, fand
aber nichts als einige wilde Feigenbäume und Kameeldorn, der überall
wächst u. s. w.
Der Vorsprung, auf welchem wir uns gelagert hatten, war noch lange
nicht auf der Spitze des Berges. Wir ritten nach Mitternacht gegen l'/sU h r
von da weg, und erreichten erst nach 2 Stunden den Gipfel, Kotd.li P in San
„Gipfel der alten Frau“. Der Weg war breit, aber voU von kleinen und
grössein Steinen, daher sehr beschwerlich. Zwei starke QueUen ergossen
ihre reichHchen Gewässer über denselben. An den Seiten waren viele Bäume
und Sträucher verschiedener Art, Eichen, Weissdorn, Botton u. s. w. und
viele wohlriechende Kräuter und Blumen, von denen ich manche noch nicht
gesehen hatte, auch schien die Schafgarbe (Dasät Aijan)O darunter zu sein.
Das Absteigen war anfangs minder beschwerlich, ging sehr allmäHg, nur
die letzte Strecke war ganz steil. Wir überwanden auch diese letzte schwierige
Partie glückHch, und ich war froh, über alle diese Kotäl’s, welche von
allen Reisenden als so beschwerlich und halsbrechend geschildert werden,
hinweg zu sein. Von da gelangten wir auf eine grosse Wiese, die wir erst
in nördHcher, dann in nordöstlicher Richtung durchschnitten. Der erste
Theil derselben war noch mit einigen Sträuchem bewachsen. Einige Nomadenzelte
sahen wir zur Rechten, und weiterhin eine scheinbar neue,
schöne Karavanserai. Wir hielten jedoch nicht an, sondern ritten weiter,
bis wir 2/3 der Wiese, wo sie bloss mit Gras bewachsen war, hinter uns
hatten. Der Qatirdschi war nicht zu bewegen, bis zu dem nur noch lj4 Stunde
entfernten Dorfe Dostardschün, am Ende der Wiese gelegen, zu gehen, weil
noch mehrere andere Karawanen sich uns angeschlossen hatten, die ebenfalls
dort Hieben, und er vorgab, dass es bei jenem Dorfe sehr, unsicher sei.
Ehe wir diesen Platz, wo wir unser Zelt aufscHugen, erreichten, ritten Mr.
Brühl und ich bei den ändern Karawanen vorbei, deren Esel ausser ihrer
Last noch Holz aufgeladen hatten. Das Maulthier, welches ich ritt, kam
einem solchen zu nahe, wurde von dem Holze in den Leib gestochen, stürzte
hin, sprang wieder auf, bäumte sich, und war wie besessen. Da ich den
Grund dieser plötzHchen Unruhe nicht kannte, so hielt ich es zurück, und
machte es dadurch, weil es wieder von dem Holze gestochen wurde, nur
noch wüthender, so dass es mich zuletzt abwarf. Ich fiel auf die linke Seite,
die mich mit dem Schulterblatte furchtbar schmerzte, so dass ich den Unken
Arm gar nicht bewegen, aufheben, j a nicht einmal ohne Schmerzen Athem
holen konnte, und in jeder Lage des Körpers die heftigsten Schmerzen hatte.