
Montag, den 10. Juli, ritten wir früh 2 Uhr von Serqün wieder
weiter nach Bend Emir, erst nordwestlich, dann östlich an sumpfigem Terrain
entlang, kahle Thonfelsen zu unserer Rechten. Wir ritten ziemlich
stark in der Ebene fort, und gelangten nach 3 Stunden nach Bend Emir.
Dort ist ein kleiner Fluss, Rüdchanei Bend Emir genannt, welcher ein natürliches
Wehr bildet; über demselben ist eine schöne künstliche Brücke,
460 Fuss lang mit 14 Bogen; das Wasser soll 40 Fuss tief sein, und treibt
21 Mühlen, jedoch ist Alles schon im Verfall. Nach kurzem Aufenthalt
ritten wir noch 2— 3 Stunden weiter bei Seidabad — so genannt, weil dort
lauter Seid’s (Nachkommen von Muhammed oder Aly) wohnen, welche keine
Abgaben zahlen, und Bavand vorbei, nach Kenäre (auch Dschenäre gesprochen),
wo wir uns in einem Garten lagerten. In demselben sahen wir
eine Art Weiden mit grünen Blüthenbüscheln, Bid genannt, welche auch
Manna, Kes geben, und allerhand Fruchtbäume. Z u rZ e it des ’Asr, etwa
um 3 Uhr Nachmittags, brachen wir von da wieder auf, und ritten noch bei
Beduinenlagern der Illyäti vorbei, in fast gerader östlicher Richtung durch
sumpfige Reisfelder bis zu dem etwa 3/4 Stunde entfernten T s c h e h i l Mi-
n ä r , „die 40 Thürme, auch Tachti Dschemschid „Thron oder Residenz von
Dschemschid“ genannt, d. i. Persepolis, wo wir unter der grossen Treppe
unsere Zelte aufschlagen liessen. Etwa 500 Schritt vorher hatten wir eine
Mühle passirt. Der Eindruck dieser merkwürdigen Ruinen, welche fast
ganz noch so erhalten sind, wie Niebuhr sie sah, ist wahrhaft imposant. Sie
liegen nicht auf dem Gipfel des Berges, sondern auf einer Terrasse. Eine
schöne, breite Doppeltreppe von 100 niedrigen Stufen führt in schräger
Richtung gerade auf den Eingang. Die Seitenmauern dieser zum Theil künstlichen
Terrasse sind theils aus dem lebendigen Felsen gehauen, theils von
Quadersteinen verschiedener Grösse aufgeführt', nicht gerade, sondern bald
vorspringend, bald zurücktretend. An der Süd- und Nordseite ist diese
Grundmauer an einigen Stellen so sehr beschädigt, dass man ohne viele
Mühe hinauf- und hinunterklettem kann. Eigentlich bildet aber die eben
erwähnte prächtige Doppeltreppe von schönem, hartem Marmor, welche so
leicht zu besteigen ist, den einzigen Aufgang. Ganz oben auf der Treppe
scheinen Löcher in derselben auf Thürangeln hinzudeuten, so dass man annehmen
muss, hier sei ein Thor gewesen, welches den ganzen Tempel, oder
richtiger wohl Palast verschlossen habe. Vielleicht waren auch 3 Thore
hier, nach Norden, Süden und Osten gerichtet. Daraus, wie aus ändern
Ueberresten erkennt man, dass das Plateau oben noch mit einer hohen
Mauer umgeben gewesen sein muss. Ohne die etwas tiefer gelegene und
nicht bebaute Terrasse im Süden fand ich die obere von Norden nach Süden
555 Schritt lang, und von der westlichen Grundmauer bis zu dem Ende der
Gebäude nach Osten 340 Schritt breit. Jedoch ist nicht das ganze Plateau
bebaut. Von dem Eingang bis zu dem Nordende, in einer Ausdehnung von
etwa 160 Schritt in der Länge sieht man keine Spur von Gebäuden, vielmehr
ist der Platz ungeebnet; hier und da liegen rohe und halb behauene
Felsstücke, auch ein grosses Stück einer Säule, welches noch nicht gereift
ist, so dass man daraus schliessen muss, dieser Platz sei für die Zubereitung
der Steine bestimmt gewesen. Da er jedoch auch mit von der Grundmauer
eingesehlossen ist, so lässt sich wohl annehmen, dass auch er bestimmt war,
Gebäude zu tragen, die jedoch nicht zur Ausführung kamen.
Wenn man die grosse Treppe hinaufkommt, so hat man etwa 10— 15
Schritt gegenüber in gerader Richtung nach Osten den eigentlichen Eingang,
2 hohe Wände von Quadersteinen aufgeführt, mit den beiden dem
Eintretenden entgegen gerichteten kolossalen fabelhaften Thieren, welche
nach vorn und nach der innem Seite des Eingangs als Hautreliefs hervortreten.
Leider sind von beiden die Köpfe abgeschlagen, so dass man nur
vermuthen kann, sie sollen Einhörner darstellen. Der Fussboden ist mit
Marmorplatten belegt. 10 Schritt hinter dieser Wand stehen zu beiden Seiten
2 Säulen noch vollständig, dem Schatten nach zu urtheilen 33 Fuss hoch,
2 andere nur angedeutet, hinter diesen ist ein gleicher Gang von 2 hohen
Wänden eingeschlossen, deren hintere Front, gerade nach Osten gerichtet,
mit 2 ähnlichen, gleich grossen, aber geflügelten Thieren mit menschlichem
Angesicht, an denen nur die Nasen beschädigt werden konnten. — Von da
nach Süden zu ist ein 90 Schritt langer, breiter Platz, auf welchem man
nach Osten hin einige Trümmerhaufen, und sonst nichts weiter sieht als ein
Bassin in der Mitte, welches in Verbindung gestanden zu haben scheint mit
einem unterirdischen Kanal, der in gerader Richtung bis zu dem Südende
geht, wo er in einen an dem obem Rande von Ost nach West geführten
gleichfalls verdeckten Kanal mündet. — Von diesem 90 Schritt langen,
freien Platze steigt man nach Süden gewendet auf einer Mitteltreppe, gleich
der grossen Haupttreppe einer doppelten, welche zu beiden Seiten 25 breite,
ebenfalls niedrige Stufen hat — weiter östlich ist noch eine kleinere Treppe
W t zu der grossen Säulenhalle. An dieser Treppe sind die mittlere Wand,